Wirtschaft „Historischer Einbruch“: Margen der Autozulieferer auf Tiefstand

Autor Svenja Gelowicz |

Die Zulieferer haben im laufenden Geschäftsjahr historisch wenig verdient. Laut einer Studie trennen vor allem vier Kriterien diejenigen Unternehmen, die als Gewinner oder Verlierer der Coronakrise hervorgehen könnten.

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Viele Jobs in der Autobranche stehen auf der Kippe.
Viele Jobs in der Autobranche stehen auf der Kippe.
(Bild: VW)

Die Gewinnmargen der Automobilzulieferer sind im laufenden Geschäftsjahr stark abgeschmolzen. Im ersten Halbjahr haben die Unternehmen im Durchschnitt nur 1,7 Prozent operativen Gewinn erwirtschaftet. Das ist ein Ergebnis der Studie „Global Automotive Supplier Study 2020“ von Roland Berger und der US-Investmentbank Lazard, für die die Autoren Geschäftszahlen von 600 Zulieferern weltweit analysiert haben. Der Umsatz sei im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt um 15 bis 20 Prozent eingebrochen.

Die Beratung rechnet damit, dass der Höchststand an weltweit verkauften Pkws aus dem Jahr 2017 erst im Jahr 2026 erreicht werden kann. Während die Erholung in China und Südamerika schneller einsetze, dauere sie in Europa und Nordamerika länger.

Banken prüfen Zulieferer restriktiver

Wenn die Geschäftskennzahlen der Branche nach unten rauschen, leidet auch die Bonität vieler Automobilzulieferer. Christof Söndermann, Managing Director bei Lazard: „Wir konnten bereits 2019 beobachten, dass Banken bei der Kreditfinanzierung restriktiver werden. In den vergangenen Monaten mussten sich viele Zulieferer mit der Abstufung ihrer Bonität am Finanzmarkt auseinandersetzen. Das hat den finanziellen Druck weiter erhöht.“

Die Berater nennen vier Kriterien, wonach sich „in den nächsten Jahren die Gewinner und Verlierer der Coronakrise“ unterscheiden würden:

  • Konsequente Markt- und Technologieführerschaft in jedem bedienten Geschäftsfeld
  • Strategische Kohärenz, die ein in sich schlüssiges Produktportfolio beinhaltet, das die Realisierung von Synergien erlaubt
  • Eine kritischen Unternehmensgröße, um sich ausreichenden Zugang zum Kapitalmarkt zu sichern
  • Konsequente Umsetzung der getroffenen Entscheidungen und eine leistungsorientierte Unternehmenskultur

Die Berater blicken düster in die Zukunft: Die Margen der Automobilzulieferer bleiben belastet, die Herausforderungen der nächsten Jahre würden viele Zulieferer strukturell überfordern. Daher erwarten die Berater eine stärkere Konsolidierung. „Der CEO eines Automobilzulieferers muss mit seinem Management-Team einen Drahtseilakt schaffen – auf der einen Seite Commodity-Aktivitäten konsequent restrukturieren oder sich davon trennen; auf der anderen Seite Risiken eingehen und mit intelligentem Kapitaleinsatz die Basis legen, um künftige Wachstumsfelder profitabel entwickeln zu können“, sagt Christof Söndermann. „Deshalb erwarten wir verstärkt strategische Kooperationen, die schneller zu relevanter Marktgröße oder dem Zugang zu neuer Technologie verhelfen können.“

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