E-Mobilität Renault Scenic Vision: Elektro-Studie mit Wasserstoff-Reserve

Quelle: sp-x |

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Der neue Renault Scenic ist noch eine Vision. Trotzdem verrät der Hersteller bereits einige Details: Eines steckt im Antrieb und überrascht.

Der neue Renault Scenic kommt 2024 auf den Markt. Der „Vision“ im Bild gibt einen Ausblick auf den neuen Van.
Der neue Renault Scenic kommt 2024 auf den Markt. Der „Vision“ im Bild gibt einen Ausblick auf den neuen Van.
(Bild: Renault)

Vor 26 Jahren erschien der erste Renault Scenic, gedacht für Familien mit Platzbedarf und Spaß am komfortablen Reisen dank besserem Überblick als in den normalen Limousinen. Er wurde zum Vorbild für viele andere, zum Beispiel den Opel Zafira oder den VW Touran. Inzwischen hat der SUV-Boom diesen Mini-Vans weitgehend den Rang abgelaufen. Demnächst rollt der letzte Scenic vom Band, der größere Grand Scenic geht in die Verlängerung.

Die Fans müssen allerdings nicht trauern. Zumindest der Name bleibt erhalten, schmückt aber künftig ein Auto, das mit dem Original von einst nichts mehr gemein hat. In einem Pariser Vorort zog Renault jetzt das Tuch vom Scenic „Vision“, einer Studie des neuen Vans. Er wird in zwei Jahren nach den E-Tech-Modellen von Twingo, Zoe und Megane der vierte Renault-Pkw mit Elektroantrieb. Und er folgt der Grundform, die viele der neuartigen Stromer heute haben.

Bis zu 800 Kilometer Reichweite mittels Brennstoffzelle

Die technischen Daten des neuen Kompakt-Renaults sind noch weitgehend Verschlusssache. Im ersten Schritt soll er die Technik des Megane E-Tech nutzen. Das Basismodell wird also die 40 kWh-Batterie und den E-Motor mit 96 kW/130 PS an Bord haben. Ob auch die stärkere Megane-Version (60 kWh-Batterie, 162 kW/220 PS) im Scenic zu haben sein wird, verrät Renault noch nicht.

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Überraschend ist aber eine neue Technik, die skeptischen Kunden den Umstieg aufs E-Auto schmackhaft machen soll. Dabei geht es um die Reichweiten-Angst, immer noch ein Argument der Strom-Verweigerer. Die Top-Version soll eine Art Hybridantrieb an Bord haben. Natürlich nicht einen Verbrennungsmotor wie heutige Doppelherz-Systeme. Der Scenic wird eine hinter der Batterie montierte Brennstoffzelle an Bord haben, die 16 kW/22 PS leistet und mit grünem Wasserstoff aus einem Tank unter der Fronthaube betrieben wird.

Der damit erzeugte Strom dient nicht direkt dem Antrieb, sondern ist nur für das Nachladen der Batterie zuständig. So will Renault die elektrische Reichweite der 40 kWh-Batterie auf bis zu 800 Kilometer erweitern. Geht der Vorrat an Wasserstoff zur Neige, kann in weniger als fünf Minuten an einer H2-Zapfsäule nachgetankt werden.

Hybrid-Version des Renault Scenic ab 2030

Renault rechnet damit, dass das Netz an Wasserstoff-Tankstellen bis Anfang des nächsten Jahrzehnts immer dichter werden wird und will deshalb den Hybrid-Scenic auch erst dann an den Start bringen. Dazu allerdings muss die heutige Plattform an das neue Antriebskonzept angepasst werden. So wandert der E-Motor ins Heck, das Auto bekommt also Hinterradantrieb. Die Idee: Bei alltäglichen Touren unterscheidet sich der Scenic nicht von anderen E-Autos, bezieht seinen Fahrstrom aus der Batterie.

Vor einer längeren Reise berechnet das Navigationssystem, wie intensiv die Brennstoffzelle als Kraftspender zur Unterstützung genutzt wird. Bei kaltem Wetter kann per Wasserstoff der Akku für eine längere Reichweite erwärmt werden. Die Ingenieure rechnen damit, dass der Wasserstoff-Tank etwa alle drei Stunden neu befüllt werden muss. Am Zielort angekommen, wird das geparkte Auto wieder per Wallbox nachgeladen.

Türen des Scenic öffnen sich gegenläufig

Ob VW ID 3, Hyundai Ionic 5 oder auch der größere Bruder Renault Megane E-Tech: Die neue Golf-Klasse glänzt durch langen Radstand, weit nach außen gerückte Räder und einen luftigen Innenraum, weil ja viele Attribute der Verbrenner-Generation nicht mehr nötig sind. Und da die flachen Batteriezellen stets im Unterboden verschwinden, ergibt sich eine höhere Sitzposition – was wiederum auch die SUV-Fans akzeptieren können.

Nein, mit dem künftigen Serienauto hat die „Vision“ genannte Studie der neuen Scenic nichts zu tun. Aber die Silhouette und die Proportionen werden sich bis zum Erscheinen kaum noch verändern. Ein bulliger Typ, dessen satter Auftritt für eine neue Art der Sportlichkeit steht, die sich nicht mehr an immer mehr PS orientiert, sondern durch teilweise recht wildes Karosserie-Gezacke an Seiten und Heck Modernität ausdrücken will.

Kombiniert ist das Design mit LED-Elementen wie den acht Einzel-Strahlern vorne, die die bislang braven Scheinwerfer ablösen. Viele der Details werden es nicht in die Serie schaffen. Dazu gehören die Türen, die sich nach der Kleiderschrank-Logik gegenläufig öffnen und so ohne mittlere Säule auskommen müssen. Sie dürften die Crash-Test-Regeln wohl kaum überstehen.

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Fußboden aus recyceltem Plastik

Auch das Innenleben mit dem fast rechteckigen Steuerhorn dient derzeit eher der Show ohne Realitätsbezug. Die vielen kleinen Zusatzbildschirme sollen Informationen bieten, die sonst in einem Zentralmonitor gebündelt werden. Neu sind auch Airbags, die sich wie ein Kokon um die Insassen legen.

Viel wichtiger als derartige Schaustücke ist das ernsthafte Vorhaben, den Scenic zum wirklich „grünen“ Modell zu machen. Dabei geht es um die zahllosen versteckten Materialien und Bauteile, die bei ihrer Produktion einen mehr oder weniger großen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Beispiele sind der Fußboden aus recyceltem Plastik von Milchflaschen oder Kunststoffrohren und alle Aluminiumteile des Scenic.

Das gleiche gilt zu 95 Prozent für den verwendeten Stahl. In Summe werden zu 70 Prozent recycelte oder erneuerbare Materialien verwendet. Ziel ist es auch, dass 95 Prozent der Teile nach Ende eines Scenic-Lebens wiederverwertbar sind.

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