Kosten VDA fordert geringere Stromsteuer für Unternehmen
Der VDA hat auf seinem Mittelstandstag Ende Mai eine geringere Stromsteuer gefordert. Der Grund: Immer mehr Unternehmen aus Automobilindustrie und industriellem Mittelstand verlagerten ihre Investitionen ins Ausland.

„Die Transformation ist für die Automobilindustrie eine große Herausforderung und insbesondere der Mittelstand ist in Zeiten von sich überlagernden und verstärkenden Krisen besonders gefordert. Die Unternehmen treiben den Wandel mit maximaler Entschlossenheit, mit Investitionen und Innovationen voran. Um erfolgreich zu bleiben, ist es entscheidend, dass die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller bei der Eröffnung der 23. Mittelstandstagung in Bonn.
„Der internationale Standortwettbewerb ist in einer entscheidenden Phase. Berlin und Brüssel müssen darauf entschiedener reagieren: nicht mit neuen Regeln und Auflagen, sondern mit konkreten Entlastungen und Vereinfachungen. Ob Energiepreise, Bürokratie, Taxonomie oder eine zielführende Fachkräftepolitik – hier wird Wettbewerbsfähigkeit verspielt.“
Unternehmen leiden unter den Energiekosten
Müller stellte zudem die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage vor, die der VDA im Mai unter den Automobilzulieferern sowie den mittelständisch geprägten Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen durchgeführt hat. Demnach sei der Anteil der Unternehmen, die unter einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften leiden, auf inzwischen 85 Prozent gestiegen. Zudem gaben 72 Prozent der Unternehmen an, durch Bürokratie stark belastet zu sein. Rund drei von vier Unternehmen (74 Prozent) beklagten die zum Teil sehr starke Belastung durch die hohen Strompreise; weiter gestiegen sei auch der Anteil der Unternehmen, die unter den Gaskosten litten.
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Müller wertet daher das Thema Energiekosten weiterhin als eine der zentralen Herausforderungen für die Automobilzulieferindustrie und den automobilen Mittelstand in Deutschland. „Unsere Industrie braucht international wettbewerbsfähige Energiepreise, um die Transformation zu meistern und im globalen Wettbewerb erfolgreich zu sein. Es ist daher dringend notwendig, dass die Politik mit entsprechenden Entscheidungen und Strategien für günstigere Preise und einen gesicherten Zugang zu Energien sorgt“, forderte Müller."
Brückenstrompreis auch für industriellen Mittelstand
Bei der Diskussion um die Einführung eines Industriestrompreises müsse deshalb auch der industrielle Mittelstand berücksichtigt werden. Der geplante Brückenstrompreis sei bisher nur für energieintensive Unternehmen vorgesehen, der wichtige industrielle Mittelstand werde dadurch im Wesentlichen außen vor gelassen, sagte Müller.
Dabei sei gerade dieser Sektor ebenfalls auf wettbewerbsfähige Strompreise angewiesen. Positiv wertete Müller, dass nach derzeitigen Planungen Transformationsindustrien, wie Batterie- oder Halbleiterfabriken, von dem Brückenstrompreis profitieren sollen.
Um die Strompreise zu senken, müsste die Politik umgehend die Stromnebenkosten in den Blick nehmen und deshalb die Stromsteuer (2 Ct./kWh) auf den europäischen Mindestsatz von 0,05 Ct./kWh senken. Die Konzessionsabgaben (1,66 Ct./kWh) sollten gänzlich entfallen, fordert Müller.
Unternehmen wollen Investition in andere EU-Länder und nach Nordamerika verlagern
Die Umfrage zeige außerdem, dass sich die Investitionsverlagerungen der Unternehmen verfestigten: Immer mehr Unternehmen wollen wegen der hohen Kosten in Deutschland lieber im Ausland investieren; andere streichen gar bereits geplante Investitionen. Müller forderte daher von der Politik ein „ambitioniertes Programm für Wettbewerbsfähigkeit und Standort“.
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Andere Länder wie die USA zögen Investitionen mit attraktiven Standortbedingungen an. „Wenn wir hier international nicht abgehängt werden und Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland und Europa sichern wollen, brauchen wir eine entschlossenere und mutigere Industriepolitik, die ermöglicht, statt zu verhindern: weniger Bürokratie, mehr Handelsabkommen, eine besser abgesicherte Energie- und Rohstoffversorgung, ein konkurrenzfähiges Steuersystem und einfachere und schnelle Genehmigungsverfahren. Nur so können wir auch Leitmarkt für Klimaschutztechnologien werden.“
Der 23. Mittelstandstag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) stand unter dem Leitthema „Risiko und Resilienz“. Auf der zweitägigen Konferenz in Bonn ging es vor allem um die Diversifikation und Stabilisierung automobiler Lieferketten. (thg)
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