Wirtschaft Autoexperte: Mercedes verfolgt „Hochrisikostrategie“

Quelle: dpa

Mercedes-Benz gehe mit seiner Luxusstrategie den falschen Weg, sagt Autoexperte Willi Diez. Der Hersteller riskiert damit Arbeitsplätze.

Mercedes richtet sich unter anderem auf den E-Antrieb aus.
Mercedes richtet sich unter anderem auf den E-Antrieb aus.
(Bild: Mercedes-Benz)

Der Autoexperte Willi Diez hat die Unternehmensstrategie von Mercedes-Benz kritisiert. Das Unternehmen sei sehr stark auf den E-Antrieb, auf eine kleine Kundengruppe und auf den Absatzmarkt China ausgerichtet, sagte Diez vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ am Montag (13. Februar). Damit gehe Mercedes ein großes Risiko ein. Sollten sich die dahinter stehenden Annahmen als nicht zutreffend erweisen, fehle es an Handlungsoptionen.

Mercedes-Chef Ola Källenius verfolge somit „ganz klar eine Hochrisikostrategie“, sagte Diez. Er sei „stark an den Finanzmärkten orientiert und bestrebt, die verfügbaren Mittel sehr konzentriert einzusetzen“. Das seit ein Gegensatz zu früheren Zeiten.

Diez sieht Profitabilität und Beschäftigung in Gefahr

Um bei Luxusautos eine führende Rolle zu spielen, müsse man „sehr viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren“, sagte der Experte. Gelinge es nicht, die Einbußen beim Absatz im unteren Segment durch höhere Verkäufe in den höheren Segmenten wenigstens zu kompensieren, werde es „für die Profitabilität und auch für die Beschäftigung extrem kritisch“.

Im vergangenen Jahr hatte Mercedes-Benz angekündigt, sich stärker auf Luxusautos konzentrieren zu wollen. Dafür ist für dieses Jahr eine neue E-Klasse geplant sowie ein zusätzliches Modell speziell für chinesische Kunden. China ist der weltweit wichtigste Absatzmarkt für Mercedes-Autos.

Betriebsrat sieht Arbeitsplätze durch Euro 7 bedroht

Ungemach droht ansonsten Mercedes von Seiten der Gesetzgeber: Euro 7 steht bevor. Die EU-Kommission hatte im November Vorschläge für eine Überarbeitung der Abgasnorm gemacht. EU-Staaten und Europaparlament müssen noch über das Vorhaben verhandeln und sich auf eine gemeinsame Linie verständigen. Derzeit ist vorgesehen, dass die Regeln ab Mitte 2025 für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in Kraft treten sollen.

Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali kritisierte die Pläne der EU-Kommission. „Der Einführungstermin ist unrealistisch und passt nicht zur Transformation der Werke“, sagte Lümali der Deutschen Presse-Agentur. Laut Lümali benötigten die technischen Lösungen dafür deutlich mehr Zeit. Zwar seien die Techniker und Entwickler bei Mercedes sicher in der Lage, Lösungen zu finden, aber nicht in diesem Zeitrahmen.

„Mercedes-Benz unterstützt Maßnahmen, die zur Verbesserung der Luftqualität beitragen“, sagte Lümali. „Ich kenne niemanden bei uns im Haus, der Euro 7 komplett ablehnt.“ Die Abgasnorm müsse aber zeitlich und technisch machbar sein, sonst werde früher als geplant aus dem Geschäft mit dem Verbrenner ausgestiegen, ohne dass ein schneller Hochlauf der Elektromobilität die Auswirkungen in der Produktion ausgleichen könne. „Dadurch werden tausende Arbeitsplätze bei Mercedes bedroht“, sagte Lümali. Der Betriebsratschef forderte, den Zeitrahmen deutlich zu überarbeiten.

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