Entwicklung„Ein globaler Vorreiter in der Smart Industry“
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Peter Mehrle, Geschäftsführer von Akkodis Deutschland, über die Integration der Unternehmen AKKA und Modis, die Neuausrichtung des Portfolios und den anhaltenden Wandlungsprozess der Engineering-Dienstleister (EDL)-Branche.

Herr Mehrle, im Februar 2022 hat der Schweizer Personaldienstleister Adecco seine Tochtergesellschaften AKKA und Modis unter dem Namen Akkodis zusammengelegt. Seit November 2022 ist Akkodis auch am deutschen Markt präsent. Wie hat sich das Unternehmen seither entwickelt?
Peter Mehrle: Zunächst eine kurze Einordnung: Die Adecco Group hatte sich entschieden, AKKA zu kaufen, um einer der weltweit führenden Engineering- und IT-Dienstleister zu werden. Die drei globalen Geschäftsbereiche der Adecco Group sind in 60 Ländern aktiv: Adecco steht dabei für das Personaldienstleistungsgeschäft, LHH für Themen wie Personalberatung, Outplacement sowie Coaching, und die Akkodis fungiert als eigenständige Marke für Engineering- und IT-Dienstleistungen. Zur Akkodis Germany GmbH gehören alle deutschen Standorte mit derzeit etwa 6.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
AKKA war Engineering-geprägt mit Kerngeschäft in Europa. Modis ist in den Feldern IT-Consulting und IT-Dienstleistung bereits international gut aufgestellt. Durch den Zusammenschluss verfügen wir nun als Akkodis über eine sehr viel breitere Kompetenz.
Das erweiterte Portfolio in Engineering und IT mit 50.000 Ingenieuren und Software-Entwicklern weltweit kommt sehr gut am Markt an, auch weil bei unseren Kunden das Engineering und die IT mehr und mehr zusammenwachsen. Außerdem verschiebt sich der Fokus der Automobilindustrie zunehmend von einem produkt- hin zu einem kundenorientierten Ansatz. Damit rücken solche Services in den Vordergrund, die unseren Kunden einen messbaren Mehrwert bieten.
Was waren Ihre beiden persönlichen Akkodis-Highlights in den vergangenen zwölf Monaten?
Erstens ist es uns sehr gut gelungen, die 4.000 Mitarbeiter der AKKA und die 2.200 Mitarbeiter der Modis in die Akkodis zu integrieren. Wir haben eine gemeinsame Kultur, Vision und Organisation entwickelt und weitgehend umgesetzt. Das neue Management setzt sich nahezu paritätisch aus den beiden ehemaligen Unternehmen zusammen. Im Rahmen unserer Tech-Tasting-Roadshow sind wir an alle Akkodis-Standorte gereist, um uns den Mitarbeitern vorzustellen und über Technologiethemen zu sprechen. Das hat allen Beteiligten sehr viel gebracht.
Zweitens bekommen wir durch den Zusammenschluss beider Unternehmen neue Anfragen, in einer Breite und mit Leistungsumfängen, die wir alleine nicht hätten stemmen können. Das bestätigt unsere Strategie.
Darüber hinaus haben wir in den vergangenen zwölf Monaten sehr viele Events besucht, um die Marke Akkodis bekannt zu machen. Und was mich außerdem sehr gefreut hat: Als Modis waren wir Engineering-Partner für das Mercedes-EQ Formula-E-Team. Jetzt sind wir als Akkodis Engineering-Partner für das Formel-1-Team von Mercedes AMG Petronas.
Welche Leistungen der Akkodis wurden zuletzt besonders nachgefragt?
Wir bekommen überdurchschnittlich viele Anfragen in den Feldern Embedded Systems und Digitalisierung. Im Zuge dessen entwickeln wir Applikationen für das Fahrzeug und die Fahrzeugumgebung. Weil die Autos immer mehr Funktionalitäten haben, muss viel mehr getestet werden als früher. Dabei gewinnt das Thema automatisierte Validierung stark an Bedeutung. Die Kunden können bei uns Validation-as-a-Service kaufen und müssen keine eigene Testinfrastruktur aufbauen.
Weiterhin wird in den Unternehmen die Bauteilverantwortung zunehmend von der Feature-Verantwortung abgelöst. Die damit einhergehende, stärkere funktionale Denke können wir mit unserer Hard- und Software-Kompetenz bedienen. Außerdem bieten wir in unserem Mobility-Spin-off – außerhalb des klassischen Geschäfts – auch Herstellern neuer Mobilitätsformen und -konzepte unsere Entwicklungskompetenzen an.
Wie weit ist die Neuausrichtung des Portfolios abgeschlossen?
Wir haben im Rahmen des Integrationsprozesses eine Portfolio-Analyse durchgeführt und bewertet, welche Teile unseres Geschäfts nachhaltig und zukunftsfähig sind und welche nicht. Die strategische Analyse ist abgeschlossen, ebenso wie der Großteil der Umsetzung. In auslaufende Technologien investieren wir nicht mehr. Parallel schulen wir Mitarbeiter aus diesen Bereichen über unsere Akkodis Academy um beziehungsweise qualifizieren sie entsprechend weiter.
Akkodis sieht sich als Vorreiter im Bereich Smart Industry. Was konkret verstehen Sie darunter, und woran machen Sie die Vorreiterrolle fest?
Gerade in Deutschland, wo wir aus einer sehr effizienten Produktion kommen, passt der Begriff Smart Industry unseres Erachtens sehr gut. Wir verstehen die Smart Industry als die Verschmelzung von IT und Engineering. Digitale Prozesse, digitale Produkte und digitale Services stehen dabei im Mittelpunkt der Unternehmenstransformation.
Als Vorreiter in der Smart Industry weisen wir nicht nur über 30 Jahre Erfahrung in den Bereichen Digital und Engineering auf, sondern unterstützen unsere Partner mit unserem 360-Grad-Angebot auch bei der Einführung von Smart-Industry-Lösungen in den Unternehmen. Dabei beinhaltet unsere kombinierte IT- und Engineering-Expertise ein End-to-End-Lösungsangebot – von der Schulung von Teams bis hin zur effektiven Projektabwicklung.
Insgesamt decken wir mit unserer 7x7x4-Strategie sieben Industrien, sieben Tech Practices und vier Servicelinien ab. Für die Automobilindustrie können wir zum Beispiel die Hardware – das Fahrzeug – entwickeln, und dessen Seele – die Software und Funktionalität. Das können nicht so viele Unternehmen am Markt anbieten.
Mit dem kombinierten Fachwissen und den Ressourcen in Sachen IT und Engineering will Akkodis auch zu mehr Innovation und Performance beitragen. Können Sie Beispiele nennen, wo das bereits gut gelingt?
Wir arbeiten zum Beispiel im Forschungskonsortium „IQuAn“ mit, einem Projekt zum Ionen-Quantenprozessor mit HPC (High Performance Computing)-Anbindung für den Aufbau einer robusten Quantenprozessor-Plattform. In der Skalierbarkeit und Qualität der Rechenleistung sehen wir unter anderem den Schlüssel zum Erfolg bei der Umfeldüberwachung auf dem Weg zum autonomen Fahren. Die Zusammenarbeit mit der Universität Mainz und anderen Forschungsinstituten ist nur ein Beispiel von vielen und betont unsere Ausrichtung an neuen Technologiefeldern.
Weiterhin sind wir seit einigen Jahren am sogenannten Aorta-Projekt beteiligt, mit dem Ziel „Leben retten durch künstliche Intelligenz“. Dabei geht es um eine automatisierte Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge im Straßenverkehr. Technologieunabhängig ermöglichen wir es Rettungswagen, auf Fahrfunktionen zuzugreifen.
Auch am Fahrzeugkonzept U-Shift des DLR, das gerade auf der Bundesgartenschau in Mannheim unterwegs ist, haben wir mitgearbeitet und den fahrbaren Demonstrator in unserer Concept-Abteilung gebaut. Das Driveboard des Shuttles ist elektrisch, automatisiert, sicher und leise unterwegs. Mit unterschiedlichen Kapseln können Personen und Güter transportiert werden.
Insgesamt sind wir überzeugt davon, dass bei der Entwicklung von neuen Mobilitätskonzepten Themen wie KI, Quantencomputing, Advanced Software Engineering und Big-Data-Analyse eine wichtige Rolle spielen werden.
Wie wichtig erachten Sie neue Mobilitätsformen mit Blick auf die künftige Entwicklung von Akkodis?
Mobilität muss vor dem Hintergrund der digitalen Transformation vollkommen neu gedacht werden. Der Wandel hin zu einer Smart Industry erfordert neue und innovative Mobilitätskonzepte, eine Verschiebung von Hardware- zu Softwarelösungen sowie neue Modelle für die Interaktion mit Kunden. Das gilt gleichermaßen für den Straßen-, Luft- und Schienenverkehr. Die Bahnindustrie ist ein großer Kundenbereich für die Akkodis – insbesondere in Frankreich. Ferner diversifizieren wir in Richtung Aerospace. Außerhalb der Mobilität profitieren wir in der Informations- und Telekommunikationsbranche von der Expertise, die die Modis eingebracht hat. Und auch in der Life-Science-Branche konnten wir uns zuletzt stärker positionieren.
Gewinnt das Thema Sustainable Engineering an Bedeutung? Was können Sie Ihren Kunden diesbezüglich anbieten?
Hier bauen wir gerade zusätzliche Kompetenzen auf. Großes Potenzial sehen wir insbesondere bei den Themen Batterie, Ladeeffizienz und Energiegewinnung. Zum Beispiel wollen wir mit unserem Smart-Battery-Konzept neue Denkanstöße setzen. Es beinhaltet eine Vielzahl von Batteriechemien und Zelltypen, die zur Stromversorgung größerer elektronischer Geräte verwendet werden können. Diese Module können nicht nur unterschiedliche Geräte mit Strom versorgen, sondern sie können auch von einem Gerät zum anderen transportiert werden. Und im Sinne der Kreislaufwirtschaft kann die Batterie auch in einem zweiten Lebenszyklus genutzt werden.
Des Weiteren arbeiten wir zusammen mit der TU München am Forschungsprojekt „Charge.COM“. In diesem werden diagnostische Ladeverfahren mit Hilfe künstlicher Intelligenz und Cloud-Anbindung entwickelt. Es trägt damit zur Digitalisierung der Ladeinfrastruktur und Planbarkeit des Einsatzes von Elektrofahrzeugen bei.
Nachdem große Zukäufe vor zwei, drei Jahren das Marktgefüge der EDL-Branche verschoben haben, gab es zuletzt eher kleinere Akquisitionen, mit denen die Unternehmen ihr Portfolio abgerundet haben. Ist der Wandlungsprozess der Branche schon abgeschlossen?
Nein, die Konsolidierung wird weitergehen. Derzeit sind allerdings nicht so viele große Assets am Markt verfügbar, und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Zukäufe waren auch schon einmal besser. Gleichzeitig formieren sich neue Marktbegleiter, die aus der IT kommen und mehr und mehr R&D machen wollen. Am Ende werden fünf bis sechs große Player für Digital Engineering übrig bleiben. Wir gehören zu den Top 3 und sehen uns insofern sehr gut positioniert.
Welche Chancen haben mittlere und kleine Engineering-Dienstleister?
Nischenplayer wird es immer geben. Sie lassen sich nicht skalieren. Häufig werden sie auch zu einem Verbund unter dem Dach eines großen Players gehören. Auch bei Akkodis schließen wir die Ergänzung des Portfolios an der einen oder anderen Stelle perspektivisch durch eine Akquisition nicht aus. Aktuell ist jedoch nichts spruchreif.
Wie ist Ihr Ausblick für Akkodis? An welchen Stellen sehen Sie eine besonders gute Perspektive für die Unternehmensentwicklung?
Aktuell sehen wir einen starken Markt. Wir verzeichnen volle Auftragsbücher und viele Anfragen. Im zweiten Halbjahr erwarte ich eine leichte Verlangsamung. Doch insgesamt wird das Jahr 2023 für uns ein Wachstumsjahr sein. Wir forcieren unseren Digital-Engineering-Ansatz, insbesondere in den Themenfeldern E-Mobilität, Vernetzung und Validierung, um den Anforderungen des Marktes zu entsprechen. Ferner profitieren wir von unserer starken Mutter der Adecco Group und sind auch sehr gut im Gewinnen neuer Talente.
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