Elektromobilität Erste Fahrt mit dem Honda „e“

Autor / Redakteur: Michael Gebhardt/SP-X / Sven Prawitz

Im Herbst präsentiert Honda die Serienversion seines Elektro-Kleinwagens „e“, der dann im kommenden Jahr zum Händler rollt. Vorab lud Honda Deutschland zu einer Probefahrt auf dem eigenen Testgelände ein.

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Der Honda „e“ soll ab 2020 in Deutschland verfügbar sein – zunächst jedoch begrenzt auf 1.500 Exemplare.
Der Honda „e“ soll ab 2020 in Deutschland verfügbar sein – zunächst jedoch begrenzt auf 1.500 Exemplare.
(Bild: Honda)

Zwar forscht Honda schon seit Jahrzehnten an elektrifizierten Autos, wirklich in Fahrt kamen Hybrid und vollelektrische Pkws bei den Japanern aber nicht. Mit dem Clarity war Honda zwar in Sachen Wasserstoff vorne dabei, doch sind die Brennstoffzellen-Autos immer noch mehr Feldversuch statt Serienmodell. Ansonsten beschränkt sich das Angebot auf Doppelherz-Modelle, wie einst Jazz, Insight oder aktuell der CR-V (mit umgekehrtem Hybridantrieb).

Das wird sich bald grundlegend ändern: Ab dem Jahr 2025 sollen alle neuen Modelle auch in einer elektrifizierten Version auf den Markt kommen – manche sogar nur als reine E-Autos. Die machen den Anfang: In China will Honda noch dieses Jahr mit dem VE-1 an den Start gehen, bei uns folgt 2020 der kurz Honda „e“ genannte Elektro-Kleinwagen. Und der hat es in sich: Schon dem ersten Concept Car auf der IAA 2017 sind die Herzen zugeflogen, und der fast serienfertige Prototyp hat nichts von dem knuffigen Retro-Charme eingebüßt.

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Wichtiges Verkaufsargument: Design

Das ist auch gut so, denn die an den ersten Civic erinnernde Optik mit Kuller-Augen, ebenso kreisrunden Heckleuchten und einer markanten C-Säule sollen eines der besten Verkaufsargumente sein. Schließlich wollen die Japaner für die Serienversion, die auf der diesjährigen IAA im Herbst in Frankfurt präsentiert werden wird, um die 30.000 Euro haben; die endgültigen Preise stehen noch nicht fest. Das ist für ein Elektro-Auto per se nicht übertrieben teuer, für einen 3,90 Meter langen Kleinwagen mit gerade mal 200 Kilometern Reichweite (WLTP) aber eine selbstbewusste Aussage.

Honda hofft mit dem Retro-Look also ähnliche Begehrlichkeiten zu wecken, wie es Mini schafft. Dazu trägt sicher auch die begrenzte Verfügbarkeit bei: Nur rund 1.500 Exemplare des elektrischen Modells sollen im ersten Verkaufsjahr nach Deutschland gelangen – Insgesamt 5.000 nach Europa. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann für eine Anzahlung in Höhe von 800 Euro sogar schon einen reservieren.

Digitale Rückspiegel – serienmäßig

Natürlich bekommt man für sein Geld nicht nur einen schick anzuschauenden Kleinwagen: Der „e“ punktet mit High-Tech. Das Infotainmentsystem erstreckt sich quasi über das gesamte Armaturenbrett und kann von Fahrer und Beifahrer gleichermaßen bedient werden. Dazu kommen die digitalen Spiegel: Serienmäßig verzichtet Honda auf klassische Außenspiegel und verbaut links und rechts eine kleine Kamera: diese reduzieren den Luftwiderstand und verkleinern den toten Winkel.

Ihr Bild zeigen sie auf Displays an den A-Säulen an, die deutlich günstiger positioniert sind als beispielsweise die in den Türen montierte Spiegel-Bildschirme im Audi E-Tron.

Ebenfalls digital: Der Rückspiegel. Wie in den neuen Jaguar- und Land-Rover-Modellen kann man über den früheren Abblend-Hebel zwischen einer Kameraansicht und einem richtigen Spiegel umschalten: Letzterer erlaubt unter anderem auch den Blick in den Fond, die Kamera dagegen zeigt ein breiteres Bild an und ermöglicht den Rückblick auch dann, wenn die hintere Sitzbank vollbeladen ist. Wie oft dort Gäste sitzen, bleibt abzuwarten: Naturgemäß geht es in einem Kleinwagen auf der Rückbank etwas eng zu und zumindest im Prototyp ist die Lehne des Sofa-ähnlichen Fauteuils recht steil montiert.

Dynamischer Kleinwagen

Die Vordersitze dagegen bieten schon in dem zu weit über 90 Prozent serienreifen Honda-e-Erprobungsfahrzeug ausreichend Komfort und guten Seitenhalt. Der ist auch wichtig, denn die Ingenieure haben einiges daran gesetzt, dem kleinen Stromer dynamische Fahrtalente anzutrainieren. Die durfte der Japaner jetzt auf kurzen Testrunden erstmals demonstrieren.

Natürlich spielte den Entwicklern die Elektro-Auto-Architektur dabei in die Hände: Der 110 kW/150 PS starke E-Motor im Heck stellt seine 300 Newtonmeter unverzüglich zur Verfügung und schiebt kraftvoll an, und der Akku mit 36 Kilowattstunden Kapazität schlummert im Fahrzeugboden zwischen den Achsen. Das garantiert einen tiefen Schwerpunkt und ermöglicht eine 50:50-Gewichtsverteilung – beides sorgt für eine stabile Straßenlage und lässt den Honda behände durch den Kurvenparcours flitzen und die Slalom-Strecke entlang wedeln.

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Einpedalmodus per Tastendruck

Der optionale Sportmodus, der die Gasannahme direkter einstellt, die gefühlvolle Lenkung und der Heckantrieb tragen ihr übriges zu einer dynamischen Gangart bei, und dass der Honda „e“ rund 1,5 Tonnen wiegen soll, merkt man nicht wirklich. Auch beim Bremsen nicht: Die Stopper packen beherzt zu und bringen den Kleinwagen sicher zum Stillstand.

Per Tastendruck kann man im Alltagsbetrieb die Verzögerung auch allein der Energierückgewinnung überlassen, im Einpedal-Modus rekuperiert der Honda beim Loslassen des Gaspedals so stark, dass die mechanische Bremse selten zum Einsatz kommen muss. Bleibt also nur zu hoffen, dass die Kunden angesichts des hohen Preises nicht auf die Einkaufsbremse treten.

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