Wasserstoff-Mobilität Hyundai liefert erste Brennstoffzellen-Lkw in Europa aus

Autor Thomas Günnel |

Anfang Juli 2020 verschiffte Hyundai zehn Brennstoffzellen-Lkw „Xcient Fuel Cell“ nach Europa. Jetzt hat der Autohersteller die ersten sieben Trucks ausgeliefert.

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Hyundai hat seine ersten Brennstoffzellen-Lkw in der Schweiz ausgeliefert.
Hyundai hat seine ersten Brennstoffzellen-Lkw in der Schweiz ausgeliefert.
(Bild: Hyundai)

Die Brennstoffzellen-Lkw „Xcient Fuel Cell“ sind laut Hyundai die weltweit ersten in Serie produzierten schweren Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellen-Elektroantrieb. Sieben von ihnen sind ab jetzt in der Schweiz unterwegs. Insgesamt will Hyundai in diesem Jahr 50 Fahrzeuge in das Land liefern, bis 2025 sollen es 1.600 sein. „Die verbleibenden 43 Lkws folgen noch in diesem Jahr“, kommentiert der Hersteller. Die Nutzer der ausgelieferten Lkws sind die Handelsketten Coop und Migros und die Logistikunternehmen Traveco, Galliker Logistics, Camion Transport, F. Murpf AG und G. Leclerc Transport. Sie transportieren überwiegend Konsumgüter. Mit den Trucks steigt Hyundai in den europäischen Nutzfahrzeugmarkt ein.

Der Hyundai Xcient Fuel Cell

Der Antrieb des Xcient Fuel Cell besteht aus zwei 95-kW-Brennstoffzellen-Einheiten. Sieben Tanks speichern insgesamt 32,09 Kilogramm Wasserstoff. Die Reichweite soll damit bei 400 Kilometer liegen; für schwere 4x2-Nutzfahrzeuge mit Kühlaufbau, die als 34-Tonnen-Anhängerzug eingesetzt sind. Das Betanken der Nutzfahrzeuge dauert zwischen 8 und 20 Minuten – und ist damit für den Schwerverkehr praktikabel.

Parallel zur Produktion des Xcient Fuel Cell entwickelt Hyundai bereits die nächste Generation. Sie soll auf einer speziellen Plattform für Brennstoffzellen-Lkw basieren. Den Antriebsstrang bilden eine E-Achse und zwei 200-kW-Brennstoffzellensysteme. Die neue Modellreihe soll dann 4x2- und 6x2-Lkw und 4x2-Sattelzugmaschinen umfassen, „mit denen wir einen bedeutenden Teil des europäischen Schwerlastwagenmarktes abdecken können“. Der bis zu 44 Tonnen schwere Sattelzug soll mit einer Tankfüllung dann bis zu 1.000 Kilometer weit fahren können. Wann das Fahrzeug auf den Markt kommt, verrät der Hersteller noch nicht.

Betriebskosten fast auf Diesel-Niveau

Die jetzt in der Schweiz ausgelieferten Trucks sollen zu 100 Prozent mit Strom aus Wasserkraft beziehungsweise erneuerbarer Energie fahren, also mit grünem Wasserstoff. In der Schweiz entfällt für emissionsfreie Nutzfahrzeuge die sonst fällige Schwerverkehrsabgabe – die Kilometerkosten der Brennstoffzellen-Lkw liegen deshalb fast auf dem Niveau vergleichbarer Diesel-Trucks.

Die Fahrzeuge stehen im sogenannten Pay-per-Use-Verfahren zu Verfügung, es ist entsprechend keine Startfinanzierung notwendig, um die Lkws zu nutzen. Anbieter ist das im Jahr 2019 gegründete Joint Venture „Hyundai Hydrogen Mobility“, ein Zusammenschluss von Hyundai und dem schweizerischen Unternehmen „H2 Energy“.

Was bedeuten 4x2 und 6x2?

Die Achskonfiguration gibt an, über wie viele Räder ein Nutzfahrzeug insgesamt verfügt, wie viele davon angetrieben und wie viele gelenkt sind. „4x2“ bedeutet: Vier Räder insgesamt (wobei Zwillingsräder als ein Rad gezählt werden), zwei davon sind angetrieben. Die Standard-Konfiguration geht von einer gelenkten Vorderachse aus.
Eine Konfiguration 6x4/4 würde bedeuten: sechs Räder, vier angetrieben, vier gelenkt.

Expansion nach Nordamerika und China

Parallel zur Auslieferung in der Schweiz hat Hyundai verkündet, „auch nach Nordamerika und China“ expandieren zu wollen. Dafür soll die Produktionskapazität für Brennstoffzellen-Lkw bis zum Jahr 2021 auf 2.000 Einheiten jährlich steigen; rund 1,3 Milliarden US-Dollar hat Hyundai nach eigenen Angaben dafür bereits investiert. Für den nordamerikanischen Markt will der Hersteller eine 6x4-Sattelzugmaschine mit Brennstoffzellenantrieb einführen. Bis zum Jahr 2030 prognostiziert Hyundai mehr als 12.000 Brennstoffzellen-Lkw auf den Straßen der USA.

In China will Hyundai drei Brennstoffzellen-Lkw-Baureihen einführen. Auf einen mittelschweren Lkw im Jahr 2022 folgen später zwei schwere Lkw. Allein mit diesen Modellen will der Hersteller bis 2030 ein Verkaufsvolumen von insgesamt 27.000 Einheiten erreichen.

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