Produktion Lean und Digital: Was ist Hype und was wichtig?

Autor Thomas Günnel |

Digitalisierung und Lean Management: Für Patrick Kübler vom Fraunhofer IPA sind das viel mehr als nur Schlagworte. Vor allem aber: Das eine ist ohne das andere nicht sinnvoll.

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Digitale Assistenzsysteme für die Mitarbeiter in der Fertigung unterstützen den „Lean“-Gedanken.
Digitale Assistenzsysteme für die Mitarbeiter in der Fertigung unterstützen den „Lean“-Gedanken.
(Bild: Mercedes-Benz)

„Die ersten Verbesserungen müssen sofort sichtbar sein“, sagt Patrick Kübler vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung. Was er damit meint: Wer „Lean“ produzieren will, schafft das nicht mit einem „Methodenkoffer“ – notwendig sind die richtigen Werkzeuge; und vor allem, die Mitarbeiter von Anfang an einzubinden „Trotz aller Hilfsmittel müssen die Werker die Hintergründe verstehen; und sie müssen die Möglichkeit haben, Fehler anzusprechen“, beschrieb Kübler beim Technologieseminar Zerspanungstechnik Mitte November.

Grundsätzlich sollte dabei eine Prozessebene gewählt werden, auf der „Lean“ dann umfassend eingeführt wird. Und: Das Thema muss vom Management gelebt werden, „das ist ein langfristiger Ansatz, der auch nur dann funktioniert, wenn ‚Lean’ und ‚Digitalisierung’ kombiniert umgesetzt werden“.

Beide Ansätze kombinieren

Kübler verwies dazu auf eine Studie zur Korrelation zwischen dem Fortschritt bei der Digitalisierung und dem Reifegrad des Lean Managements. „Lean ohne Digitalisierung bringt heute keine Wettbewerbsvorteile“, sagte der Experte. Im direkten Vergleich schnitten die Unternehmen bei der Performance schlechter ab, die beide Themen nicht kombinierten.

Nur „Lean“ ohne Digitalisierung biete außerdem heute keinen Wettbewerbsvorteil mehr. Und: „Oft werden die Themen „Verschlankung“ bei Lean und „Komplexität“ bei der Digitalisierung als Konflikt betrachtet“, sagte Kübler. Dem sei jedoch nicht so. „Es gibt Projektbeispiele, in denen wir die Produktivität im Karosseriebau um etwa zehn Prozent steigern konnten“, beschrieb Kübler. Lean Management sei kein alter Hut.

Als Beispiel für digitale Unterstützung des „Lean“-Ansatzes nannte Kübler selbstlernende Systeme, die die Maschinenverfügbarkeit erhöhen. Wichtig sei, zudem, dass die Mitarbeiter die Chance hätten, Fehler anzusprechen.

Praktisches Beispiel: Zerspanung

Ein praktisches Beispiel zeigte Ralph Hufschmied, Geschäftsführer bei Hufschmied Zerspanungssysteme. „Lean in der Zerspanung“ beschrieb Hufschmied dabei anhand einer Batteriewanne aus einer Aluminiumlegierung. Zur sensor- und KI-basierten Prozessüberwachung gehören dabei die Qualitätskontrolle, die Absaugung der Späne, der oversprayfreie Lackauftrag auf offene FVK-Fräskanten und die anschließende Kantenversiegelung.

Wichtig sei bei der Auslegung der Anlagen, dass die Partner ihre Teilstärken zusammenführen. Dieses „Lösungskonsortium“, wie Hufschmied es nannte, sei auch für die Kunden besser, die so nicht mit mehreren Ansprechpartnern kommunizieren müssen. „Keiner kann alles wissen und keiner ist überall der Primus, der jeden Prozess sofort durchschaut. Deswegen ist es gewinnbringender, wenn ich auf Experten zurückgreifen kann, die auf kurzem Weg miteinander sprechen“, sagte Ralph Hufschmied.

Smart Factory Day

Der Smart Factory Day bringt die Produktionsexperten zusammen – dieses Jahr rein virtuell. Im Mittelpunkt stehen Themen, die die Digitalisierung und Effizienzsteigerung in der Automobilindustrie antreiben: das Senken der Herstell- und Anlaufkosten, eine höhere Flexibilität, Auslastung und Qualität.
Mitdiskutieren: In zwei Paneldiskussionen zu den Herausforderungen smarter Fabriken und den notwendigen Plattformen und Technologien.

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