Entwicklung„Transformation ist ein Teamsport“
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Wie managen Automobilhersteller den Wandel und bleiben künftig erfolgreich? Jochen Bechtold, Managing Director Capgemini Engineering, beschreibt einige Ansätze.

Herr Bechtold, welche Chancen und Risiken sehen Sie aktuell in der Automobilindustrie?
Jochen Bechtold: Ich bin seit inzwischen 18 Jahren Teil von Capgemini, also im Beratungsgeschäft tätig. Daher gehören Umbrüche zu meiner täglichen Arbeit mit den Kunden. Transformation ist für uns ein täglicher Begleiter, die erfolgreiche Gestaltung von Business- und Technologietransformationen ist – vereinfacht gesagt – unser Geschäftsmodell.
Was wir allerdings derzeit im Bereich der Mobilität sehen, ist in der Tat herausfordernd. Die Branche hat den Abschied vom Verbrenner eingeleitet. Viele neue Technologien, etwa im Bereich der Batteriezellen, müssen beherrscht werden. Die Burggräben aus der Zeit der Technologieführerschaft beim Verbrenner werden zunehmend nutzlos. OEMs sind plötzlich mit Mitbewerbern konfrontiert, welche in verblüffender Geschwindigkeit konkurrenzfähige Fahrzeuge kombiniert mit echten Innovationen im Batteriebereich auf den Markt bringen. Die Kunden sehen zunehmend echte Alternativen zu etablierten Marken.
Damit nicht genug: Wir stehen am Beginn der Software-Revolution. Das digitale Erlebnis rund um das System Fahrzeug wird kaufentscheidend. Chinesische Firmen gehören hier zu den Vorreitern. Zwar hat die deutsche Automobilindustrie begonnen, sich in Richtung Software-Company aufzustellen. Allerdings muss die Branche anerkennen, dass weder die bisherigen Erfolgsrezepte noch kühne Pläne zur vollständigen Beherrschung des Tech-Stacks für etablierte Spieler funktionieren. Es gilt also, Prioritäten zu setzen. Jetzt beginnt die zweite Stufe der Transformation. Silos brechen auf, neue Ökosysteme entstehen. Für uns als Technologieberater und Ingenieursdienstleister ergibt sich daraus die Aufgabe, mit unseren Kunden die Zukunft der digitalen, nachhaltigen Mobilität zu entwickeln, und die notwendigen digitalen Methoden, Prozesse und Tools in Software-orientierten Organisationen einzuführen.
Die Rolle der Software bei Produkten nimmt zu. Wie wirkt sich das auf den Rest des Unternehmens aus, außerhalb der Entwicklung?
Generell geht es in der Automobilindustrie – und nicht nur dort – darum, intelligente, vernetzte Produkte und Services effizient zu entwickeln, zu produzieren und über den gesamten Lebenszyklus zu monetarisieren. Capgemini fasst diesen Ansatz für das Business-System von morgen unter dem Begriff „Intelligent Industry“ zusammen. Das erfordert, Strategie, Geschäftsmodell, Entwicklung, Produktion und Nutzungsphase nahtlos miteinander zu verbinden. Digitale Kontinuität im gesamten Ökosystem sowie die Beherrschung der Komplexität müssen die übergeordneten Ziele sein.
Was bedeutet das für die Automobilindustrie?
Das Software-definierte Fahrzeug ist für die deutsche Automobilindustrie überlebenswichtig. Die Hersteller stehen vor der akuten Herausforderung, Partner in die „Technologieplattform Fahrzeug“ zu integrieren. Im Gegensatz zu früher geschieht dies nicht mehr in einer klaren Hierarchie – im Gegenteil: Die OEMs müssen direkt und kontinuierlich beispielsweise mit Software- und Cloudanbietern oder Halbleiterherstellern sprechen und integriert zusammenarbeiten. Darüber hinaus gilt es, innovative Ideen von Start-ups aufzunehmen und zu integrieren. Capgemini sieht sich hier als starker Partner, um etwa die Entwicklung neuer Fahrzeugarchitekturen durch Virtualisierung zu beschleunigen. Zudem helfen wir dabei, mittels Integration der Fahrzeugelektronik in den Produktionsprozess die Fertigung signifikant effizienter zu gestalten, oder mit neuen Engineering-Konzepten Marktanforderungen, Time-to-Market und Kosten unter einen Hut zu bringen.
Sehen Sie Veränderungen in der Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Ingenieursdienstleistern?
Absolut. Die Zeiten einer Monokultur von Gewerken neigen sich dem Ende entgegen. Wir sind überzeugt, dass der Wettbewerb der Autoindustrie mit „digital-native Companies“ neue Kollaborationsmodelle benötigt. Es geht im Kern darum, wie intelligente, nachhaltige Produkte und Services effizient entwickelt und über den gesamten Lebenszyklus betreut werden. Bedingung dafür sind partnerschaftliche Modelle der Zusammenarbeit. Wir machen dadurch neue Arbeitsmethoden, Agilität und Technologien rasch für unsere Kunden verfügbar. Das umfasst im Besonderen auch gemeinsame unternehmerische Verantwortung.
Stichwort Nachhaltigkeit: Wie kann die Industrie schneller werden und gesellschaftliche Akzeptanz schaffen?
Die Herausforderung geht weit über die reine Reduktion des CO2-Austoßes im Fahrbetrieb hinaus. Es ist aus vielerlei Gründen für Unternehmen essenziell, den Nachhaltigkeitsaspekt sowie die Ideen einer Kreislaufwirtschaft frühzeitig in die neuen Geschäftsmodelle zu integrieren. Um unsere Kunden genau bei solchen Fragen zu unterstützen, haben wir sehr früh und strategisch in unsere Beratungskompetenz zu Sustainability investiert. Heute begleiten wir Kunden dabei, Nachhaltigkeitsstrategien zu entwerfen, Produktentwicklungen entsprechend auszurichten sowie tief in materialwissenschaftlichen Fragen – etwa um Eigenschaften recycelbarer Rohstoffe zu bewerten.
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