Klassische Fahrzeuge Vorläufer der X-Klasse: La Pick-up

Autor / Redakteur: Ampnet/Gerhard Prien / Thomas Günnel |

Noch in diesem Jahr will Mercedes mit der X-Klasse das Pick-up-Segment besetzen. Derzeit ist die Nische für den Hersteller neu – historisch hat die X-Klasse durchaus erfolgreiche Vorgänger.

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Mercedes will mit der X-Klasse das Pick-up-Segment besetzen – und hat historisch durchaus erfolgreiche Vorgänger.
Mercedes will mit der X-Klasse das Pick-up-Segment besetzen – und hat historisch durchaus erfolgreiche Vorgänger.
(Bild: Daimler)

Mercedes-Benz will noch in diesem Jahr ein für die Marke neues Fahrzeugsegment besetzen. Der X-Klasse genannte Pick-up soll eine Lücke im Angebot füllen und zugleich dem Hersteller Zugang zu diesem wachsenden Nischensegment verschaffen. Ganz unbekannt ist die Pick-up-Klasse für Mercedes allerdings nicht, denn das neue Modell hat durchaus einige, wenn auch eher unbekannte Vorläufer. In Deutschland sind allradgetriebene Pritschenwagen in der Klasse mit bis zu einer Tonne Nutzlast kein großer Renner. Pick-ups bringen es hierzulande im Jahr noch nicht einmal auf 20.000 Neuwagen. Entsprechend hat Mercedes-Benz mit der X-Klasse weniger den heimischen Autofahrer im Auge. Die Zielgruppen sitzen in den Märkten von Asien, Südamerika oder Australien. Die Modelle für Europa sollen als Produkt der Kooperation mit Renault-Nissan im spanischen Barcelona vom selben Band rollen wie der Nissan Navara.

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Strich-Achter als Pick-up

Deutlich mehr Erfahrung hat Mercedes mit Pick-ups in Südamerika. Zwischen 1972 und 1976 boten die Stuttgarter in Argentinien einen Pritschenwagen auf Basis des 220 D („Strich-Achter“, Baureihe W 115) an. Er wurde als Einzel- oder Doppelkabine verkauft. Der von den Argentiniern liebevoll „La Pick-up“ genannte Wagen musste noch ohne Allrad auskommen, hatte nur Heckantrieb. Unter der Haube des Pick-ups steckte der OM 615 Diesel. Er holte aus 2.197 Kubikzentimetern Hubraum gerade einmal 60 Pferdestärken, brachte es auf ein maximales Drehmoment von 125 Newtonmetern und war an ein Automatikgetriebe gekoppelt. Seinerzeit war in Argentinien der Import von Fahrzeugen noch verboten. Aber die Einfuhrbeschränkungen gestatteten den Import von mechanischen Teilen und Karosseriekomponenten. So war eine Montage von Fahrzeugen – Hauptsache, es waren keine Pkw – möglich. Diese Lücke nutzen die Stuttgarter. Sie transportierten so genannte CKD-Fahrzeuge (CKD = complete knocked down) nach Südamerika. Dort bauten sie dann auf den Chassis des W 115 im argentinischen Werk Gonzalez Catan bei Buenos Aires den Pritschenwagen.

Argentinische Mercedes-Pick-ups mit Ausdauer

Noch heute rollen viele der Pick-ups aus dieser Zeit über argentinische Straßen. Einige Fahrzeuge hat es sogar bis nach Europa verschlagen. So brachte die Eisenbahngesellschaft Stuttgart SSB einen Strich-Achter-Laster nach Deutschland. Das Fahrzeug wurde als Servicewagen zum Schmieren der Weichen eingesetzt. Vor einiger Zeit entdeckte Mercedes-Benz das Mobil wieder: Es war nach seinem Einsatz bei den Stuttgarter Verkehrsbetrieben durch mehrere private Hände gegangen und soll auch mit einem Camping-Aufsatz unterwegs gewesen sein, was das geänderte Heck erklären könnte.

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Doch der 220 D Pick-up war beileibe nicht der einzige Pritschenwagen mit Stern. So markierten Fahrzeuge wie der Mercedes-Benz 170 V Pritschenwagen (gebaut von 1946 bis 1949) nach dem Zweiten Weltkrieg den Neubeginn von Mercedes mit Fahrzeugen der mittleren Baureihe. Und die Baureihe W 120 (im Volksmund „Ponton“ genannt) aus den 1950er-Jahren gab es auch als Fahrgestell mit zweitüriger Teilkarosserie, auf der etliche Pritschenwagen entstanden. Bei Binz wurden einige Jahre später Kleinlaster als Spezialanfertigung gebaut. Basis waren unter anderem Fahrgestelle für Sonderaufbauten vom Typ Mercedes-Benz 220 D. Auch auf der Baureihe 123 (1975 bis 1985) entstanden Pritschenwagen. Und in einigen Ländern wurden auch allradgetriebene Pick-ups auf Basis der G-Klasse (Baureihe 461) offiziell über Händler verkauft.

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