Hauptversammlung Audi: „Roadmap für die Elektromobilität steht“

Autor / Redakteur: Wolfgang Pester / Thomas Günnel |

Audi will sein Fahrzeugangebot bis zum Jahr 2020 auf rund 60 Modelle ausweiten – mit Fokus auf Plug-in-Hybriden und rein elektrischen Antrieben. Auf der heutigen (12. Mai) Hauptversammlung gab Audi-Chef Rupert Stadler einen detaillierten Ausblick.

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Elektrifizierung und Digitalisierung sind die beiden Schwerpunkte der Strategie von Audi. Auf der Hauptversammlung am 12. Mai gab Audi-Chef Rupert Stadler einen konkreten Ausblick.
Elektrifizierung und Digitalisierung sind die beiden Schwerpunkte der Strategie von Audi. Auf der Hauptversammlung am 12. Mai gab Audi-Chef Rupert Stadler einen konkreten Ausblick.
(Foto: Audi)

„Elektrifizierung und Digitalisierung bedeuten einen historischen Umbruch. Wir werden ihn maßgeblich gestalten“, sagte Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender von Audi, den Aktionären der 127. Ordentlichen Hauptversammlung am 12. Mai in Ingolstadt. Audi werde bis 2020 das Angebot auf rund 60 unterschiedliche Modelle ausweiten. Dabei werde der Fokus besonders auf der Plug-in-Hybridtechnologie und auf dem rein elektrischen Antrieb liegen, erklärte Audi-Finanzvorstand Axel Strotbek. „Analog der Vorjahre wollen wir das gesamte Unternehmenswachstum selbst finanzieren. Dafür tätigen wir im Jahr 2016 Sachinvestitionen von mehr als drei Milliarden Euro, wobei der Investitionsschwerpunkt in der Erneuerung unseres Produkt- und Technologieportfolios liegt“, so der Finanzchef.

Die Strategie geht auf

Dass Audi mit seiner Strategie richtig liegt, zeigt nicht allein das Erfolgsjahr 2015, was die Ingolstädter laut Stadler „gut gemeistert haben“. Dies zeigten zum Beispiel der Bestwert von 1,8 Millionen Auslieferungen der Marke Audi und das Operative Ergebnis auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Bereinigt lag es bei 5,1 Milliarden Euro, inklusive der Sondereffekte unter anderem aus der Diesel-Thematik bei 4,8 Milliarden Euro. „2016 zielen wir erneut auf ein Verkaufsplus“, so Stadler. Nach vier Monaten sei Audi dabei auf gutem Weg: „Erstmals haben sich bis Ende April eines Jahres mehr als 600.000 Kunden für ein Automobil der Marke entschieden. Das Unternehmen lieferte seit Januar weltweit rund 620.100 Automobile aus – 4,9 Prozent mehr als im Vorjahr.“ Audis Weg in der Technologieentwicklung wird von außen gelobt. So sieht die Automotive Innovations Studie 2016 Audi als innovationsstärkste Marke der weltweiten Premium- und Volumenhersteller. Studienleiter Professor Dr. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach ermittelte die zehn innovationsstärksten Premiummarken. In dem Ranking rückt Audi an die Spitze auf – erstmals seit Beginn des Ranking im Jahr 2005. Im Vorjahr belegte der Hersteller noch Platz zwei. Mit 114 Innovationen, darunter 30 Weltneuheiten, erreicht Audi eine Innovationsstärke von 124 Indexpunkten und lässt Vorjahressieger Mercedes und BMW mit 109 beziehungsweise 105 Punkten deutlich hinter sich. Audi punktet vor allem mit neuartigen Fahrerassistenzsystemen.

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Mehr als 20 neue Modelle im Jahr 2016

Dieses Jahr kommen mehr als 20 neue oder überarbeitete Audi-Modelle auf den Markt, darunter der Audi Q2. Er ist mit fest eingebauter SIM-Karte inklusive Daten-Flatrate serienmäßig vernetzt und erlaubt optional das Surfen mit mobilen Endgeräten per WLan-Hotspot. Doch der Trend heißt: elektrisch. Ob mit Strom oder Wasserstoff wird sich zeigen, die Technik wird jedenfalls weiterentwickelt. Neben dem A3 e-tron gibt es jetzt in der Oberklasse mit dem Q7 e-tron das zweite Plug-in-Hybrid-Modell der Marke. Dessen Normverbrauch liegt bei weniger als zwei Litern auf 100 Kilometer und es fährt rein elektrisch maximal 56 Kilometer. Derweil bereitet Audi die Fertigung seines ersten voll-elektrischen Großserienautos vor. Es soll im Jahr 2018 als sportlicher SUV mit einer Reichweite von mehr als 500 Kilometern auf den Markt kommen. Die Fertigung erfolgt in Brüssel, wo das dortige Werk eine eigene Batterieproduktion erhält. Basis der Batterieentwicklung von Audi ist ein Batterietechnikum, das Audi in der Nähe des Werks Ingolstadt ansiedelte. „Für den weiteren Ausbau der Elektromobilität bündeln wir hier Know-how, von der Zellchemie bis zur Endmontage der Hochvoltbatterien“, so Stadler.

„Jedes Jahr ein elektrifiziertes Modell“

„Ab 2018 bringen wir jedes Jahr ein weiteres elektrifiziertes Modell“, kündigte Stadler an. Neben der Elektromobilität greift Audi den Megatrend der Digitalisierung in allen Bereichen des Unternehmens auf. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der digitale Kartendienst Here, den Audi 2015 gemeinsam mit BMW und Daimler erworben hat. Hochpräzise, mit Echtzeitdaten verknüpfte Karten sind unter anderem die Grundlage für viele künftige digitale Services oder für pilotiertes Fahren. 2017 wird Audi den neuen A8 vorstellen – das erste Serienautomobil der Marke, das pilotiert fahren kann. Mit dem Staupiloten kann das Auto die Fahraufgabe auf der Autobahn bis 60 km/h temporär übernehmen. Damit überschreitet Audi die Schwelle vom teil- zum hochautomatisierten Fahren. Und Stadler ist überzeugt: „Bis 2025 werden wir das vollautomatisierte Fahren sehen.“ Für Stadler befindet sich „unsere gesamte Industrie in einem historischen Umbruch. Neue Wettbewerber aus der IT-Branche treten an. Diese Unternehmen sind schnell unterwegs ohne Rücksicht auf Verluste. Die Digitalisierung eröffnet auch uns ganz neue Möglichkeiten. Und zwar für den nächsten großen Innovationssprung. Denn Audi steht auch künftig für Vorsprung. Wir sind bekannt dafür, dass wir oft anders, bewusst quer denken. Wir finden Lösungen für die Megatrends unserer Gesellschaft – zum Beispiel für folgende Herausforderungen: Das Auto zum begehrtesten digitalen Gerät zu machen. Die Klimaziele mit nachhaltigen Produkten zu unterstützen. Die Mobilität für die Stadt der Zukunft zu gestalten.“

Potenzial bei Brennstoffzellen

Die künftige Mobilität hat bei Audi demnach drei Stoßrichtungen: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Urbanisierung. Stadler: „Wir schaffen eine zentrale digitale Plattform für Mobilität. Schon heute gehen 90 Prozent unserer Innovationen auf Elektronik zurück: Sensoren, digitale Helfer und damit insgesamt mehr Fahr-Intelligenz. Vorsprung heißt: das Potenzial der Digitalisierung zu nutzen. Der zweite Meilenstein Nachhaltigkeit bietet die emissionsfreie Mobilität in der Zukunft. Unsere Roadmap für die Elektromobilität steht. Hybride und Plug-in-Hybride sind für uns Übergangs- und Brückentechnologie zugleich. Das erste vollelektrische Großserien-SUV geht bereits übernächstes Jahr in Produktion.“ Großes Potenzial sieht Audi auch in der Brennstoffzellen-Technologie. Die Studie „Audi h-tron quattro concept“ fährt rein elektrisch mit Strom aus Wasserstoff-Brennstoffzellen. Die Wasserstofftanks lassen sich in rund vier Minuten füllen, mit genügend Energie für eine Reichweite von 600 Kilometern. Audi übernimmt im Volkswagen-Konzern die Führung und bringt diese Technik in den kommenden Jahren aus der Forschung in Richtung Serienentwicklung. Es ist die Technik, die batterieelektrisch betriebenen Pkw überholen könnte, weil die Umstellung für die Kunden gleich null ist und der Pkw „unplugged“ bleibt.

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