Branchenstudie Deutsche Autozulieferer verlieren Weltmarktanteile
Im vergangenen Jahr haben deutsche Automobilzulieferer laut einer Studie so viel Geld wie noch nie für Entwicklung ausgegeben. Die Frage ist offenbar: Haben sie in die richtigen Bereiche investiert?

Die deutschen Autozulieferer fallen einer Branchenstudie zufolge im internationalen Wettbewerb zurück und verlieren Weltmarktanteile. Mit durchschnittlich 13 Prozent Umsatzwachstum im vergangen Jahr „bilden sie das globale Schlusslicht, weit abgeschlagen hinter dem Rest Europas (21 Prozent), Asien (23 Prozent) und Amerika (25 Prozent)“, teilte die Unternehmensberatung PWC am Donnerstag (24. August) mit. Auch bei der Gewinnmarge landeten sie auf dem letzten Platz.
Seit 2019 hätten die deutschen Autozulieferer 2,7 Prozentpunkte Weltmarktanteil eingebüßt – „so viel, wie sie zuvor in 20 Jahren mühsam hinzugewinnen konnten“, schreiben die Branchenexperten. Im Wettlauf um Zukunftstechnologien und künftige Gewinne seien asiatische Konkurrenten stark aufgestellt. Mit enormen Innovations- und Investitionsvorsprüngen im Bereich Elektromobilität setzen sie laut der Studie die bisherigen Top-Zulieferer unter Druck und erobern zunehmend Spitzenplätze im Ranking der umsatzstärksten Zulieferer.
Zwei südkoreanische Batteriehersteller schafften auf Anhieb den Sprung unter die Top-30. Der chinesische Batteriehersteller CATL belegt bereits Platz zwei der Rangliste, vor dem japanischen Zulieferer Denso, Hyundai Mobis und ZF Friedrichshafen. Den Spitzenplatz behauptete Robert Bosch.
Mehr Umsatz, weniger Marge
Weltweit knüpfe die Branche beim Umsatz an die erfolgreichen Zeiten vor den vergangenen Krisen an. Aber weil die Zulieferer ihre inflationsbedingt gestiegenen Kosten kaum an die Autohersteller weiterreichen konnten, sanken die Ergebnismargen. Die deutschen Zulieferer landeten beim Gewinnanteil vom Umsatz vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) mit im Schnitt 3,9 Prozent auf dem letzten Platz des PWC-Vergleichs.
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Sie „investieren mit knapp 16 Milliarden Euro so viel wie nie in Forschung und Entwicklung“ und lägen damit in absoluten Werten an der Spitze. „Damit diese Investitionen auch Früchte tragen, sollten sie ihre Technologieentwicklung allerdings noch stärker auf den Marktbedarf sowie die Situation im Wettbewerb ausrichten, statt längst gesetzten Trends wie im Batteriegeschäft hinterherzulaufen“, sagt Studienautor Henning Rennert. Um „aufzuholen, müssen die ehemaligen Platzhirsche wieder echte Innovationen vorantreiben, Skaleneffekte erzielen und zügig neue Wachstumsstrategien entwickeln.“
Plädoyer für deutsche Zulieferer-Tugenden
Mit exakt 15,9 Milliarden Euro gaben die deutschen Zulieferer 2022 mehr für Forschung und Entwicklung aus als alle asiatischen Zulieferer zusammen mit umgerechnet 15,3 Milliarden Euro. Der Rest Europas investierte 8,2 Milliarden Euro in diesen Bereich – die amerikanischen Zulieferer insgesamt umgerechnet 3,6 Milliarden Euro.
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Wirtschaft
Deutsche Autoindustrie: 250 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung
„Die Kombination aus Innovationskraft, Produktreife und steiler Lernkurve, mit der sich die deutschen Zulieferer jahrzehntelang vom Wettbewerb abgehoben haben, verfängt auch heute noch. Diese alten Tugenden müssen nun fit für die Zukunft gemacht werden, um Innovation in Wachstum umzusetzen“, lautet das Fazit von Henning Rennert.
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