Autonomes Fahren Autonomer Lkw: Straßenzulassung für Freightliner
Der Inspiration Truck der Daimler-Tochter Freightliner hat im US-Bundesstaat Nevada die weltweit erste Straßenzulassung für autonom fahrende Lkw erhalten. Der Bundesstaat zertifizierte zwei der Trucks für den Betrieb auf öffentlichen Straßen.
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Bereits im Juli 2014 zeigte Daimler Trucks mit dem Mercedes-Benz Future Truck 2025 die weltweit erste autonome Lkw-Fahrt. Der jetzt vorgestellte Freightliner verfügt über das gleiche „Highway Pilot“ genannte System. Es umfasst ein Frontradar und eine Stereokamera sowie bewährte Assistenzsysteme wie den Abstands-Regeltempomaten aus Serienmodellen. Für die Straßenzulassung passten die Entwickler das bestehende System für den Einsatz auf amerikanischen Highways an und testeten es über mehr als 16.000 Kilometer auf einer Teststrecke in Papenburg.
Umfangreiche Sensorfusion
Das System nutzt nach seiner Aktivierung auf dem Highway ein komplexes Set an Kameras und Radarsystemen mit Spurhalte- und Kollisionspräventionsfunktionen. Mittels Sensorfusion hält der Truck zum Beispiel die zulässige Höchstgeschwindigkeit ein oder regelt den vorgeschriebenen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Autonome Überholmanöver leitet der Highway Pilot allerdings nicht ein, das obliegt dem Fahrer. Gleiches gilt für das Verlassen des Highways und den Spurwechsel. Der Fahrer kann den Highway Pilot manuell deaktivieren und jederzeit das System übersteuern. Können die Sensoren an Bord entscheidende Umgebungsmerkmale nicht mehr erfassen, etwa aufgrund von Baustellen oder Schlechtwetter, fordert das System den Fahrer auf, die Kontrolle wieder zu übernehmen. Neben einer visuellen Aufforderung auf dem Kombiinstrument erfolgt dann auch eine akustische Benachrichtigung.
Die Technik dahinter
Ein in der Mitte des vorderen Stoßfängers des Freightliner Inspiration Truck angebrachtes Radargerät erfasst den Fern- und Nahbereich der Straße. Der Fernbereichsensor erfasst mit einer Reichweite von etwa 250 Metern und einem Winkel von 18 Grad vorausfahrende Fahrzeuge in einem langen und schmalen Bereich. Der Nahbereichsensor erfasst mit einer Reichweite von etwa 70 Metern und einem Winkel von 130 Grad in einem weiteren Bereich Fahrzeuge, die vor dem Lkw einscheren könnten. Die vordere Radareinheit ist die Basis für den Abstandshalte-und den Notbrems-Assistenten. Den Bereich vor dem Lkw überwacht zudem eine Stereokamera, die hinter der Windschutzscheibe oberhalb des Armaturenbretts montiert ist. Die Reichweite der Kamera umfasst etwa 100 Meter und einen Winkel von 45 Grad horizontal und 27 Grad vertikal. Sie erkennt zudem Fahrbahnmarkierungen.
Sicherer unterwegs
Dass Daimler nach der ersten autonomen Lkw-Fahrt in Deutschland nun auf Amerika setzt, könnte an den weniger strengen Vorschriften zum autonomen Fahren liegen. Laut dpa unterscheidet etwa der Bundesstaat Nevada nicht zwischen Test- und Normalbetrieb. Ein wichtiges Argument für autonome Fahrzeuge ist die Sicherheit: In den USA starben im Jahr 2013 rund 33.000 Menschen bei Verkehrsunfällen, in Europa rund 26.000. Laut der Beratungsfirma Roland Berger könnten automatisierte Fahrerassistenzsysteme die bei Lkws häufigen Auffahrunfälle um mehr als 70 Prozent verringern. Zudem erfolgen über 70 Prozent der Transporte in den USA laut dpa mittels Lastwagen. Autonom fahrende Lkw könnten hier den Kraftstoffverbrauch um bis zu 14 Prozent senken, indem sie Staus vermeiden, Routen automatisch anpassen und insgesamt gleichmäßiger fahren.
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