E-Auto Blogger sichtet 1.000-Volt-Ladesäule von Huawei
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In China wurde eine neuartige Ladesäule von Huawei gesichtet. 1.000 Volt, 600 Ampere, 600 Kilowatt – lauten die Kennzahlen. Es gibt aber auch Einschränkungen.

Heimlich mit Teleobjektiv geschossene Bilder von neuen Automodellen in Tarnfolierung auf einer Teststrecke? Langweilig! Im Zeitalter der Elektromobilität sind es vielmehr andere Bilder, bei deren Anblick der Puls von Auto-Aficionados schneller geht: Eine nicht ganz mannshohe, schlanke rote Säule mit einem noch eingehüllten, dicken Ladekabel, montiert auf einem Betonsockel. Entdeckt und „abgeschossen“ von einem chinesischen Autoblogger in der Zone B der Huawei Base in Bantian, Shenzhen, China.
Es handelt sich offenbar um die noch nicht öffentlich zugängliche, gerade erst für interne Tests freigegebene neue Schnellladesäule von Huawei. Glaubt man den aufgeregten Berichten in der chinesischen Fachpresse, so ist das die momentan kräftigste Ladestation für Elektroautos weltweit.
Autobatterie mit 600 kW laden
Diese neue, von Huawei bereits unter dem Produktnamen „FusionCharge“ vorgestellte Ladestation arbeitet mit bis zu 1.000 Volt und bis zu 600 A, was für eine maximale Ladeleistung von 600 kW reicht.
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Elektromobilität
Batterieentwicklung: Einmal alles, bitte!
Ein E-Auto des Modells Aito M5 EV ist von chinesischen Paparazzi daneben gesichtet worden. Den Spezifikationen der Säule nach zu urteilen müsste das Auto dort in weniger als zehn Minuten komplett aufgeladen werden können.
„Im Moment hat Huawei damit die Führung übernommen“, schreibt das Elektro-Fachportal Diandong Xingqiu. Die Führung in der „Schlacht der Supercharger“, die gerade in China tobt. Mehr Power beim Aufladen bedeutet weniger Wartezeit für mehr Reichweite – und damit zufriedenere Autofahrer.
Ziel: Fünf Minuten für einen Tankstopp
Die fünf Minuten, die ein durchschnittlicher Stopp an der Tankstelle mit einem Benziner dauert, sind das für die Zukunft angestrebte Ziel für die E-Tankstelle. Eine hohe Spannung ist die Grundvoraussetzung für eine hohe Ladeleistung – und daher sorgen die bis zu 1.000 Volt der Huawei-Säule derzeit in China für Aufsehen.
„Huawei 600 kW E-Auto-Charger enthüllt, hängt Teslas Supercharger ab“, ist die Schlagzeile von GizmoChina zu dem Paparazzi-Foto. Die meisten Schnelllade-Stationen in China von Teld, China Southern Power Grid und anderen Anbietern erreichen momentan ein oberes Limit von 250 A und 250 kW, wie es der aktuelle gültige nationale Industriestandard GB/T 18487.1-2015 empfiehlt. Ein neuer Standard mit höheren Werten (20234.3-2015) wird allerdings schon vorbereitet.
Nicht nur Huawei entwickelt Turboladesäulen
Huawei ist nicht das einzige Unternehmen in China, das an neuartigen Turboladesäulen arbeitet. So hat etwa Nio auf seinem „Nio Day“ im vergangenen Jahr einen 800-Volt-Supercharger mit einer maximalen Leistung von immerhin 500 kW vorgestellt. Und der „S4-Supercharger“ von Xpeng erreicht eine maximale Leistung von 480 kW. Auch GAC Aion hat schon seit vergangenem April erste 480-kW-Supercharger aufgestellt.
All diese Angaben gelten allerdings nur, wenn nur ein E-Auto pro Ladesäule angeschlossen ist. Sobald sich mehrere Vehikel eine Säule teilen, sinkt die Leistung entsprechend – schließlich ist der Anschlusswert der Säulen begrenzt. Dies relativiert den ganzen Hype um die Volt- und Ampere-Zahlen in der Realität doch stark.
Trotzdem wird dieser Wettbewerb weitergehen, weil so gut wie alle Hersteller von E-Autos, von chinesischen Start-ups wie Leapmotor bis hin zu traditionellen Autobauern wie Porsche, Volkswagen oder Volvo auf 800-Volt-Elektroantriebe und entsprechende Ladetechnik aufrüsten.
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Rundzellen
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Peak-Leistung der Stromnetze begrenzt Ladeleistung
Allerdings sind da noch externe Faktoren, die mit darüber bestimmen, wie schnell das Aufladen in fünf Minuten zur Realität für die Fahrer von E-Autos werden kann. Neben der Ladeelektronik des eigenen Wagens und dem besten Supercharger am Wegesrand entscheidet nicht zuletzt auch die Peak-Leistung des örtlichen Stromnetzes, wie lange eine Batteriefüllung dauert.
Rund 85 Prozent aller Elektroautos in China werden ausgerechnet zu den Spitzenzeiten des allgemeinen Stromverbrauchs der privaten Haushalte aufgeladen, hat das Forschungsinstitut des „State Grid Beijing“ herausgefunden. Die Unterstützung durch die Stromnetzbetreiber wird in den kommenden Jahren entscheidend sein, ob schnelleres Laden möglich sein wird. Huawei aber hat bereits signalisiert, dass es dafür bereitsteht und dass seine Ambitionen als Zulieferer der Autoindustrie groß sind. (me)
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.
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