Wirtschaft Daimler: Gerade noch schwarze Zahlen und Lob für Zulieferer
Daimler ist im ersten Quartal knapp an einem Verlust vorbeigeschrammt – und blickt besorgt auf die nächsten Monate. Zugleich hätten die Lieferketten der Autoindustrie den Stresstest Covid-19 bestanden, auch dank „kreativer und agiler“ Zulieferer.

Daimler hat bereits im Februar, vor der weltweiten Covid-19-Pandemie, Bilanzzahlen vorgelegt, die der Unternehmenschef Källenius mit den Worten „nicht unser Anspruch“ kommentierte. Nun reißt die Krise um das neuartige Coronavirus noch tiefere Löcher in die Kasse. Im ersten Quartal kommt der Konzern um rote Zahlen zwar gerade noch so herum. Im schon laufenden zweiten Vierteljahr rechnet der Konzern aber mit noch schlechteren Zahlen.
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Källenius über Coronavirus: „Müssen Schwachstellen in der Lieferkette finden“
Um das Geld zusammenzuhalten, kürzt Vorstandschef Ola Källenius weiter bei Investitionen und den Ausgaben für Forschung und Entwicklung, allerdings explizit nicht bei Zukunftsthemen wie Elektrifizierung und Digitalisierung, wie er am Mittwoch (29. April) betonte. „Alle strategisch wichtigen Projekte bleiben im Plan“, so der Daimler-Chef. Man prüfe „querbeet“ alle Investitionen, die Ausgaben würden unter das Vorjahresniveau gedrückt. Aber, so der Finanzchef Harald Wilhelm, man fahre nicht „mit dem Rasenmäher darüber.“ Auch bei F&E-Themen könnte man effizienter handeln.
Daimler fokussiert Elektromobilität weiter
Vor allem bei den Neuanläufen habe man „alles unternommen“, um die Termine zu halten. So sei auch während der Werkshutdowns die Batterieproduktion in Kamenz weiter gelaufen. „Wir wollen die Elektrifizierungsoffensive von 48-Volt bis zum E-Auto schützen“, sagte Källenius mit Nachdruck.
Erste vorläufige Zahlen hatte Daimler bereits vergangene Woche vorgelegt, am Mittwoch folgten nun die Details. Demnach stürzte der Gewinn in den ersten drei Monaten des Jahres heftig ab. Unter dem Strich blieben für die Aktionäre nur noch 94 Millionen Euro übrig. Im ersten Quartal des Vorjahres, das auch schon nicht gut gelaufen war, waren es noch 2,1 Milliarden Euro gewesen. Im zweiten Quartal rechne man angesichts der Produktionsstopps und der ausbleibenden Nachfrage damit, dass das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern negativ ausfalle, sagte Finanzchef Harald Wilhelm in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Daimler hatte im ersten Quartal nur 644.300 Autos und Nutzfahrzeuge verkaufen können. Das waren 17 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ging im Vergleich eher leicht zurück, um sechs Prozent auf 37,2 Milliarden Euro. Auch, weil Daimler mehr Autos aus den obersten Preiskategorien verkaufen konnte – zum Beispiel liefen die Modelle GLE und GLS laut Källenius gut.
Källenius sorgt sich um die Liquidität der Zulieferer
Inzwischen laufen die Bänder zwar nach und nach wieder an, doch wie die Nachfrage sich entwickelt, ist völlig offen. Entscheidend werde sein, wann die Pandemie weltweit unter Kontrolle sein werde, wie lange die wirtschaftlichen Aktivitäten eingeschränkt blieben und welches Erholungsmuster danach einsetze, betonte Daimler.
Zufrieden zeigte sich der Vorstandschef mit der Lieferkette. Man habe bis zu den eigenen Werksschließungen keine Einheiten durch Lieferschwierigkeiten verloren. Källenius spricht von einer „erheblichen Kreativität und Agilität“, er habe ”nur Lob für die Lieferanten, aber auch für die eigene Mannschaft“. Die Autoindustrie habe diesen „extremen Stresstest bestanden“.
Sorgen macht man sich wohl eher um mögliche Insolvenzen. Noch sei es relativ ruhig, ob das eine „Ruhe vor dem Sturm“ sei, wisse man nicht. Eine eigene Task Force für Insolvenzmanagement sei eingerichtet. Unbürokratische Liquiditätsspritzen vom Staat seien aktuell „das A und O“, die Geschäftsmodelle der Automobilzulieferer seien zumeist „robust“.
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Hoffnung in China: Deutsche Marken sind gefragt
Düstere Prognose
Seine ursprüngliche Prognose hatte Daimler schon wieder kassiert. Der Konzern geht nun davon aus, dass sowohl Absatz und Umsatz als auch der Gewinn am Ende des Jahres unter dem Niveau des Vorjahres liegen werden. „Der Druck auf das Geschäft bleibt hoch“, sagte Källenius, wenngleich es aus China erste Anzeichen einer Rückkehr zur Normalität gebe.
Finanziell sieht Daimler sich trotz der heftigen Einbußen gut für die Zeit während und nach der Krise aufgestellt. Es seien „umfassende Maßnahmen zum Schutz des Barmittelbestands und zur Erhöhung der Flexibilität“ getroffen worden. An seinen Sparplänen, mit denen er unter anderem 1,4 Milliarden Euro allein beim Personal herausholen will, hält Källenius fest, wie er sagte.
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