Chefwechsel bei VW Diess soll Volkswagen beraten und regulär weiterbezahlt werden

Quelle: dpa

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Gerüchte über eine Ablösung gab es mehrmals. Seit Freitag ist klar: Herbert Diess tritt als VW-Chef ab. Der Manager bleibt dem Konzern aber erhalten und bekommt sein Gehalt weiter. Auf den Nachfolger setzen nicht nur Arbeitnehmervertreter große Hoffnungen.

Herbert Diess hat gut lachen: Er wird bei VW weiterbezahlt.
Herbert Diess hat gut lachen: Er wird bei VW weiterbezahlt.
(Bild: Volkswagen)

Volkswagen-Chef Herbert Diess wird Konzernkreisen zufolge nach seinem Abtritt weiter für das Unternehmen tätig sein. Der 63-Jährige bleibe als Berater zunächst regulär bis zum Vertragsende im Herbst 2025 und werde weiterbezahlt, erfuhr die „Deutsche Presse-Agentur“.

VW hatte am Freitag bekanntgegeben, dass der Manager am 1. September an Porsche-Chef Oliver Blume übergibt, der die Sportwagentochter auch in seiner neuen Funktion führen soll. Der Wechsel an sich kam für viele nicht überraschend. Dass es dann plötzlich so schnell ging, hätte jedoch kaum jemand erwartet.

Angeblich war Herbert Diess zuvor bereits zweimal haarscharf an einem Rauswurf als VW-Konzernchef vorbeigeschrammt. Der als streitbar geltende Manager war mehrfach anderen Leuten im Konzern auf die Füße getreten.

Jetzt schien das Maß voll zu sein – und für Diess ging es nicht weiter. Das legen Stimmen aus Konzernkreisen nahe, die die Entwicklung eng verfolgten. Blume stand schon als Kronprinz in der Reserve. Er gilt als hochtalentierter Manager und ist eher ein Mann der ruhigen Töne – in der Kommunikation wie in der Planung. Blume soll neben seiner Funktion an der Konzernspitze Porsche-Chef bleiben und im Wolfsburger Tagesgeschäft Hilfe von VW-Finanzchef Arno Antlitz bekommen.

Jenseits der fachlichen Aufgaben könnte die Personalie auch einen Wechsel im Führungsstil markieren. Diess ist in der Branche hoch angesehen. Ohne ihn – da stimmt fast jeder zu – stünde VW mit seinen Elektromodellen nicht dort, wo der größte europäische Autobauer heute steht. Allerdings gab es zuletzt Probleme, vor allem bei der stockenden und sich nochmals deutlich verteuernden Entwicklung eigener Software.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der das Land als zweitwichtigsten Eigner im Aufsichtsrat vertritt, zollte Diess Respekt. Er habe den Anstoß für wesentliche neue Vorhaben gegeben. Über Blume sagte Weil: „Ich bin zuversichtlich, dass er den Konzern mit Umsicht und Weitblick im Team mit dem Vorstand, in guter Kooperation mit dem Betriebsrat und mit sehr viel Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen wird.“

Aufhorchen dürfte hier mancher bei der Wertschätzung der Beschäftigten. Damit tat sich Diess häufig eher schwer – jedenfalls aus der Perspektive von Betriebsrat und etlichen Kollegen am Band. Los ging es spätestens, als sich viele beim holprigen Anlauf der Kernmodelle Golf 8 und ID allein gelassen fühlten. Belegschaftsvertreter bemängelten eine fehlende Krisenstrategie und ständige Erhöhung des Drucks in der Fertigung. Die IG Metall sprach Diess in einem offenen Brief das Misstrauen aus.

Gewerkschaftschef Jörg Hofmann, wie Weil und Betriebsratschefin Daniela Cavallo im Präsidium, betonte, VW müsse „neben seiner technologischen Favoritenrolle auch der sozialen Vorbildrolle gerecht werden“. Cavallo sagte, der Umbruch sei schwierig. VW müsse gestärkt aus ihm hervorgehen. „Unser Anspruch ist es aber ebenso, dass dabei trotz der großen Herausforderungen Beschäftigungssicherung und Wirtschaftlichkeit gleichrangige Unternehmensziele bleiben.“

Nach Ansicht von Porsche-Betriebsratschef Harald Buck hat der Volkswagen-Konzern Blume einen guten Fang gemacht. „Ein Teamplayer wie Blume tut VW sicher gut“, sagte Buck der Deutschen Presse-Agentur am Montag in Stuttgart. Er freue sich, dass Blume Porsche erhalten bleibe. Eine zu starke Belastung fürchtete er nicht, schließlich sei Blume bereits im Vorstand des VW-Konzerns aktiv gewesen. Außerdem schlage Blumes Herz für Porsche. „Er steht hundertprozentig zu diesem Unternehmen und wird nach meiner Einschätzung auch dauerhaft hier bleiben“, sagte Buck der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Dienstag).

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