Alternative Antriebe Keyou gewinnt zweiten Kunden für Wasserstoff-Lkw
Anbieter zum Thema
Wasserstoff in Verbrennungsmotoren verbrennen: Das Münchner Unternehmen Keyou rüstet Lkw entsprechend um – und hat jetzt den zweiten Abnehmer für einen Truck.

Keyou ist bekannt als Umrüster auf Wasserstoff-Verbrennungsmotoren. Seit Mai 2023 testet das Unternehmen den auf einem Mercedes-Benz Actros basierenden Prototypen eines 18-Tonners in der Region München. Jetzt gibt es den zweiten konkreten Interessenten für den Lkw: Rheinkraft International (RKI) mit Sitz in Duisburg hat einen der CO2-freien Trucks bestellt. Das Logistikunternehmen ist auf den Transport von Stahl spezialisiert. Der Endkunde von RKI ist laut einer Mitteilung „einer der weltweit größten Stahlhersteller“.
„Unsere Kunden legen neben den eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen zunehmend Wert darauf, ihre Lieferkette zu dekarbonisieren. Das stellt uns als Logistikunternehmen natürlich vor große Herausforderungen, zumal das aktuelle Angebot an CO2-freien Lkws, die unseren Ansprüchen genügen, derzeit noch sehr überschaubar ist“, sagt Dirk Müller, geschäftsführender Gesellschafter von Rheinkraft International. „In der Technologie von Keyou sehen wir großes Potenzial. Überzeugt hat uns von Anfang an das Pay-per-Use-Modell und das Full-Service-Package. Die Vorteile des Wasserstoffmotors mit seinem hohen Wirkungsgrad, den kurzen Betankungszeiten sowie den attraktiven Reichweiten erschienen uns schlüssig.“
Lkw sind von der Maut befreit
Die umgerüsteten Lkw erfüllen die Vorgaben der Abgasnorm Euro VI und sind nach EU-Norm Zero-Emission-Fahrzeuge – und somit von der Maut befreit. Für Flottenbetreiber kann das eine jährliche Ersparnis von bis zu 15.000 Euro bedeuten, teilte Keyou mit.
Die bei der Verbrennung entstehenden Stickoxide sind laut des Unternehmen kein Problem: „Durch die von uns entwickelte, sehr effiziente Magerverbrennung unterschreiten wir die Stickoxid-Grenzwerte deutlich“, sagt Keyou-Chef Tom Korn.
:quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/9e/a8/9ea89ae2ec74ace628affd281ed1f32f/0114038174.jpeg)
Infrastruktur
Wasserstoff-Tankstelle für Busse und Lkw bei München eröffnet
Den ersten Lkw will Keyou Ende 2023 ausliefern. „In Kürze“, teilt Keyou außerdem mit, werden Partner des Unternehmens gemeinsam mit eigenen Ingenieuren die ersten Fahrzeuge der Flotte aufbauen. Im Mai hatte Keyou den ersten Kunden für seine auf Wasserstoffverbrennung umgerüsteten Lkw gewonnen: Die Spedition EP-Trans aus Regensburg orderte auf der Messe „Transport Logistik“ zwei Lkw.
Lkw, Kraftstoff und Service im Abo
Vermarktet werden die Lkws in einem „H2 Mobility as a Service“-Modell. Das heißt: Unternehmen zahlen monatlich einen von der jährlichen Laufleistung abhängigen Euro/Kilometer-Preis. Darin enthalten sind der Lkw, der Kraftstoff, ein Service- und Wartungspaket und eine Vollkaskoversicherung für das Fahrzeug.
Keyou stellte auf der IAA Transportation im Jahr 2022 außerdem einen 12-Meter-Stadtbus vor: mit Wasserstoffmotor und Mildhybridsystem. Das 48-Volt-System leistet 35 Kilowatt und unterstützt beim Anfahren. Der Zulieferer Voith steuert das für Busse entwickelte Automatikgetriebe bei. Nach dem erfolgreichen Marktstart des Lkw will sich Keyou zunehmend auf die Markteinführung von Bussen konzentrieren.
Der technische Hintergrund der Wasserstoff-Motoren
Keyou rüstet aktuell Sechszylinder-Reihenmotoren mit 7,8 Liter Hubraum und 210 Kilowatt Leistung um. Sie basieren laut Unternehmen „auf einer Dieselmotorplattform eines etablierten Herstellers“.
Nach der Umrüstung wird der Wasserstoff mit bis zu 15 bar in die Sauganlage eingeblasen. Zündkerzen entflammen das Gas-Luft-Gemisch. Derzeit passt Keyou sein Umrüstsystem auf einen 13-Liter-Motor an. Er soll demnächst in einem 40-Tonner von Volvo erprobt werden.
:quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/94/54/9454803ac199f30c4abb1b327ae57a58/0111331254.jpeg)
Antrieb
Projekt HyCet: Integration von Wasserstoffmotoren in 18-Tonnen-Lkw
Der umgerüstete Motor ist laut Keyou verglichen mit einem Dieselmotor deutlich leiser. Das Betanken mit Wasserstoff soll rund 15 Minuten dauern. In der aktuellen Konfiguration passen 27 Kilogramm Wasserstoff in die Tanks; genug für bis zu rund 350 Kilometer, sagt Keyou. Bis zu 600 Kilometer sind je nach Umfang der Tankanlage möglich. Ein Kilogramm Wasserstoff hat den gleichen Energiegehalt wie 3,3 Liter Diesel.
Ab dem 1. Januar 2024 führt Deutschland die sogenannte CO2-Maut ein. Dann laufen zusätzliche Kosten für Diesel-Lkw in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO2 auf.
(ID:49710008)