Joint Venture Daimler Truck, Traton und Volvo wollen Ladenetz für Lkw aufbauen
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Die drei größten europäischen Nutzfahrzeughersteller arbeiten zusammen: Innerhalb von fünf Jahren soll ein europäisches Ladenetz für Lkw entstehen, das mit Ökostrom funktioniert. Passende E-Lkw haben sie im Programm.

Daimler Truck, Traton und Volvo werden gemeinsam ein Hochleistungs-Ladenetz für batterieelektrische schwere Fernverkehrs-Lkw und Reisebusse in Europa aufbauen. Darauf haben sich die drei Nutzfahrzeughersteller geeinigt und dazu ein Joint Venture gegründet: Es soll 2022 seinen Betrieb aufnehmen.
Innerhalb von fünf Jahren ab Gründung sollen „mindestens 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte für Ökostrom an und in der Nähe von Autobahnen sowie an Logistik-Hubs und an Abladestellen“ entstehen, die auch von dem Joint Venture betrieben werden. Das Netzwerk soll Hochleistungsladen und Nachtladen mit circa 50 bis 100 Kilowatt Leistung anbieten.
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Lenkzeitunterbrechung zum Laden nutzen
Für das Hochleistungsladen ist der Ausgangspunkt der aktuelle CCS-Standard mit 350 kW. „Sobald es machbar ist, werden wo möglich neuere Standards mit höherer Leistung aufgenommen, zum Beispiel MCS mit typischerweise 750 kW für 45-minütige Anwendungsfälle im schweren Fernverkehr“, beschreibt ein Sprecher von Daimler Truck. Das kann zum Beispiel die vorgeschriebene Lenkzeitunterbrechung sein, die nach spätestens 4,5 Stunden Fahrt vorgeschrieben ist.
Zusätzliche Partner und öffentliche Fördermittel sollen dann dabei helfen, „deutlich mehr Ladepunkte“ zu errichten. Am Joint Venture mit Sitz in Amsterdam werden die drei Lkw-Hersteller zu gleichen Teilen beteiligt sein. Insgesamt investieren Daimler Truck, Traton und Volvo 500 Millionen Euro; bleiben aber in allen anderen Bereichen Wettbewerber. Das Ladenetz der drei Parteien soll Flottenbetreibern in Europa markenunabhängig zur Verfügung stehen.
ACEA fordert 15.000 Ladepunkte bis 2025
„Eine Zusammenarbeit mit starken Wettbewerbern wie Daimler Truck und Volvo Group mag ungewöhnlich erscheinen“, kommentierte Traton-CEO Christian Levin, das Thema sei aber entscheidend, um schneller und erfolgreicher Maßnahmen gegen den Klimawandel unternehmen zu können.
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Der Verband europäischer Automobilhersteller ACEA hatte im Mai 2021 einen Branchenbericht veröffentlicht. In diesem fordert der Verband bis spätestens 2025 bis zu 15.000 öffentliche und Destinations-Hochleistungs-Ladepunkte; außerdem bis spätestens 2030 bis zu 50.000 Hochleistungs-Ladepunkte.
Welche E-Lkw bieten die Partner an?
Daimler Truck produziert seit Oktober im Wörth den E-Actros. Die Modelle haben wahlweise drei oder vier Batteriepakete, jeweils mit einer nutzbaren Kapazität von rund 97 Kilowattstunden. Mit vier Batteriepaketen sollen die Lkw bis zu 400 Kilometer fahren können. Die Motorleistung beträgt 330 kW, in der Spitze 400 kW. Laut Daimler lässt sich der E-Actros mit bis zu 160 Kilowatt laden. Eine Version für den Fernverkehr soll 2024 folgen.
Traton hat mit den Marken Scania, MAN zwei elektrisch angetriebene Lkw im europäischen Programm. Scania hat im August 2020 einen E-Lkw für den Verteilverkehr vorgestellt. In der größten Ausbaustufe speichern neun Batterien 300 Kilowattstunden. Bis zu 250 Kilometer lassen sich so laut Scania erreichen. Laden lassen sich die Akkus mit 130 Kilowatt Gleichstrom.
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Elektrische Lkw für den innerstädtischen Lieferverkehr
MAN hat mit dem „eTGM“ einen elektrischen Lkw für den innerstädtischen Lieferverkehr im Testbetrieb bei einem österreichischen Unternehmen und fertigt das Modell in einer Kleinserie. Zwölf Batteriepacks speichern 185 Kilowattstunden; bis zu 190 Kilometer Reichweite sind dabei laut Hersteller möglich. Mit Wechselstrom lassen sich die Akkus mit 22 kW laden, mit Gleichstrom mit 150 Kilowatt. Schwere E-Lkw will der Hersteller ab 2024 in München bauen.
Volvo will in der zweiten Jahreshälfte 2022 damit beginnen, drei vollelektrische Lkw zu produzieren: FH, FM und FMX, schwere Lkw zwischen 16 und 44 Tonnen für den Regionalverkehr und das Baugewerbe. Anfang 2023 sollen die Fahrgestelle folgen. In den Trucks speichern sechs Batteriepakete bis zu 540 Kilowattstunden; sie sollen für 300 Kilometer reichen. Mit 43 Kilowatt Wechselstrom oder 250 Kilowatt Gleichstrom lassen sich die Akkus laden.
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