Schieflage Leoni soll von der Börse genommen werden
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Der angeschlagene Autozulieferer kämpft ums finanzielle Überleben. Nach dem geplatzten Verkauf der Kabelsparte im Dezember hat sich die Situation für die die Nürnberger Leoni AG dramatisch zugespitzt.

Im Rahmen eines spektakulären Finanzierungskonzeptes sollen die Aktionäre der Leoni AG ihr gesamtes Geld verlieren und das Unternehmen von der Börse genommen werden. Nach dem Kapitalschnitt will der österreichische Unternehmer Stefan Pierer (KTM), bisher schon einer der größeren Leoni-Aktionäre, mit frischem Kapital in Höhe von 150 Millionen Euro einsteigen, teilte Leoni mit. Pierer werde mit gut 700 Millionen Euro knapp die Hälfte der Schulden von den Finanzgläubigern übernehmen. Der Rest der Verbindlichkeiten bleibt bei Leoni.
„Bei diesem finanziellen Sanierungskonzept handelt es sich aus Sicht des Vorstandes der Leoni AG um die einzige verbleibende Sanierungslösung“, teilte Leoni weiter mit. Die Gremien der Gläubigerbanken und die Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, sowie der Bund als Bürgen müssen noch zustimmen.
Junges Gesetz zu Ungunsten der Kleinanleger
Wenn das Konzept beschlossen wird, stehen die Aktionäre der Leoni AG am Ende mit leeren Händen da. Da nicht angenommen werde, dass eine Hauptversammlung mit ausreichender Mehrheit zustimmt, soll das Konzept auf der Grundlage des neuen Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes durchgesetzt werden.
Leoni stellt mit weltweit mehr als 100.000 Mitarbeitern Kabel- und Netzwerkprodukte für die Autoindustrie her, darunter Kabelbäume. Im Jahr 2022 setzte das Unternehmen gut fünf Milliarden Euro um. In den vergangenen Jahren war Leoni immer wieder ins Taumeln geraten, musste zeitweise auch auf staatliche Hilfen zurückgreifen. Ein Teilverkauf, der 400 Millionen Euro in die Kassen spülen und maßgeblich zur Entschuldung beitragen sollte, war Ende vergangenen Jahres geplatzt und führte zu der akuten Notlage.
„Geschäftsmodell ist solide“
Das Unternehmen betont, dass es sein Geschäftsmodell für solide hält und der Grund für die Schieflage vor allem in der hohen Schuldenlast zu suchen sei. Dennoch hatte Vorstandschef Aldo Kamper mitten in der Krise Ende Januar das Nürnberger Unternehmen verlassen und sich einer neuen Aufgabe als Vorstandschef von AMS Osram gewidmet.
Den Kapitalschnitt hatte Leoni bereits im Februar als wohl notwendige Lösung angekündigt – damals allerdings erklärt, die Aktienwerte für die Aktionäre würden „weitgehend“ verwässert. Nun soll das Grundkapital komplett auf Null gesetzt werden.
Leoni werde eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, kündigte das Unternehmen weiter an. Der Vorstand werde vorsorglich den Verlust in Höhe von mehr als der Hälfte des Grundkapitals anzeigen.
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