Wirtschaft Markenausblick VW ID: Alles auf Elektromobilität – vom Kleinwagen bis zu Oberklassen-Limousine

Aktualisiert am 30.11.2020 Von Peter Eck/SP-X

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Volkswagen treibt die E-Mobilität voran. Und das mit einer fast schon erschreckenden Konsequenz. Der Ausblick zeigt: Die Volumenmarke bringt jede Menge neue E-Fahrzeuge. Zumindest bis 2030 werden aber auch noch die bekannten Top-Seller eine wichtige Rolle spielen.

Mit der neuen Fokussierung auf die batterieelektrische Mobilität laufen bei Volkswagen nun die Planungen bis 2030 auf Hochtouren.
Mit der neuen Fokussierung auf die batterieelektrische Mobilität laufen bei Volkswagen nun die Planungen bis 2030 auf Hochtouren.
(Bild: VW)

Mit der neuen Fokussierung auf die batterieelektrische Mobilität laufen bei Volkswagen nun die Planungen bis 2030 auf Hochtouren. Dabei spielen allerdings auch noch bewährte „Alt-Modelle“ mit elektrifizierten Verbrennern eine wichtige Rolle. Aber mit rund 70 Milliarden Euro fließt der Großteil der Investitionen bis 2025 in Zukunftstechnologien wie alternativen Antriebe, Digitalisierung, Software und Vernetzung. Nicht umsonst hat der neue VW-Marken-Chef Ralf Brandstätter Daten zum höchsten Gut der Hersteller erhoben.

Bis 2030 wollen die Wolfsburger ihre spezielle Marktpositionierung zwischen den Volumen- und Premiumanbietern weiter ausbauen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil man so im Vergleich zu den direkten Wettbewerbern höhere Marktpreise verwirklichen kann. Dabei setzt das Team um Ralf Brandstätter auch bei bekannten Modellen wie Passat oder Tiguan nicht nur auf Elektrifizierung, sondern auch auf ein neues Designkonzept.

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Nachdem in diesem Jahr die achte Generation des Golf sowie der ID.3 als erstes rein elektrisches E-Auto der Marke mehr recht als schlecht angelaufen sind, stehen im kommenden Jahr allen voran Elektrofahrzeuge im Mittelpunkt. Der im Vergleich zum ID.3 größere und mehr in Richtung SUV gestaltete ID.4 soll bald in den Handel kommen, im Sommer 2021 folgt zudem eine optisch in Richtung Sportlichkeit aufgepeppte GTX-Version, unter anderem mit speziellen Felgen und einer betont dynamischen Front. Leistungsmäßig soll der GTX bis zu 220 kW/300 PS bereitstellen. Ähnliches, eine Art R-Version, plant VW auch für den ID.3. Derzeit ist bei dem Kompaktmodell bei maximal 150 kW/204 PS Schluss.

Die gesamte Baureihe – es wird auch ein ID.4 Coupé geben – wurde über den Life-Cycle von sieben Jahren auf zwei Millionen Einheiten kalkuliert. Auch oberhalb des ID.4 plant Volkswagen ein E-Auto. Das Debüt könnte noch 2021 sein. Hierbei handelt es sich um einen Mix aus flacherem SUV und gestrecktem Van. Arbeitsname: ID.B-Lounge. Serienname: vielleicht ID.5. Das Package sieht drei Sitzreihen vor, entweder 2+3+2 oder 2+2+2. Bei der zweiten Variante besteht die mittlere Reihe aus zwei sogenannten „Captain’s Chairs“. Gebaut wird dieses Modell hauptsächlich für die USA und China, soll aber auch in Westeuropa angeboten werden.

ID.Buzz, ID.Rugged und Aero

Bis zum Ende des ersten Produktplanungszeitraums im Jahr 2023 will Volkswagen aber auch noch zwei lang erwartete, sehr spezielle E-Modelle auf den Markt bringen: So ist für 2022 zum einen der ID.Buzz angekündigt, der sich optisch überraschend wenig von der 2017 in Detroit vorgestellten Studie unterscheidet. Den Nachfolger der Ikone VW Bus wird es mit zwei unterschiedlichen Radständen geben, als Bus/Van (People) mit bis zu sieben Sitzen und als geschlossenen Lieferwagen (Cargo).

Die elektrische Reichweite des Buzz gibt Volkswagen bei der Version mit langem Radstand mit bis zu 400 Kilometern an. Bei den Preisen stehen die Wolfsburger zu ihrem Anspruch, künftige E-Fahrzeuge zum Preis eines gut ausgestatteten Diesel-Modells auf die Straße zu bringen.

Ebenfalls den Bauch ansprechen soll der ID.Rugged. Eine Studie des rustikal gestylten Off-Road-Gefährts will VW angeblich noch in diesem Jahr präsentieren – es erinnert in seiner Größe und Silhouette an den Citroen C5 Aircross. 2023 könnte die Serienversion dann auf der Straße sein.

Einen großen Sprung bei der Reichweite plant das Team um Entwicklungsvorstand Frank Welsch beim neuen Flaggschiff der Marke. 2023 soll der Aero B auf den Markt kommen. Er soll die durch die Einstellung des Phaeton aufgeklaffte Luxus-Lücke im Markenportfolio schließen. Im Fahrzeug gibt es unter anderem eine aufwendige Lichtinszenierung und ganz im Tesla-Style ein riesiges Display sowie nur noch wenige Knöpfe und Schalter. Die Anzeigen hinter dem Lenkrad werden kleiner und verlieren somit an Bedeutung. Im Gegenzug wachsen Head-up Display (HuD) und Augmented Reality (AR). Das als Variant und Limousine, mit Hinter- oder Allradantrieb geplante Oberklassemodell soll auf bis zu 700 Kilometer elektrische Reichweite kommen und damit auch der Brennstoffzellen-Diskussion das Wasser abgraben.

Verbesserte Ladetechnologie und mehr Reichweite

Bei solchen Batteriegrößen müssen allerdings die Ladezeiten verkürzt werden. Zurzeit, so rechnet Volkswagen, schafft das Ladesystem am Schnelllader in zehn Minuten etwa 150 Kilometer neue Reichweite. Bereits Ende nächsten Jahres sollen im gleichen Zeitraum bereits 195 Kilometer möglich sein, und bis spätestens Mitte des Jahrzehnts gar 300 Kilometer.

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Mit der elektrischen Modelloffensive sowie Maßnahmen in der Produktion will Volkswagen seinen CO2-Fußabdruck bis 2025 um 30 Prozent reduzieren und bis 2050 eine komplett CO2-neutrale Mobilität auf die Räder stellen. Interessantes Faktum: Der VW-Konzern – die Produktion und die Produkte – ist nach eigener Aussage für immerhin ein Prozent des gesamten weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich.

Um die CO2-Ziele zu erreichen, müssen auch die in den nächsten Jahren noch sehr absatzstarken konventionellen Modelle elektrifiziert werden. Im Produktplanungszeitraum zwischen 2023 und 2026 steht diese Aufgabe im Mittelpunkt. Unter anderem werden der Passat, der Tiguan und der T-Roc modernisiert. Im Passat und im Tiguan kommt dann die zweite Generation an Plug-in-Hybriden zum Einsatz, die mit elektrischen Reichweiten von rund 100 Kilometern aufwarten soll. Noch höhere rein elektrische Reichweiten hält man bei Volkswagen für überflüssig, mit dem Argument, dass man dann zu nahe an ein Elektroauto heran käme. Dagegen wird es von den Vans Touran und Sharan keine neuen Generationen mehr geben, für sie ist angesichts des SUV-Booms die Nachfrage zu gering. Dafür soll das Werk in Wolfsburg einen neuen großen SUV im Stil des bislang ausschließlich in und für China hergestellten Tayron produzieren.

Darüber hinaus arbeitet Volkswagen bei den E-Autos an einem Kleinwagen (Small BEV), den man wie alle E-Modelle ebenfalls auf Basis des Modularen Elektro-Baukastens anbieten will. Hier peilt der OEM einen Preiskorridor von 20.000 bis 25.000 Euro an.

Mehr Qualität, weniger Optionen

Neue Elektroautos, teils mit mehr Reichweite, überarbeitete konventionelle Standardmodelle inklusive der zweiten PHEV-Generation: Volkswagen hat in den nächsten fünf bis sechs Jahren viel vor. Auch die Innenräume und das Außendesign werden erneuert, dafür steht vor allem der neue Chefdesigner der Marke, Jozef Kaban. Er will in den Innenräumen der Fahrzeuge, selbst bei den Basismodellen, eine (noch) höhere Qualitätsanmutung erreichen. Zeitlos, innovativ und nachhaltig sind hier die Stichworte, auch für das Außendesign, wo sich fast alle Fahrzeuge zum Beispiel künftig im Heck mit einem durchgängigen Leuchtenband präsentieren werden.

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Ein weiteres Stichwort heißt Authentizität: So soll es künftig keine Pseudo-Materialien wie eine Holzanmutung mehr geben und auch keine aufgesetzte Sportlichkeit wie einen Fake-Auspuff. Der höhere Aufwand, gerade im Innenraum, soll über eine Reduzierung der Angebotsvielfalt und der damit einhergehenden höheren Einkaufsvolumina für die verbleibenden Komponenten abgefedert werden. So wird es künftig in vielen Modellen das gleiche Lenkrad geben und man sieht auch keine Notwendigkeit mehr, wie derzeit über 100 Räder-Designs vorzuhalten.

Weniger ist mehr: So will man bei Volkswagen die neue Richtung verstanden wissen. Die Marke zielt neben dem Fokus auf Elektromobilität damit offensichtlich auch auf jüngere, modernere und urbanere Käufer. Ziel ist es letztlich, sich auch über eine nachhaltige Mobilität als besonders begehrenswerte Volumenmarke zu etablieren.

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