Modellpolitik Mercedes gibt die A-Klasse auf

Von Jens Rehberg

Der Einstiegspreis in die Mercedes-Welt verschiebt sich um einen fünfstelligen Betrag nach oben. Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge will der Hersteller 2025 sein Einstiegsmodell ersatzlos auslaufen lassen.

Die Mercedes-Führung ist der Ansicht, auf die A-Klasse verzichten zu können – im Bild der Grill eines A 180 d AMG-Line.
Die Mercedes-Führung ist der Ansicht, auf die A-Klasse verzichten zu können – im Bild der Grill eines A 180 d AMG-Line.
(Bild: Hersteller)

Nach 28 Jahren lässt Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius im Rahmen seiner verstärkten Luxus-Orientierung 2025 die A-Klasse enden. Das „Handelsblatt“ beruft sich am Montag auf die Informationen mehrerer Insider, nach denen sich der Hersteller in Sachen Einstiegssegment künftig ausschließlich auf Baureihen mit sehr hohen Deckungsbeiträgen beschränken will: CLA Coupé, GLA, GLB und CLA Shooting Brake. A- und B-Klasse fallen demnach aus dem Modellportfolio. Mercedes-Benz ließ den Bericht unkommentiert.

Die von Källenius verordnete Luxus-Strategie hat intern offenbar nicht nur Anhänger. Die Wirtschaftszeitung zitiert ein Aufsichtsratsmitglied mit den Worten: „Kleinere Modelle müssen Teil der Familie mit Stern bleiben.“ Die jetzt beschlossenen modellpolitischen Maßnahmen dürften nicht den schrittweisen Rückzug aus dem Kompaktsegment einleiten.

Mercedes verliert Kostenvorteile

Mitte Mai hatte der Mercedes-Chef den neuen strategischen Fokus auf Modelle kommuniziert, die mit den üblichen optionalen Aufwertungen über 100.000 Euro kosten. Die Linie wird von Branchenexperten seitdem kontrovers diskutiert. Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research, sagte jetzt dem Handelsblatt: „Die Welt der Schönen und Reichen klingt spannend und verspricht auf den ersten Blick märchenhafte Renditen“, im Autogeschäft berge ein Schrumpfungsprozess aber ein sehr großes Risiko. Gerade in den kommenden Jahren, in denen Fahrzeuge mit immer leistungsfähigeren Rechnern, Betriebssystemen und reichweitenstarken Batterien ausgestattet würden, seien Skaleneffekte wichtiger denn je.

Nichtsdestotrotz waren die Volumina von A- und B-Klasse in den vergangenen Jahren stark rückläufig. Nach Zahlen des Handelsblatts verkauften die Stuttgarter 2021 mit rund 185.000 Einheiten in Europa, China und den USA exakt ein Drittel weniger A-Klasse-Modelle als noch zwei Jahre zuvor.

In den USA nahmen die Endkunden 2021 gerade mal 8.100 A-Klasse-Modelle ab. In China lief die A-Klasse in der Langversion zwar akzeptabel, aber vor allem über ungesunde Verkaufskanäle.

SUVs gewinnen die Oberhand

Der weltweite B-Klasse-Absatz ging von 2019 bis 2021 gar um knapp 60 Prozent auf zuletzt jährlich rund 33.000 Einheiten zurück. Im vergangenen Jahr hat Mercedes in Europa, China und den USA sogar erstmals mehr GLA- und GLB-SUVs vermarktet als A- und B-Klasse-Einheiten.

Künftig will der Mercedes-Chef mit den verbleibenden kompakten Baureihen noch immer ein jährliches Volumen von rund 570.000 Einheiten machen. Darüber will Källenius mit der C-Klasse, EQC und der E-Klasse weiter wachsen. EQS, Maybach und AMG sollen sich mittelfristig gar um 60 Prozent besser verkaufen als aktuell. Insgesamt will Mercedes in einigen Jahren 2,5 Millionen Autos jährlich ausliefern.

Deutlich zweistellige Deckungsbeiträge sind der Maßstab

Erklärtes Ziel des Mercedes-Chefs ist zudem eine Konzernumsatzrendite über 14 Prozent bis 2025. Nach Ansicht von Ola Källenius ist das nur mit Modellen zu machen, die deutlich zweistellige Deckungsbeiträge generieren – so laut Handelsblatt die interne Richtschnur.

Das Blatt prognostiziert zudem, dass es mit einem sich noch zweifellos verteuernden CLA als künftigem Einstiegsmodell ab 2024 keinen Mercedes mehr unter 40.000 Euro geben wird – die A-Klasse gab es bis vor kurzem noch ab 25.000 Euro.

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