ADAC-Test Qualitätscheck offenbart Schwächen in der Verarbeitung

Von Julia Mauritz

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Der Automobilclub hat knapp 600 Automodelle einem Qualitätscheck unterzogen. Während einige Premiumhersteller vor allem bei der Materialwahl den Rotstift angesetzt haben, gibt es bei den Volumenherstellern auch ein paar Ausreißer nach oben.

Der Toyota Aygo X ist zwar mehrere Tausend Euro teurer als sein Vorgänger, hat sich qualitativ aber nicht verbessert, kritisiert der ADAC.
Der Toyota Aygo X ist zwar mehrere Tausend Euro teurer als sein Vorgänger, hat sich qualitativ aber nicht verbessert, kritisiert der ADAC.
(Bild: Toyota)

Im Zuge der steigenden Technikkosten sparen die Automobilhersteller nicht selten an der Material- und Verarbeitungsqualität. Zu dieser Erkenntnis sind ADAC-Testingenieure gekommen, nachdem sie 580 Fahrzeugmodelle genau unter die Lupe genommen und mit ihren Vorgängern verglichen hatten.

Grundsätzlich seien teure Fahrzeuge durchaus besser verarbeitet als günstige Modelle, so der Automobilclub. Aber nicht immer sei die Qualität automatisch besser, wenn ein Hersteller im Zuge eines Generationswechsels die Preise erhöhe.

Als Beispiel nennt der ADAC den Toyota Aygo. Den „alten“, rund 10.000 Euro teuren Kleinwagen hatten die Testingenieure mit der Schulnote 4,4 bewertet. Der fast 6.000 Euro teurere Nachfolger Aygo X schneidet in der Verarbeitungs- und Materialqualität mit der Schulnote 4,4 genauso schlecht ab und weist dem Automobilclub zufolge fast die identischen Schwächen des Vorgängers auf – vom lackierten Blech an den Türinnenseiten bis zu einem Dachhimmel, den die Tester mit einem Eierkarton vergleichen.

Damit bildet Toyotas Einstiegsmodell das Schlusslicht in der Kategorie Kleinst- und Kleinwagen. Nur geringfügig besser mit der Schulnote 4,3 schneiden hier der Ssangyong Tivoli und der Hyundai Bayon ab. Die Top-Position in der Kategorie Kleinst- und Kleinwagen konnten sich mit dem ausgelaufenen BMW i3 (2,1) und dem Mini Cooper Fünftürer (2,2) zwei sogenannte Premium-Modelle sichern.

In der unteren Mittelklasse vergab der ADAC für die Qualität die Spitzennote 1,7 an den Volvo XC40. Dicht dahinter folgen der BMW 1er und der Audi Q3 (2,0). Schlusslichter in dieser Fahrzeugklasse bilden mit einer Note von 3,7 die Modelle MG ZS EV, Ssangyong Korando und Jeep Compass.

Audi A4 top, Honda CR-V ein Flop

In der Mittelklasse überzeugte der Audi A4 (1,2) die ADAC-Tester am meisten. Aber auch die Qualität des BMW 3er/4er und des Porsche Macan befand der Automobilclub für sehr gut und vergab an beide die Schulnote 1,2. Die rote Laterne in Sachen Qualität und Verarbeitung trägt in dieser Kategorie Honda mit seinem SUV CR-V (3,0), gefolgt vom Tesla Model 3 (2,8).

Auffallend ist laut ADAC, dass die Modelle, die mit einem besonderen Fokus auf den amerikanischen Markt entwickelt wurden, in Sachen Verarbeitungsqualität schlechter abschneiden. Das gelte auch in der oberen Fahrzeugklasse. So vergab der ADAC für den Toyota Highlander nur die Schulnote 3,1. Auch der Ford Mustang (3,0) und der Chevrolet Camaro (2,8) schnitten im Test nur befriedigend ab. Ein überraschendes Ergebnis: die Schulnote 3,1 für den hochpreisigen Familienbus VW T6.1. Er könne mit seiner schlichten Materialqualität seine Herkunft als Nutzfahrzeug nicht verhehlen, so die Kritik der Testingenieure.

Besonders enttäuscht zeigten sich die Tester auch von der aktuellen C-Klasse von Mercedes. Das Vorgängermodell habe in puncto Materialanmutung hohe Kundenansprüche erfüllt. Beim neuen Modell hätten die Controller wohl das Sagen gehabt: So seien unter anderem das Armaturenbrett, der Mitteltunnel und die Türverkleidungen nur noch im oberen Bereich mit geschäumtem Kunststoff verkleidet.

Golf 8 schneidet schlechter als Golf 7 ab

Auch der Volkswagen-Konzern befinde sich aktuell in puncto Fahrzeugqualität auf dem absteigenden Ast, urteilt der ADAC. Besonders auffallend sei dieser Trend beim Audi A3: So verzichte der Ingolstädter Premiumhersteller beim aktuellen Modell auf die Türrahmenverkleidungen, und unter dem Kofferraumboden käme das blanke Blech zum Vorschein. Nachgelassen habe die Qualität auch beim Modellwechsel vom Golf 7 zum Golf 8. So fehle jetzt die Gasdruckfeder in der Motorhaube. Im Innenraum habe VW auf den Stoffüberzug an der A-Säule verzichtet.

Negativ fielen den Testern im Vergleich zu den Vorgängermodellen auch die beiden Hyundai-Modelle i10 und i20 auf. Der koreanische Hersteller habe unter anderem Unterbodenverkleidungen eingespart und setze jetzt kratzempfindliches Plastik statt Filz im Kofferraum ein. Zudem knarzte beim Fahrzeugtest der Armaturenträger.

Als Positivbeispiel wird Mazda erwähnt: Der japanische Hersteller biete trotz vergleichsweise günstigen Fahrzeugpreisen eine verhältnismäßige gute Materialqualität. Das gelte vor allem für das Interieur des Mazda 3.

Auch dem Renault Zoe bescheinigten die Tester im Vergleich zum Vorgänger einen großen Sprung nach vorn in Sachen Materialanmutung. So bestünden sowohl das Armaturenbrett als auch die vorderen Türverkleidungen beim aktuellen Modell aus geschäumtem Kunststoff. Auch das Lenkrad sei hochwertig.

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Trotz der zahlreichen genannten Negativbeispiele könne man nicht sagen, dass sich die Fahrzeugqualität generell nach unten entwickele, resümiert der ADAC: „Die Material- und Verarbeitungsqualität ist oftmals Wellenbewegungen ausgesetzt“, sagt Testingenieur Alexander Werner: Wenn sich die Presse und die Kunden über die mangelnde Verarbeitung beschwerten, steuerten viele Hersteller beim Nachfolgemodell entsprechend gegen.

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