Fahrbericht Tesla Model Y: Shooting Star aus Kalifornien

Von Benjamin Bessinger/SP-X

Mit dem Model Y komplettiert Tesla seine E-Auto-Familie vorerst. Eines der Modelle aus der coronabedingt verzögerten US-Produktion hat es nach Europa geschafft. Wir haben es getestet.

Bei zwei Motoren mit zusammen angeblich 450 PS – nix genaues verrät Tesla wie üblich nicht - ist es egal, ob das Auto jetzt ein, zwei Zentner mehr oder weniger wiegt und man sucht sich besser ein freies Stück Straße für den ersten Kickdown.
Bei zwei Motoren mit zusammen angeblich 450 PS – nix genaues verrät Tesla wie üblich nicht - ist es egal, ob das Auto jetzt ein, zwei Zentner mehr oder weniger wiegt und man sucht sich besser ein freies Stück Straße für den ersten Kickdown.
(Bild: SP-X/Frank Ratering)

Tesla bringt mit dem Model Y sein wahrscheinlich aussichtsreichstes Modell in den Handel und will mit diesem halbwegs handlichen und noch beinahe bezahlbaren Akku-Auto der Elektromobilität endgültig zum Durchbruch verhelfen. Weil der E-Auto-Hersteller aus Kalifornien die Autos für Europa in der Fabrik in Brandenburg bauen will, kommt der Hoffnungsträger frühestens Mitte nächsten Jahres über den Atlantik. Und damit das klappt, müssten sie in Grünheide so langsam mal die Betonmischer anwerfen.

Doch eines der ersten Autos aus der durch Corona verzögerten US-Produktion hat es bereits nach Europa geschafft und mit der tatkräftigen Unterstützung des Youtubers und Elektro-Missionars Stefan Moeller von Nextmove haben wir uns für eine erste Ausfahrt hinters Steuer geklemmt.

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Model Y: Spektakulär auf dem zweiten Blick

Zwar mag das Model Y zum Shooting Star auf der Electric Avenue werden und sich besser verkaufen als Model S, X und 3 zusammen. Doch auf den ersten Blick sieht es ziemlich unspektakulär aus – glatt und schnörkellos wie ein abgegriffenes Stück Seife und den anderen Teslas zum Verwechseln ähnlich. Erst im direkten Vergleich mit dem Dreier erkennt man, dass es sechs Zentimeter länger, sieben Zentimeter breiter und vor allem 18 Zentimeter höher ist.

Aber auch das neue Format machen aus dem viertürigen Coupé auf Stelzen keinen rustikalen Geländewagen – aber die sind ja auch von gestern und besser als jeder BMW X4 beweist der Tesla, dass SUV auch sexy sein können.

Cleanes Cockpit und keine Schalter

Auch drinnen kommt einem das Model Y ziemlich vertraut vor: Genau wie im Dreier ist das Cockpit absolut clean und außer den Türöffnern und Fensterhebern gibt es keinen einzigen Schalter mehr, sondern allein den riesigen Touchscreen, der wie ein XXL-Tablet über der Mittelkonsole zu schweben scheint. Und dass man ein bisschen höher sitzt, das merkt man zwar beim Einsteigen, aber leider nicht beim Rausschauen – denn auch von hier oben kann man zum Beispiel den Bug des Tesla nicht sehen. Nur gut, dass es ringsum Kameras gibt.

Auch beim Fahren spürt man kaum einen Unterschied zum Model 3, das gerade mal 1.500 Euro billiger ist – erst recht nicht, wenn man wie wir im Top-Modell mit Performance-Setup unterwegs ist: Bei zwei Motoren mit zusammen angeblich 450 PS – genaues verrät Tesla wie üblich nicht - ist es egal, ob das Auto jetzt ein, zwei Zentner mehr oder weniger wiegt und man sucht sich besser ein freies Stück Straße für den ersten Kickdown. Denn das Model Y beschleunigt in 3,7 Sekunden auf Tempo 100. Und selbst wenn das SUV mit maximal 241 km/h nicht ganz so schnell ist wie die Limousine, fährt sie vom Taycan einmal abgesehen allen anderen Elektroautos aus europäischer Produktion locker und lässig davon.

Bequemeres Einsteigen, mehr Kopffreiheit und Raumgefühl

Während sich das Model Y für den Fahrer außer beim bequemeren Einsteigen anfühlt wie ein Model 3 und man selbst von dem bisschen mehr Bodenfreiheit nichts spürt, weil die Batterien den Schwerpunkt trotzdem auf Sportwagen-Niveau drücken, hat das SUV für die Hinterbänkler deutlich mehr Sexappeal. Denn mit der Dachhöhe steigt spürbar die Kopffreiheit und das Raumgefühl ist rundherum besser. Außerdem kann man – wenn auch ein bisschen umständlich – jetzt die Neigung der dreigeteilten Rücklehne verstellen und deshalb bequemer sitzen. Nur wie in den zugebenermaßen stattlichen Kofferraum und der elektrischen Heckklappe noch die versprochene dritte Sitzreihe passen soll, das bleibt ein Geheimnis von Elon Musk. Genauso, warum seine Software-Ingenieure im Infotainment-System ein Kaminfeuer und ein virtuelles Furzkissen versteckt haben.

Tesla Model Y: Reichweite bis zu 505 Kilometer

Aufbau und Auftritt sind neu, doch den Antrieb kennen wir vom Model 3: Es gibt auch die Alternative zum Model 3 zunächst mit zwei Motoren und unterschiedlichen Leistung: Auf Reichweite optimiert, schafft das Model Y bis zu 505 Kilometer, braucht für den Standardsprint 5,1 Sekunden und kommt auf bis zu 217 km/h. Wer mehr Wert auf Perfomance legt, fährt schneller, aber dafür nicht so weit: 480 Kilometer stehen dann auf dem arg lückenhaften Datenblatt, das Tesla sich entlocken lässt. Und tiefer in die Tasche greifen muss man obendrein: Aktuell ruft Tesla 58.620 und 65.620 Euro auf – von denen aber erstmal nur 2.000 Euro angezahlt werden müssen.

Wirklich spannend wird es aber erst 2022 mit dem Standardmodell. Das hat zwar nur noch einen Motor und eine WLTP-Reichweite von knapp 400 Kilometern, wird aber nur noch rund 45.000 Euro kosten. Selbst wenn dann ein paar Details aus der langen Optionsliste auf der Strecke bleiben dürften, könnte dieser Tarif – erst recht nach Abzug der Förderung – interessant werden.

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