Antrieb Abgasnorm Euro 7: Das Ende des Verbrennungsmotors?
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Die geplante Abgasnorm Euro 7 sorgt für Diskussionen. Eine Studie empfiehlt teils drastisch strengere Grenzwerte. Der VDA sieht darin ein Verbot von Verbrennern.

Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einhalten zu können, will die EU die CO2-Grenzwerte verschärfen. Die „Bild am Sonntag“ berichtete über eine Studie im Auftrag der EU-Kommission, auf deren Basis die Grenzwerte einer neuen Euro-7-Abgasnorm festgelegt werden sollen. Noch ist nichts entschieden, aber die Studie legt den Entscheidern in der Kommission teils deutlich strengere Regeln nahe, als in der Abgasnorm Euro 6 gelten.
So sollen Neuwagen künftig nur noch 30 Milligramm Stickoxid (NOx) pro Kilometer ausstoßen dürfen, ein weiteres Szenario geht von nur zehn Milligramm des Gases aus. Bislang liegt der Grenzwert bei 60 Milligramm für Otto- und 80 Milligramm für Dieselmotoren. Der Kohlenmonoxidausstoß soll der Studie nach von 1.000 beziehungsweise 500 auf 300 beziehungsweise 100 Milligramm sinken. Weitere Verschärfungen betreffen den RDE-Test (RDE, Real Driving Emissions). Die vorgeschriebenen Grenzwerte müssen dann zum Beispiel auch eingehalten werden, wenn auf dem Fahrzeug eine Dachbox montiert ist oder ein Anhänger gezogen wird.
„Mit der Einführung der geplanten EU-7-Norm wird die EU-Kommission Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 de facto verbieten“, sagte die Chefin des Branchenverbandes VDA, Hildegard Müller, der Deutschen Presse-Agentur. Die EU-Kommission will basierend auf der Studie bis zum Jahr 2021 einen Vorschlag erarbeiten, dem das EU-Parlament zustimmen muss.
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RDE: Deutlich strengere Tests auf der Straße
„Die Kommission will vorschreiben, dass künftig ein Fahrzeug in jeder Fahrsituation quasi emissionsfrei bleiben muss – sei es mit Anhänger am Berg oder im langsamen Stadtverkehr. Das ist technisch unmöglich und das wissen auch alle“, kritisierte Müller. Damit kämen die geplanten Verschärfungen einem Verbot von Autos mit Verbrennungsmotoren gleich. „Statt eines Verbotes brauchen wir Innovationen und Investitionen in E-Fuels und die Brennstoffzelle. Nicht der Verbrenner ist das Problem, sondern der Kraftstoff.“
Die EU setze den Schwerpunkt auf Elektromobilität. „Bislang fehlt es aber an einer ausreichenden Ladeinfrastruktur für die neuen E-Autos – und zwar in ganz Europa“, warnte Müller. Einer Hochrechnung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge sind rund 240.000 vollelektrische Fahrzeuge und 200.000 Plug-In-Hybride zugelassen, die als Verbrenner und elektrisch unterwegs sein können. Damit kommen rund 13 E-Autos auf einen Ladepunkt. Für eine wirtschaftliche Auslastung der rund 33.100 Ladepunkte seien aber mindestens 550.000 vollelektrische Fahrzeuge erforderlich, hieß es beim Verband.
Gespräche zur Infrastruktur
Ein Spitzengespräch zum Thema Ladesäulen ist nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums in Planung. Die Autobranche hatte zuletzt einen Gipfel gefordert, bei dem neben Bund, Ländern und Kommunen auch Gebäudewirtschaft, Mineralölfirmen, Parkhausbetreiber und Vertreter von Flughäfen am Tisch sitzen sollten. Am Dienstag (17. November) soll sich zudem der nächste „Autogipfel“ zwischen Bund, Ländern, Branchenvertretern und Gewerkschaften unter anderem mit alternativen Antrieben befassen.
Altmaier: Kaufprämie verlängern
Zudem will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sich dafür einsetzen, die sogenannte Innovationsprämie für E-Autos bis zum Jahr 2025 zu verlängern. Bisher gilt der erhöhte Umweltbonus nur bis Ende 2021. „Ich möchte, dass die Hunderttausenden Beschäftigten in der Autoindustrie auch in zehn oder 15 Jahren noch gute Arbeitsplätze haben“, sagte Altmaier. „Dazu leistet die Innovationsprämie einen wichtigen Beitrag.“
Bereits seit 2016 soll der sogenannte Umweltbonus den Verkauf von E-Autos und Plug-in-Hybriden in Deutschland ankurbeln. Im Zuge des Corona-Konjunkturpakets hat die Bundesregierung ihn noch einmal kräftig erhöht. Dieser aufgestockte Umweltbonus wird Innovationsprämie genannt. Seit der Erhöhung ist die Zahl der Förderanträge deutlich gestiegen.
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