Audi Q8 e-tron Audi spendiert dem Ur-e-tron neue Technik und einen neuen Namen

Von Dirk Kunde |

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Inzwischen gibt es acht Modelle der Audi e-tron-Reihe. 2026 werden es mehr als 20 sein. Um die Übersicht zu behalten, wird der erste e-tron zusammen mit seiner Produktaufwertung in Q8 e-tron umbenannt.

Neue Technik und neuer Name für den Ur-e-tron: Audi spendiert dem Q8 e-tron eine verbesserte Batterie und viele Gimmicks.
Neue Technik und neuer Name für den Ur-e-tron: Audi spendiert dem Q8 e-tron eine verbesserte Batterie und viele Gimmicks.
(Bild: Audi AG)

Die Liste der Veränderung ist lang, volle drei DIN A4-Seiten füllt Audi mit Überarbeitungen bei der sogenannten Produktaufwertung des Audi e-trons. Neuer Name, neues Logo, mehr Motorleistung, mehr Energie in der Batterie und damit auch mehr Reichweite, lautet die knappe Zusammenfassung.

Audi präsentierte 2018 in San Francisco sein erstes E-Auto. 2019 rollten die ersten Exemplare in Brüssel vom Band, inzwischen sind weltweit mehr als 150.000 Stück verkauft. Nun wird es Zeit für eine Überarbeitung. Neben Technik und Design ändert sich auch der Name. Die elektrische Modellpalette der Ingolstädter ist inzwischen so umfangreich, dass der Zusatz e-tron wenig aussagt. Der Q4 e-tron deckt den Einstieg im A-Segment ab. Im kommenden Jahr erweitert der Q6 e-tron das Angebot im B-Segment. Aus dem ersten e-tron wird der Q8 e-tron im C-Segment. Der Sportwagen behält seinen Zusatz GT.

Mehr Energie und höhere Ladeleistung

„Wir haben im neuen Q8 e-tron sowohl Batteriekapazität als auch Ladeleistung nochmals deutlich steigern können. Damit erreichen wir eine optimierte Balance zwischen Energiedichte und Ladefähigkeit und sorgen so für mehr Effizienz“, sagt Audi-Technikvorstand Oliver Hoffmann. Beim e-tron 55 steigt die nutzbare Energiemenge von 86 auf 106 kWh. Audi setzt auf eine veränderte Zellchemie sowie eine andere Verarbeitung der Zelle. Mit dem Wechsel der chemischen Zusammensetzung auf NCA (Nickel, Kobalt, Aluminium) sinkt die benötigte Menge an Kobalt im Vergleich zum bisherigen NMC (Nickel, Mangan, Kobalt). Bislang wurde das Aktivmaterial in den prismatischen Zellen gewickelt. So verblieb in den vier Ecken ungenutzter Raum. Nun wird das Aktivmaterial in Schichten gestapelt (Stacking-Verfahren). Der Platz in der Zelle wird besser genutzt. Zusammen mit besserem Energiemanagement steigt die Energiedichte um rund 20 Prozent. Pro Zelle steigt die Kapazität von 60 auf 72 Amperestunden.

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Mehr Energie bedeutet auch mehr Reichweite. Die SUV-Variante e-tron 55 legt von 411 auf bis zu 580 km zu. Die etwas aerodynamischere Sportback-Version e-tron 55 soll bis zu 600 km schaffen. Ein Reichweiten-Plus von 30 Prozent. Dabei fügt die größere Batterie dem Fahrzeuggewicht lediglich 20 kg hinzu. Aerodynamische Verbesserungen reduzieren den cW-Wert um einen Zehntel Punkt. Der Luftwiderstandsbeiwert liegt beim SUV bei 0,26 und beim Sportback bei 0,24.

Die größere Batterie bietet noch einen weiteren Vorteil: Höhere Ladeleistungen. Im e-tron 50 steigt sie von 120 auf 150 kW. So lädt die 89 kWh-Batterie in 28 Minuten von 10 bis 80 Prozent. Bei der großen Batterie (106 kWh) sind es 31 Minuten. Hier steigt die Ladeleistung von 150 auf 170 kW in der Spitze. Die optionale zweite Ladebuchse auf der rechten Fahrzeugseite wird weiterhin angeboten, genau wie die 22 kW AC-Ladeleistung.

Mehr Windungen im Motor

„Die Nutzer fahren eher mit Stadt- und Überlandtempo als mit Autobahngeschwindigkeit“, sagt Christian Bohn, verantwortlich für das e-tron Produktmarketing auf die Frage, was ihn bei der Überarbeitung am meisten überrascht habe. Obwohl die Fahrer also langsamer als vermutet unterwegs sind, bekommt der Asynchronmotor im Heck mehr Leistung. Mit 14 statt 12 Kupferwicklungen im Stator wird das Magnetfeld verstärkt. Da hat ein Fahrer die Wahl: Bei gleichbleibendem Drehmoment werden Stromstärke und damit der Verbrauch reduziert. Oder man ist mit 5,6 Sekunden eine Sekunde schneller aus dem Stand auf Tempo 100 km/h (e-tron 55). Die Motorleistung steigt bei dieser Version von 265 auf 300 kW sowie 664 Nm Drehmoment. Schluss ist weiterhin bei 200 km/h, das S-Modell ist bei 210 km/h abgeregelt.

Die S-Variante des SUV und Sportback (Coupé) werden 39 Millimeter breiter, was vor allem an den Lufteinlässen der Radkästen auffällt. Dafür verlieren beide Varianten zwei Millimeter an Höhe. Der Q8 e-tron ist 4,92 Meter lang und 1,94 m breit (ohne Spiegel). Mit einem Radstand von 2,93 m hat man auch auf den hinteren Sitzen ausreichend Beinfreiheit. Das Kofferraumvolumen liegt bei 569 Litern (SUV) bzw. 528 Litern (Sportback). Unter der Fronthaube sind noch mal 62 Liter Stauraum für Gepäck.

Flache Ringe

Außen muss man schon genau hinschauen, um die Neuerungen zu erkennen. Besonders auffällig sind allerdings die neuen vier Ringe. Sie werden schlanker, sind in Weiß bzw. Grau gehalten und erscheinen nur noch als flacher, zweidimensionaler Aufdruck an der Front. Lediglich am Heck sorgen schwarze Ränder um die Ringe für einen Hauch von dritter Dimension. In der Front steckt hinter den Ringen ein Radar-Sensor. Die ebene Fläche erleichtert den Empfang reflektierter Radarwellen. Doch die vier Ringe sind aus der Entfernung schwerer zu erkennen. In Europa darf das Logo während der Fahrt nicht leuchten. Ein Lichtband in der Front wirft indirektes Licht von oben auf das Logo, so dass nur die vier oberen Bögen zu erkennen sind.

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Audi arbeitet in seinen gedruckten Unterlagen sowie auf der Bestellwebseite mit den Leistungsklassen 50, 55 und S beim e-tron. Bis auf das S wird man diese Angaben allerdings nicht am Heck des Autos finden. Audi schreibt – und das ist neu – lediglich die Modellbezeichnung Q8 auf die B-Säule, allerdings ohne 50 oder 55. Auch die Speicherkapazität der Batterie wie bei Polestar wird man hier nicht finden. Mit dem Schriftzug "Audi e-tron Q8" an der neuen Position schützt der Hersteller seine Markenrechte.

Auslöser dafür dürfte unter anderem eine rechtliche Auseinandersetzung mit Nio sein. Dabei ging es um die Verwechslungsgefahr von S8 und ES 8. Nio bringt den ES 8 jedoch gar nicht in Deutschland auf den Markt und den kommenden SUV führt der chinesische Hersteller als EL 7 ein. Um für kommende Auseinandersetzungen die eigene Rechtsposition zu stärken, setzt Audi jedoch seine Markenbezeichnungen nun offensiver am Auto ein.

Assistiertes Fahren

Im Q8 e-tron sind weiterhin bis zu fünf Radarsensoren, fünf Kameras und zwölf Ultraschallsensoren aktiv und liefern Daten für die Assistenzfunktionen (Level 2). Im Laufe des Jahres 2023 kommt der Remote Parkassistent plus hinzu. Damit kann ein Fahrer außen stehend seinen Q8 e-tron mithilfe der Smartphone-App in enge Parklücken ein- als auch ausparken.

Die optionalen digitalen Matrix-LED Scheinwerfer mit jeweils 1,3 Millionen Pixel ermöglichen fünf unterschiedliche Begrüßungsszenarien, wenn man zum Auto kommt. Gleiches gilt für die Rückkehr nach Hause, wenn man den Wagen abstellt. Neu ist eine Autobahn-Funktion bei der die Scheinwerfer die eigene Spur mit einem Orientierungslicht ausfüllen. Das hilft dem Fahrer vor allem in engen Baustellen sicher zentriert zu fahren. Auch auf Landstraßen wird ein Orientierungslicht angeboten. Zusätzlich werden entgegenkommende Fußgänger von einem Lichtstrahl angeleuchtet, ohne sie zu blenden. Damit signalisiert der Fahrer "Ich habe dich gesehen".

Mehr Recyclingmaterialien

Im neuen Q8 e-tron kommen mehr Materialien mit einem Recyclinganteil zum Einsatz. Im Innenbereich nutzt Audi Rezyklate in Dämmungs- und Dämpfungsmaterialien sowie in Teppichen. Die Dekoreinlage, der sogenannte Tech Layer oberhalb des Displays, ist mit einem, anthrazitfarbenen Technikgewebe erhältlich, das teilweise aus recycelten PET-Flaschen besteht.

In der Ausstattungslinie S sind die Sportsitze mit dem Mikrofasermaterial Dinamica sowie Kunstleder bezogen. Dinamica besteht bis zu 45 Prozent aus Polyesterfasern. Diese Fasern bestehen aus recycelten PET-Flaschen, Textilien oder Faserresten. Im Gegensatz zur bisherigen Mikrofaserqualität ist die Produktion von Dinamica zudem lösemittelfrei.

Die Kunststoffabdeckungen der Gurtschlösser bestehen aus Recyclingmaterial. In einem Pilotprojekt mit dem niederländischen Kunststoffhersteller Lyondellbasell erforschte Audi die Aufbereitung von Kunststoffbauteilen aus Altfahrzeugen. Dabei entfernte man zunächst alle Fremdmaterialien wie Metallclipse. Danach wurden die Bauteile zerkleinert und in einem chemischen Recycling zu Pyrolyseöl verarbeitet. Dieses Öl dient als Grundstoff für die Herstellung neuer Kunststoffe. Das dabei gewonnene Kunststoffgranulat wird für die Produktion der Q8 e-tron Gurtschlossabdeckungen verwendet.

Der überarbeitete Audi Q8 e-tron wird in fünf neue Farben angeboten. Insgesamt stehen 12 Lackierungen zur Auswahl. Preislich startet der Audi Q8 e-tron ab Mitte November 2022 bei 74.400 Euro. Bislang fing die günstigste Variante (50) bei 69.100 Euro an. Doch Audi streicht die Einstiegsvariante bei der Ausstattung und beginnt direkt mit der Advanced-Ausstattung.

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