Hauptversammlung Audi: Zurück zum Vorsprung durch Technik
Audi will seine SUV-Familie ausbauen, Fahrzeuge umfangreich elektrifizieren und bestehende Kernbaureihen bis Mitte 2018 massiv verjüngen und erneuern. Details erklärte Audi-Chef Rupert Stadler auf der Hauptversammlung in Neckarsulm.
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Audi plant umfangreiche Veränderungen seiner Modellpalette – das gab der Automobilhersteller auf der Hauptversammlung am 18. Mai bekannt. In Barcelona wird Audi in einem exklusiven Präsentationsformat die neue Generationen des Audi A8 enthüllen. Bei dem „ersten Audi Summit“ am 11. Juli will der Automobilhersteller in einem neuen Veranstaltungskonzept auch der Weltöffentlichkeit zeigen, „was Vorsprung durch Technik und unsere Marke ausmacht“, betonte Stadler. „Mit dem A8 schlagen wir mit einem völlig neuen Bedienkonzept ein neues Kapitel auf. Wir bieten in dem Modell mit dem hochautomatisierte Fahren auf der Autobahn eine Schlüsseltechnologie an, sobald die Gesetze in zentralen Märkten es erlauben“, so der Audi-Chef. Desweiteren stehe in der Oberklasse der neue A7 im Fokus. Weltweit hat Audi 2016 mehr als 20 neue oder überarbeitete Modelle auf den Markt gebracht. „Unsere erfolgreiche Kernbaureihe Audi A4/5 haben wir im vergangenen Jahr komplett erneuert. In Europa legt der neue A4 kräftig zu und ist Premium-Marktführer“, erklärte Stadler.
SUV sind weltweit ein Verkaufsrenner und für die Hersteller ein Segment, wo hohe Umsätze erzielt werden. Inzwischen kauft jeder dritte Audi-Kunde ein Q-Modell: So wurden rund 620.000 Audi SUV verkauft, ein Anstieg von 16 Prozent gegenüber 2015, wobei der Q5 dort mit rund 280.000 Einheiten der Bestseller ist. Wie wichtig das Segment ist zeigt die SUV-Modelloffensive von Mercedes-Benz: Hier stieg der weltweite Absatz auf 706.170 Einheiten – ein Plus von 34,3 Prozent. Nie zuvor wurden so viele Mercedes-SUV an Kunden ausgeliefert. Ihr meistverkauftes Modell war 2016 der GLC. Auch mehr als ein Drittel der BMW-Kunden kauften X-Modelle. Die SUV aus München brachten es auf einen Gesamtabsatz von rund 645.000 Einheiten und damit auf einen Anteil von etwa 32 Prozent.
Zusätzlich zu den bisherigen Q-Modellen erweitert Audi bis 2019 mit dem Audi Q8 und dem Audi Q4 die SUV-Familie um zwei neue Konzepte. Gut unterwegs ist der Audi Q7 der zweiten Generation, der in seinem ersten vollen Jahr aus dem Stand heraus laut Audi mehr als 100.000 Käufer fand. Das ist doppelt so viel wie sein Vorgänger durchschnittlich erzielte. Das volumenstärkstes Q-Modell, den Audi Q5, wurde 2016 neu aufgelegt und wird erstmals außerhalb des europäischen Kontinents für den Weltmarkt im neuen Audi-Werk San José Chiapa, Mexiko, produziert.
Zwei neue Crossover
Audi ergänzt die Q-Familie um zwei neue Crossover-Konzepte mit sehr sportlicher Linienführung. Das erste neue Modell kommt 2018: Der Audi Q8 soll die Eleganz eines Coupés mit der Funktionalität eines SUV verbinden. Beide Modelle sind Plug-in-Hybride. Sie haben einen kräftigen TFSI-Sechszylinder und einen leistungsfähigen und effizienten Elektromotor. Der Q8 wird ab 2018 in Bratislava produziert werden, wo auch sein Schwestermodell, der Audi Q7, vom Band fährt. Ebenfalls startet der Nachfolger des Audi Q3 und ab 2019 dann der Audi Q4. „Mit ihm treten wir in das Segment der Compact Utility Vehicles ein, kurz CUV“, so Stadler. Der sehr sportliche Audi Q4 werde mit einer typisch coupéartigen Silhouette zwischen Audi Q3 und Audi Q5 plaziert.
Parallel zu den beiden neuen Q-Modellen soll ein Produktfeuerwerk an umweltfreundlichen e-tron-Modellen folgen. „Denn zwischen 2020 und 2023 erwarten wir eine höhere Nachfrage nach rein-elektrischen Automobilen. Spätestens ab dann werden wir beim Absatz mehr Drehmoment für Elektroautos auf weltweiten Märkten erleben“, sagte der Audi-Vorstandsvorsitzender. Und als was startet das Elektroauto 2018? Als SUV. Der Audi e-tron soll eine Zeitenwende für Audi markieren, wie der Audi Quattro in den 1980er Jahren, der das Antriebskonzept schon einmal revolutionierte. Der batterieelektrische Audi e-tron werde als erstes Elektroauto von Audi eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern erzielen und ein einzigartiges Fahrerlebnis bieten. „Mit seinem herausragenden Design machen wir das Elektroauto zum Must-have des kommenden Jahrzehnts“, betonte Stadler. Im Jahr 2019 folge der Audi e-tron Sportback. „Wie wir uns dieses Modell vorstellen, haben wir im April auf der Messe in Shanghai gezeigt. Der Audi e-tron Sportback Concept ist Designstudie und Technikträger, ein E-Auto und Kraftpaket im Coupé-Gewand“, so Stadler. Bis 2020 plant Audi die Markteinführung von drei neuen Elektroautos, anschließend will die Marke sukzessive Modelle in jeder Kernbaureihe elektrifizieren."
Entwicklungskooperation mit Porsche
Um Zukunftsthemen noch schneller und effizienter umzusetzen, setzt Audi auf Konzernsynergien. Im April hat die Marke mit Porsche eine neue Entwicklungskooperation für künftige Fahrzeugarchitekturen vereinbart. Markenübergreifend entstehe dadurch ein Potenzial zur Kostensenkung in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags pro Jahr. Teil der Zusammenarbeit ist die Entwicklung einer gemeinsamen Premiumarchitektur für Elektrifizierung. Bis 2025 will Audi einen Anteil von einem Drittel voll- oder teilelektrifizierter Modelle an seinen Auslieferungen erreichen.
„Wir meinen es ernst mit dem Ziel Zero Emission“, sagte Stadler. Die Mobilität der Zukunft von Audi liege langfristig gesehen bei teil- und rein-elektrischen Audi. „Wir machen unser Angebot so attraktiv, dass mindestens einer von drei Kunden umsteigen wird“, so der Audi-Chef. „Wie bereiten wir diese Transformation intern vor? Fokussieren ist angesagt – so streichen wir langfristig bis zu 40 Prozent der heutigen Antriebsvarianten. Wir nehmen Komplexität aus dem System und schaffen damit Ressourcen für die elektrischen Antriebe der Zukunft.“ Gleichzeitig entstünde ein überzeugendes Systemangebot. Das heißt: Neben einer Ladelösung für zu Hause braucht es auch unterwegs für Langstrecken eine Lademöglichkeit. „Wir übernehmen deshalb eine für Hersteller ungewöhnliche Infrastrukturaufgabe als Anschubleistung für die Elektromobilität. In Europa will der Volkswagen-Konzern mit Porsche und Audi gemeinsam mit BMW, Daimler und Ford ein Joint Venture gründen. Zusammen wollen wir für das Schnell-Laden unterwegs an den wichtigsten Verkehrsachsen in Europa leistungsfähige Ladesäulen bis 350 kW aufbauen“, erläuterte Stadler. In den USA werde mit „Electrify America“ ein ähnliches Projekt der Volkswagen Group of America entstehen.
„Eines der herausforderndsten Jahre“
Das vergangene Jahr sei zweifelsfrei eines der herausforderndsten in der Geschichte von Audi gewesen. „Und doch war 2016 für uns kein verlorenes Jahr“, sagte Stadler. Audi habe beim Aufarbeiten der Dieselkrise große Fortschritte gemacht und als Konsequenz alles auf den Prüfstand stellt: Dabei ginge es vor allem um Prozessverbesserungen, die Neuregelung von Zuständigkeiten und die Anpassung der Organisation. Es wurde eine neue und erweiterte Compliance-Struktur mit neuen Berichts- und Kontrollsystemen etabliert. Der Chief Compliance Officer berichtet direkt an Audi-CFO Axel Strotbek. Der Aufsichtsrat der Audi AG hat am 17. Mai 2017 beschlossen, das Vorstandsressort von Strotbek um das Thema Integrität zu erweitern. Der Geschäftsbereich heißt nun Finanz, IT und Integrität.
Audi hat nach Aussagen von CFO Strotbek den strategisch richtigen Kurs für 2025 eingeschlagen, mit neuen Produkten und Technologien für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Urbanisierung. Und 2016 „haben wir in unserem operativen Geschäft Kontinuität bewiesen: mit einem Operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen von 4,8 Milliarden Euro. Nach Sondereinflüssen schließen wir das Jahr mit einem Operativen Ergebnis von drei Milliarden Euro ab. Den mit Abstand größten Sondereinfluss stellt das Thema Diesel dar. Es hat deutliche Spuren bei uns hinterlassen“, so Strotbek.
Und wie ist das Geschäftsjahr 2017 angelaufen? Im ersten Quartal 2017 erzielte der Audi-Konzern ein Operatives Ergebnis von mehr als 1,2 Milliarden Euro. Mit 8,7 Prozent Operativer Umsatzrendite erfüllt das Unternehmen seinen Rentabilitätsanspruch. Der Netto-Cashflow erhöhte sich auf mehr als 1,5 Milliarden Euro. Auf Gesamtjahressicht will Audi die Auslieferungen gegenüber der Vorjahreszahl von 1.867.738 – plus 3,6 Prozent – Automobilen leicht steigern. Auch die Umsatzerlöse sollen den Vergleichswert von 59,3 Milliarden Euro leicht übertreffen. Bei der Operativen Umsatzrendite will Audi nach 5,1 Prozent im Vorjahr nun wieder seinen strategischen Zielkorridor von acht Prozent bis zehn Prozent erreichen. Im Jahr 2016 hatten Sondereinflüsse im Zusammenhang mit der Dieselkrise und Takata-Airbags das Operative Ergebnis mit 1,8 Milliarden Euro und die Renditekennziffer somit um 3,1 Prozentpunkte belastet. Seit 2010 verbuchte Audi das siebte Wachstumsjahr in Folge: In Europa macht das Unternehmen fast die Hälfte des Geschäfts. Jedes zehnte Auto verkaufen die Ingolstädter in den USA und jedes dritte in China. Dort „spüren wir seit Dezember einen deutlichen Verkaufsrückgang. Dieser dauert an und belastet unseren Jahresauftakt“, erklärte Strotbek.
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