Elektromobilität Bosch will keine eigene Batteriezellfertigung

Redakteur: Christian Otto

Bosch will beim Geschäft mit der Elektromobilität weltweiter Marktführer werden. Eine eigene Batteriezellfertigung sei dafür aber nicht nötig. Zu hoch seien die finanziellen Risiken. Man setzt lieber weiter auf Zellzulieferer und fährt die eigenen Forschungsbemühungen herunter.

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Die Marktführeschaft in der Elektromobilität geht auch ohne eigene Batteriezellfertigung. So lautet die Strategie von Bosch.
Die Marktführeschaft in der Elektromobilität geht auch ohne eigene Batteriezellfertigung. So lautet die Strategie von Bosch.
(Bild: Bosch)

Der Technologiekonzern Bosch formuliert hohe Ziele: So strebt der Zulieferer die Marktführerschaft in dem ab 2020 entstehenden Massenmarkt für Elektromobilität an. Dafür möchte Bosch laut eigener Angaben zum einen das bestehende System-Know-how einbringen und zum anderen Schlüsselkomponenten des elektrischen Antriebs wie Elektromotor, Leistungselektronik und Batteriesysteme entwickeln und produzieren.

Der in Deutschland und Europa viel diskutierten Batteriezellfertigung erteilte das Unternehmen heute eine klare Absage. Laut Pressemitteilung will Bosch die Zellen zum Bau von Batteriesystemen auch künftig zukaufen. Aus wirtschaftlichen Gründen habe man sich gegen den Aufbau einer eigenen Zellfertigung entschieden. „Für Bosch ist es wichtig, die Zelle technisch zu verstehen, fertigen müssen wir sie nicht“, sagt Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions.

Aktuell erweitern etablierte OEMs ihr Portfolio um zahlreiche elektrifizierte Modelle. Parallel treten Start-ups mit neuen Elektromobilitätskonzepten in den Markt ein. Auf diese Marktentwicklung will Bosch mit seiner E-Mobilitätsstrategie reagieren und das elektrisches Fahren nach eigener Aussage alltagstauglicher und bereit für den Massenmarkt machen. Über das Fahrzeug hinaus entwickelt Bosch zudem Lösungen für die Ladeinfrastruktur.

Center of Competence entsteht

Trotz der Absage zu einer eigenen Batteriezellfertigung will Bosch die Zellen für Hybrid- und Elektroauto-Batterien weiterhin mit Zellzulieferern konzipieren und von diesen beziehen. Deshalb beendet das Unternehmen die zur Bewertung einer eigenen Zellfertigung durchgeführten Forschungsaktivitäten im Bereich aktueller und künftiger Zell-Technologien. Auch das im Bereich der Lithium-Ionen-Technologie tätige Gemeinschaftsunternehmen Lithium Energy and Power GmbH & Co. KG (LEAP) wird beendet. Darüber hinaus soll das im Bereich der Festkörperzell-Technologie forschende Tochterunternehmen Seeo veräußert werden.

Das in den vergangenen Jahren aufgebaute Know-how im Bereich der Batteriezellen will Bosch in einem Center of Competence weiterentwickeln. Eine mittlere dreistellige Zahl von Mitarbeitern soll zudem im Bereich Batteriesysteme tätig sein. Sie werden laut dem Unternehmen Batteriemanagementsysteme und 48-Volt-Batteriesysteme entwickeln und Zellen spezifizieren.

Unabhängig von der jetzt getroffenen Entscheidung sieht Bosch laut eigener Angaben großes technisches Potenzial in der Festkörper-Technologie. „Auf der technischen Seite haben wir sehr gute Entwicklungsfortschritte erzielt. Die Festkörper-Technologie ist der richtige Pfad“, erklärt Dr. Mathias Pillin, der bei Bosch die Elektromobilitätsaktivitäten verantwortet. Die jetzt getroffene Entscheidung, Zellen auch künftig zuzukaufen, sei das Ergebnis einer intensiven wirtschaftlichen Prüfung. Im Zuge dieser Bewertung habe sich gezeigt, dass die Investition in eine Industrialisierung von sowohl weiterentwickelten als auch künftigen Zelltechnologien zu risikobehaftet ist. Berechnungen hätten laut Bosch ergeben, dass sich alleine die Anfangsinvestition in eine wettbewerbsfähige und marktrelevante Zellfertigung auf rund 20 Milliarden Euro beliefe. Mit dieser Summe würden sich Fertigungskapazitäten von rund 200 Gigawattstunden aufbauen lassen. Das entspräche einem Marktanteil von 20 Prozent und damit einer führenden Marktposition.

Hohe wirtschaftliche Risiken

Zu den hohen Anfangsinvestitionen kämen aus Sicht des Bosch-Managements weitere Betriebskosten in Milliardenhöhe. Zudem würden demnach drei Viertel der Herstellkosten auf Materialkosten entfallen. Für Bosch bedeute das, dass man in nur einem geringen Anteil der Wertschöpfung Wettbewerbsvorteile erarbeiten könne. Die dynamischen und nur schwer vorhersagbaren externen Marktfaktoren ließen es laut Bosch offen, ob und wann sich diese Investition rechnen würde. Eine solch risikobehaftete Investition sei damit nicht im Interesse des Konzerns.

Bosch betont zudem, dass aus Sicht des Unternehmens vor allem das Verständnis der Batteriezelle ausschlaggebend für den unternehmerischen Erfolg in der Elektromobilität sei. Eine eigene Zellfertigung sei laut dieser Perspektive dafür nicht entscheidend. Bosch sieht sich auch ohne Zellfertigung in der Elektromobilität gut aufgestellt. „Fürs elektrische Fahren wollen wir Partner Nummer Eins sein“, so Bulander. Schon jetzt seien weltweit mehr als 800.000 Fahrzeuge mit elektrischen Antriebskomponenten von Bosch unterwegs. Über 30 Serienprojekte hat das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen laut eigener Angaben mit etablierten Fahrzeugherstellern und Start-ups weltweit realisiert. Auch im größten und am schnellsten wachsenden Elektroautomarkt China sieht man sich als Marktführer.

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