Technik erklärt Gestensteuerung im Automobil

Von Sven Prawitz Lesedauer: 2 min

Die Fahrzeugbedienung soll den Fahrer möglichst wenig vom Verkehrsgeschehen ablenken. Eine Gestenerkennung soll dabei helfen.

Im neuen BMW 7er kam die Gestensteuerung erstmals in einem Serienfahrzeug zum Einsatz.
Im neuen BMW 7er kam die Gestensteuerung erstmals in einem Serienfahrzeug zum Einsatz.
(Foto: BMW)

BMW zeigte seine Gestensteuerung erstmals im neuen BMW 7er auf der IAA 2015. Fünf Handzeichen gibt es. Führt der Fahrer sie vor der Mittelkonsole aus, erkennt sie die Kamera. Lässt man beispielsweise den Zeigefinger rechts herum kreisen, wird die Musik lauter, links herum leiser. Eine Menge mehr Gesten wären möglich, ob sie auch sinnvoll sind, ist eine andere Frage.

Eine weitere Schwierigkeit sind die Dreidimensionalität und die persönlichkeitsspezifische Ausführung vieler Bewegungen. Möglich wäre beispielsweise das Zoomen mit zwei Fingern wie beim Smartphone, das ohne langes Tippen eine Navikarte vergrößern könnte. Doch dies ist eine Geste auf zwei verschiedenen Achsen, die man sehr unterschiedlich ausführen kann – zu viel Verwechslungspotenzial.

Bei Mercedes-Benz erkennt das System zum Beispiel, wenn man mit der Hand auf den unbesetzten Fahrersitz greift und aktiviert die Leselampe als „Suchlicht“. Zieht man die Hand wieder zurück, geht das Licht wieder aus.

Gestensteuerung BMW

Der Automobilhersteller aus München baut die Zahl Wischgesten kontinuierlich aus: Mit einer Wischgeste lässt sich dagegen ein Anruf ablehnen oder die Verkehrsdurchsage im Radio abbrechen. Mitunter können bestimmte Gesten auch mit individuellen Funktionen belegt werden.

Um die Abfolge der Handbewegungen zu lernen zeigt das Infotainment-Display bei jedem Tastendruck die dazu passende Geste, falls vorhanden. So lernt man schnell die wichtigsten Handbewegungen, um Radio und Musik berührungslos und ohne Ablenkung zu bedienen.

Video: Gestensteuerung im BMW X7

Die Technik für eine Gestenerkennung

Die Technik, die hinter der Gestensteuerung steckt, ist relativ simpel: Anders als bei reinen Näherungssensoren, die häufig mit Infrarot-Technik arbeiten, setzen die Hersteller bei der Gestenerkennung fast immer auf 2-D- oder 3-D-Kameras. Die sind in der Regel am Dachhimmel montiert und überwachen einen gewissen Bereich, üblicherweise über dem Mitteltunnel zwischen Fahrer und Beifahrer. Sämtliche Bewegungen in diesem Bereich werden erfasst, der Computer vergleicht dann die Geste mit gespeicherten Bewegungsmustern und weiß, was zu tun ist.

Die prinzipielle Funktionsweise der Gestensteuerung des Automobilzulieferers Aptiv.
Die prinzipielle Funktionsweise der Gestensteuerung des Automobilzulieferers Aptiv.
(Bild: Aptiv)

Missverstandene Gesten

Außerdem kann die Technik kaum zwischen gewollten und ungewollten Gesten unterscheiden. Wer auf der Landkarte beispielsweise einen bestimmten Ort mit dem Finger „einkreist“, dreht dabei aus Versehen schon mal das Radio lauter. Und auch wer einen Fußgänger per Handzeichen über die Straße bittet, muss unter Umständen damit rechnen, ungewollt das nächste Lied der Playlist auszuwählen.

Vor allem durch den Einsatz künstlicher Intelligenz dürfte die Erfassung einzelner Gesten in den kommenden Jahren deutlich präziser werden. Dann werden wahrscheinlich auch mehr Autobauer die Gestensteuerung als Alternative zur Spracheingabe, Touchscreen und klassischen Schaltern anbieten. Dass es irgendwann allerdings gar keine Tasten mehr im Auto gibt, halten Experten für ausgeschlossen.

Berührungsloser Touchscreen

Eine etwas andere Form der Gestensteuerung entwickelt Jaguar Land Rover. Statt auf Dreh- oder Wischbewegungen der Hand versucht das System der Briten den Fingerzeig zu interpretieren. Das System erkennt so frühzeitig, welchen Button der Bediener drücken will und setzt dieses Kommando um, bevor der Finger die berührungssensitive Oberfläche erreicht.

Dabei nutzt ein Gesten-Tracker optische oder funkgesteuerte Sensoren und kombiniert diese mit Daten von einem Eyetracker zur Analyse der Blickbewegungen.

Mit Material von SP-X

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