Fahrbericht MG ZS EV: Abzüge in der B-Note

Von Andreas Wehner

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Als erstes Modell verkauft die unter chinesischer Regie zurückgekehrte Marke MG seit Januar in Deutschland das SUV ZS. Es bietet zum fairen Preis eine gute Leistung mit kleinen Schwächen.

Der MG ZS EV ist bei inzwischen 50 Händlern erhältlich.
Der MG ZS EV ist bei inzwischen 50 Händlern erhältlich.
(Bild: Wehner)

MG ist zurück. Seit Anfang des Jahres kann man wieder Autos unter dem Label des ehemals britischen Herstellers in Deutschland kaufen. Allerdings hat MG mit dem Fabrikat von früher nur noch den Namen gemein. Die Marke gehört inzwischen zum größten chinesischen Hersteller SAIC und positioniert sich als Elektroauto-Spezialist.

Während es in China und beispielsweise in Großbritannien noch reine Verbrennermodelle gibt, will MG auf dem europäischen Festland nur E-Autos und Plug-in-Hybride anbieten. Als erstes Modell in Deutschland startete zu Jahresbeginn der MG ZS EV. Das batterieelektrische Auto kommt mit 105 kW/143 PS daher und hat eine 44,5-kWh-Batterie, die laut Datenblatt eine Reichweite von 263 Kilometern möglich machen soll.

Der erste Eindruck ist gut. Das Design ist auf der Höhe der Zeit und mehr oder weniger eigenständig. Ähnlichkeiten und Anleihen findet man ja immer – in diesem Fall musste nicht nur der Autor an Mazda denken. Zumindest haben die Designer nicht versucht, das Auto auf Teufel komm raus auffällig zu machen. Auch im Innenraum ist erst einmal alles positiv. Klares Design, sportlich runde Luftauslässe, wenige, aber sinnvoll positionierte Schalter. Hier fühlt man sich wohl und findet sich zurecht. Die Materialien sind ordentlich. Zwar gibt es viel Kunststoff, doch der wirkt hochwertig, und alles scheint gut verarbeitet.

Viel Platz

Auf den mit Kunstleder bezogenen Vordersitzen sitzt man nicht nur bequem, man hat auch viel Platz. Das gilt auch für die hintere Sitzbank – zumindest, wenn sich dort nur zwei Personen hinsetzen. Ein dritter Sitz ist zwar vorhanden, aber erstens wird es zu dritt schon recht kuschelig im ZS, und zweitens gibt es auf dem Mittelsitz keine Kopfstütze. Dafür, dass das Auto mit 4,31 Metern nicht unbedingt ein Riese ist, ist das Raumangebot durchaus großzügig. Hier haben die Entwickler gut gearbeitet. Das gilt auch für den Kofferraum. Er fasst 448 Liter. Zum Vergleich: Der etwas kürzere Hyundai Kona Elektro bietet deutlich weniger Volumen, der wenige Zentimeter längere Kia E-Niro bietet drei Liter mehr.

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Das Ladekabel steckt unter dem Kofferraumboden. Dort ist es zwar gut aufgeräumt. Braucht man es jedoch, wenn das Auto vollgepackt ist, hat man ein Problem. Also besser vorher daran denken und das Kabel herausnehmen. Generell könnte das Kabel etwas länger sein. Je nach Position der Ladesäule oder Steckdose kann es in Kombination mit der Ladebuchse im Frontgrill schon mal knapp werden.

Zum Laden bitte abschließen

Als wir das Auto zum ersten Mal an der Ladesäule anstöpselten, passierte erst mal: nichts. Stecker raus, Stecker rein, überprüft, ob alles sitzt. Immer noch nichts. Also mal ins Handbuch geschaut und siehe da: Der ZS muss abgeschlossen sein, damit er mit dem Laden beginnt.

Und wie fährt er? Mit seinen 143 PS und 353 Nm Drehmoment kommt man schon gut voran. Mit dem Zwischensprint auf der Autobahn hat das SUV keine Probleme – allerdings nur bis 140 km/h, dann ist nämlich Schluss. Das ist auch sinnvoll, denn wenn man ein paar Kilometer mit durchgedrücktem Gasfuß auf der Autobahn zurücklegt, sinkt die Restreichweite schnell. Um die angegebenen 263 Kilometer zu erreichen, muss man schon sehr vorsichtig fahren – und am besten im Eco-Modus, dem sparsamsten der drei verfügbaren Fahrmodi. Realistisch sind wohl knappe 200 Kilometer – was für den täglichen Weg zur Arbeit immer noch locker reichen sollte. Allerdings ist bei der Konkurrenz aus Korea mehr drin. Eine größere Batterie, wie Kia und Hyundai sie optional anbieten, hat MG nicht im Programm.

An Bord sind verschiedene elektronische Helfer. Auffällig war dabei vor allem der Spurhalteassistent – und zwar nicht positiv. Er reagiert sehr ruppig und mit einem gefühlt oft etwas zu starken Lenkimpuls. Ping-Pong-Spielen zwischen den Seitenlinien kann man mit dem ZS somit recht gut.

Langsames Navi

Abzüge gibt es für das Navi- und Infotainment-System. Es braucht eine gefühlte Ewigkeit zum Hochfahren. Auf den ersten Blick ist es einfach strukturiert, doch der Teufel steckt im Detail. Nicht alles ist logisch. In einer Analyse kam der ZS richtig schlecht weg: Sein Bedienkonzept sei zu kompliziert und damit die Bedienung während der Fahrt ein Sicherheitsrisiko, so die Tester.

Auch ist das Display mit acht Zoll verhältnismäßig klein. Da hätte man aus dem technikverliebten China etwas mehr erwartet. Apple Carplay und Android Auto sind mit an Bord und funktionieren problemlos.

Übrigens muss man sich über die Sicherheit keine Gedanken machen. Die Zeiten, als chinesische Fahrzeuge bei Crashtests gnadenlos versagten, sind vorbei. Der MG ZS EV erhielt von Euro NCAP die Höchstwertung von fünf Sternen. Alles in allem bekommt man ein ordentliches Auto zu angemessenen Kosten. Er ist mit 33.990 Euro (abzüglich Förderung, inklusive Überführung) weder ein Preisbrecher noch ein Paradiesvogel. Wer ein Auto dieser Art und Größe sucht, sollte den MG ZS EV auf jeden Fall mal in Erwägung ziehen.

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