Fahrbericht Neues SUV: Renault Austral als Vollhybrid
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Mit dem Kompakt-SUV Austral bringt Renault den Nachfolger seines bisherigen Modells Kadjar. Der Neue verzichtet auf Diesel-Motoren und macht auch sonst einiges anders als sein Vorgänger.

Schon wieder ein neuer Name von Renault. Meist entscheidet sich ein Unternehmen dann für eine andere Bezeichnung, wenn ein bestehendes Modell bei den Kunden nicht wie erhofft ankommt. Ein Schicksal, das nun das SUV-Modell Kadjar ereilt, der zum Leidwesen der Franzosen den Abstand zum Bestseller VW Tiguan nicht verkürzen konnte.
Das soll der neue „Austral“ schaffen, dessen Spitzenmodell mit dem Verbrauchsvorteil eines Vollhybrid-Antriebs vor allem bisherige Dieselfahrer im Visier hat. Der 4,5 Meter lange Fünftürer orientiert sich bei Design und Innenraum am Elektromodell Mégane E-Tech. Die Dieselmotoren wurden gestrichen, dafür bekommen die Benziner elektrische Unterstützung als Voll- oder Mild-Hybrid.
Full-Hybrid ab 40.400 Euro
Der Name hat mit Australien nichts zu tun, das Wort stand früher für „südlich“, soll also Gedanken an Wärme, Sonne und Strand erwecken. Ein völlig neu konstruiertes Auto in der begehrten Klasse der kompakten SUV. Es startet abseits des derzeitigen Trends zum rein elektrischen Auto, bei dem Renault mit dem Mégane E-Tech fleißig mitmischt.
In der edelsten Version geht der Austral mit einem Vollhybrid ins Rennen, der bewegt sich mit mindestens 40.000 Euro im gleichen Preisniveau wie der elektrische Mégane. Beim Austral ist neben einem 1,2-Liter-Turbobenziner mit drei Zylindern eine Batterie an Bord, die sich mit knapp 2 kWh Kapazität und 400 Volt über einen immerhin 50 kW/68 PS starken Elektromotor am Antrieb beteiligt. Da diese Technik zumindest im Stadtverkehr für verblüffend gemäßigten Verbrauch sorgt, sollen vor allem bisherige Diesel-Fahrer überzeugt werden.
Für Skeptiker mit Reichweitenangst
Auch wenn der Sprung zur Elektrizität nur halbherzig ist, ist der Neuling nach Einschätzung seiner Erbauer das ideale Auto für Skeptiker mit Elektrophobie oder Reichweitenangst. Denn der Austral muss nicht an eine Ladesäule, seine Batterie wird ständig durch den Verbrenner und die beim Bremsen oder Rollen gewandelte Energie nachgeladen.
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Xpeng G9
E-Auto so schnell geladen wie ein Handy – oder PR-Feuerwerk?
Laut Renault reichen zum Beispiel drei starke Bremsungen aus, um den kleinen Akku wieder zu 80 Prozent zu füllen. Im typischen Stadtverkehr kann der Austral laut Renault wegen der ständig gelieferten elektrischen Energie und des damit versorgten E-Motors zu gut 80 Prozent elektrisch unterwegs sein, ein Effekt, der sich auf der Langstrecke weniger auswirkt.
Der Austral kann nicht an die Steckdose
Spanien ist kein Land für einen schweren Gasfuß. Maximal 120 auf der Autobahn, 90 auf Landstraßen. Im Test-Austral im Madrider Umland meldet der Bordcomputer nach 50 Kilometern entspannter Gangart einen durchschnittlichen Verbrauch von 6,4 Litern auf 100 Kilometern. Ein guter Wert für ein SUV, das in Summe mit immerhin 200 PS daherkommt.
Selbst beim flotten Erklimmen der steilen Serpentinen-Strecke zu einem auf 1.800 Meter gelegenen Ski-Gebiet pendelte sich der Durst des 1,5 Tonnen schweren Renault auf acht Liter ein. Da beim Bremsen oder vor Kurven der Fuß vom Gas muss, versetzt sich der Dreizylinder-Verbrenner automatisch in einen Sekundenschlaf. Und ein Motor, der nicht läuft, verbraucht nichts.
Wie schon beim Hybrid-Pionier Toyota fasziniert das in Bruchteilen von Sekunden ablaufende Zusammenspiel der beiden so verschiedenen Motoren. Der Mensch hinterm Lenkrad ist dabei mehr Zaungast als Kapitän.
Bei aller Anerkennung für überzeugende Bremsen und Fahrwerk bleibt der Austral aber stets ein Auto mit Auspuff, bläst CO2 in die Luft, darf nicht in künftige abgasfreie Umweltzonen und verdient sich keine Staatsgelder. Eine Diskussion, ob die Kunden fleißig nachladen, wie es bei einem Plug-in-Hybrid nun mal für langes elektrisches Fahren nötig ist, erübrigt sich. Der Austral kann erst gar nicht an die Steckdose.
Rund ein Quadratmeter Anzeigefläche
Abseits der Triebkräfte hat Renault viel Herzblut in Design, edlere Materialien als bisher und in den Einsatz von insgesamt 32 Assistenzsystemen gesteckt. Ein technischer Clou, der nur dem Spitzenmodell mit Vollhybrid vorbehalten ist, ist die Allradlenkung. Da beim Rangieren die Hinterräder mit bis zu fünf Prozent gegenläufig zu den Frontkollegen einschlagen, sinkt der Wendekreis auf knapp über 10 Meter. Dafür sind 1.800 Euro extra fällig.
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Im Gespräch
„Ich vermisse ein Standard-Abrechnungssystem bei Ladesäulen“
Investiert werden kann in eine direkte Vernetzung des Autos mit der Welt von Google. Neben der Navigation gibt es Sprachbefehle für diverse sonst per Knopfdruck zu erledigende Funktionen. Dabei helfen die schon aus dem Mégane E-Tech bekannten zwei Monitore vor dem Fahrer und im Zentrum des Armaturenbretts. Inklusive des Head-up-Displays bietet er rund einen Quadratmeter an Anzeigefläche.
Wichtig für Familien mit häufiger Besetzung der hinteren Plätze: Fast 28 Zentimeter Kniefreiheit sorgen für Komfort. Die hinteren Sitze sind zudem in der Länge verschiebbar. So kann der Kofferraum von 430 auf bis zu 550 Liter vergrößert werden. Maximal sind gut 1.400 Liter möglich.
Interessanter Neueinsteiger
In Summe ein interessanter Neueinsteiger in die dicht besiedelte SUV-Welt. Auch, weil er den Kunden in die Pflicht der Entscheidung nimmt. Soll der neue Familien-SUV ein reines E-Auto wie der Mégane E-Tech sein, das mit einiger Ausstattung und 60 kWh-Batterie zwischen 47.000 und 50.000 Euro kostet. Oder vielleicht doch der neue Austral, der in Summe rund 6.000 Euro günstiger ist. Reiner Zufall, dass das exakt der Förderung entspricht, die es derzeit für ein Elektro-Auto dieser Preisklasse gibt.
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