Fahrbericht Panamera 4 E-Hybrid: Doppelter Spaß

Autor / Redakteur: Yvonne Simon / Jens Scheiner

Mit dem Panamera E-Hybrid will Porsche Performance und Nachhaltigkeit vereinen. Doch erfreut man sich auch nur ein wenig an den sportlichen Qualitäten der Limousine, ist die Ökobilanz schnell dahin.

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Die Systemleistung des Teilzeit-Stromers liegt bei 462 PS, der Elektromotor alleine kommt auf 136 PS.
Die Systemleistung des Teilzeit-Stromers liegt bei 462 PS, der Elektromotor alleine kommt auf 136 PS.
(Bild: Simon / »kfz-betrieb«)

Lieber in einen Sportwagen investieren oder doch auf das ökologische Gewissen hören? Wer über das nötige Kleingeld verfügt, kann mit dem Porsche Panamera E-Hybrid beides in einem Auto haben. Theoretisch zumindest. Denn wie grün man tatsächlich unterwegs ist, hängt, wie bei Plug-in-Hybriden üblich, auch bei der Zuffenhausener Limousine extrem von der individuellen Nutzung ab.

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30 Kilometer rein elektrisch

Bis zu 50 Kilometer soll man mit dem E-Hybrid nach Angaben von Porsche rein elektrisch zurücklegen können, womit das Auto offiziell ein E-Kennzeichen tragen darf. In der Praxis war allerdings bei rund 30 Kilometern Schluss. Auf einer Testfahrt von Würzburg nach Potsdam fuhren wir dann hauptsächlich im „Hybrid-Auto“-Modus. Dabei wechselt und kombiniert der Panamera je nach Fahrsituation automatisch die Antriebe, um den effizientesten Betrieb zu ermöglichen.

Das Zusammenspiel von Verbrenner und Elektromotor funktioniert dabei tatsächlich absolut reibungslos. Nimmt man den Fuß vom Gas, schaltet sich der V6-Biturbo ab und der Drehzahlmesser fällt auf null. Mit etwas Disziplin lässt sich auf der Autobahn einiges an Strecke ohne Verbrenner zurücklegen und das ständige Auf und Ab der Nadel ist durchaus faszinierend zu beobachten.

Das mit der Disziplin ist aber so eine Sache, wenn man in einem 462-PS-starken Porsche sitzt. Durch Zuschaltung des Elektromotors erhält die Limousine ordentlich Extra-Schwung, was doch sehr zum Gasgeben verleitet. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h braucht der E-Hybrid 4,6 Sekunden und damit gut eine Sekunde weniger als der Benziner.

Sport-Plus-Modus treibt Verbrauch in die Höhe

Auf die Spitze treiben lässt sich der Fahrspaß durch die beiden performanceorientierten Fahrmodi „Sport“ und „Sport Plus“. Wählt man Letzteren, fährt der Panamera seinen Spoiler aus, das Fahrwerk wird härter und die Batterie wird schnellstmöglich nachgeladen. Dabei lässt sich das Auto auf die Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h jagen. Klar, dass es dann zum Spritschlucker wird. Und obwohl wir die beiden Sport-Modi nur kurz testeten, zeigte das Display bei Ankunft in Potsdam einen Gesamtverbrauch von 11,3 Litern an. Wirklich Grün sind dann nur noch die Bremssättel, die den Hybrid äußerlich vom Verbrenner abheben. Zu bedenken ist dabei, dass man mit dem Teilzeit-Stromer 310 Kilogramm Leergewicht zusätzlich mitschleppt, was den Verbrauch in die Höhe treibt.

Offiziell gibt Porsche den Verbrauch des Plug-in-Hybrids mit 2,6 Litern pro 100 Kilometer an, plus 15 Kilowattstunden Stromverbrauch. Im großen Stil Benzin und Emissionen einsparen lassen sich mit dem Panamera-Hybrid aber nur auf kürzeren Strecken, beispielsweise wenn man als Pendler zu Hause und am Arbeitsplatz Gelegenheit zum Laden hat oder hauptsächlich in der Stadt unterwegs ist. Dort ist der Panamera mit über fünf Metern Länge und fast zwei Metern Breite allerdings kein sonderlich praktischer Begleiter. Hinzu kommt eine schlechte Rundumsicht, die durch Front- und Rückkamera nur zum Teil kompensiert wird. Beim Blick über die linke Schulter sieht man als Fahrer kaum an der B-Säule vorbei.

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Für die meisten Interessenten werden die 132 zusätzlichen PS des Hybrid-Systems wohl das hauptsächliche Kaufargument für die Variante mit Stecker sein und der grüne Anstrich ein schönes Extra. Zwischen Januar und Oktober 2018 haben sich immerhin 1.475 Käufer für den Hybrid entschieden, 13 mehr als für den Benziner. Und hohe Tankrechnungen dürften Panamera-Fahrer sowieso wenig interessieren. Mit Zusatzausstattung kostet unser Testwagen 144.389 Euro. Der Grundpreis liegt bei 112.075 Euro. Im Gegensatz zum Benziner müssen Käufer damit über 14.000 Euro mehr auf den Tisch legen.

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