Elektromobilität „Sind Konkurrenz von BMW, Mercedes und Audi“

Autor / Redakteur: Christoph Seyerlein / Lisa Marie Waschbusch

Mit reichlich deutscher Kompetenz will Byton die Automobilbranche aufwirbeln. Im Interview mit unserem Schwestermagazin »kfz-betrieb« zeigt CEO Carsten Breitfeld auf, warum der Hersteller aus seiner Sicht anders ist als viele gescheiterte Auto-Start-ups.

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In Europa sollen Bytons Elektoautos ab dem zweiten Halbjahr 2020 präsent sein.
In Europa sollen Bytons Elektoautos ab dem zweiten Halbjahr 2020 präsent sein.
(Bild: Byton)

Bytons erster großer Auftritt im Rampenlicht der CES 2018 in Las Vegas stieß auf großes Medieninteresse. Auf den ersten Blick ist das Unternehmen ein weiteres Elektroauto-Start-up wie Faraday Future und Co. Byton selbst nimmt für sich aber einen ganz anderen Ansatz in Anspruch als bei der Konkurrenz. Chef des Unternehmens ist mit Carsten Breitfeld der Vater des BMW i8.

Herr Breitfeld, Sie planen mit Byton Ihren ersten Aufschlag 2019 in China. Wann wird das erste Byton-Modell in Deutschland auf den Straßen zu sehen sein?

Wir starten nächstes Jahr in China, in der ersten Jahreshälfte 2020 geht es dann für uns in den USA los. In Europa werden wir ab dem zweiten Halbjahr 2020 präsent sein. Wir haben dabei ausgewählte Märkte im Blick. Ende 2021 wollen wir dann den wirtschaftlichen Break-Even erreichen.

Welche Reichweite wird Bytons erstes Modell haben?

Es gibt verschiedene Versionen: Einen Hecktriebler, eine Allradversion, jeweils in Kombination mit einer 71-kWh-Batterie mit 400 Kilometern NEFZ-Reichweite und eine mit 95 kWh und 520 Kilometern.

Von wem kauft Byton den Antriebsstrang und die Batteriezellen zu?

Der Antriebsstrang kommt von Bosch. Die Batteriezellen stammen für China von einem chinesischen Lieferanten für China, für die anderen Märkte beziehen wir sie von einem nicht-chinesischen Lieferanten.

Wem wollen Sie mit ihrem Konzept Marktanteile abjagen?

Als neuer Player im Premiumbereich sehen wir uns als Konkurrenz zu den etablierten Herstellern in diesem Segment wie BMW, Mercedes und Audi.

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Am Autogeschäft haben sich vor Byton schon zahlreiche andere Start-ups versucht, die meisten mit bescheidenen Ergebnissen. Was unterschiedet Sie beispielsweise von Faraday Future?

Wir haben sehr viele erfahrene Leute aus der Automobilbranche und dem Consumer-Electronics-Umfeld an Bord. Einige zentrale Posten haben wir mit Personen besetzt, die bereits bewiesen haben, dass sie Premium-E-Autos in kurzer Zeit komplett durchentwickeln können. Neben mir selbst hat beispielsweise auch unser Chefdesigner Benoit Jacob am BMW i8 entscheidend mitgewirkt. Das Auto war nach nur 38 Monaten fertig. Außerdem positionieren wir unsere Produkte komplett anders als die Konkurrenz. Wir haben eine Plattform für drei Derivate: Wir können mit einem Midsize-SUV das aktuell am stärksten wachsende Segment bedienen, aber auch vor allem für Asien eine hohe Stückzahl an Limousinen bauen. Darüber wollen wir mit einem MPV (Multi Purposes Vehicle) – einer Mischung aus PKW, Minivan und Geländewagen – in eine Marktlücke vorstoßen.

Das klingt nach einer ziemlich komplizierten Produktion. Andere Auto-Newcomer, die bereits ein paar Schritte weiter sind als Sie, haben damit so ihre Probleme – Beispiel Tesla.

Das macht mir keine Sorgen. Wir setzen auf einen hohen Gleichteileanteil. Der Fokus unserer Produkte liegt ganz klar auf dem Kundenerlebnis im Innenraum. Wir brauchen keine verrückten Türkonzepte oder ausgefallene Materialien für unsere Autos.

Start-ups haben immer wieder mal mit der Rollenverteilung von Management und Investoren zu kämpfen. Wer hat bei Byton das Sagen?

Die Entscheidungshoheit liegt bei uns einzig und allein beim Top-Management, nicht bei den Investoren.

Beim autonomen Fahren will Byton mithilfe eines Partners Maßstäbe setzen, 2020 soll schon Level-4-Fahren möglich sein. Welcher Partner wird das sein?

Wir sind ausgesprochen glücklich, Aurora als Partner zu haben. Das Unternehmen ist genau wie wir fokussiert darauf, autonomes Fahren sicher und schnell für den internationalen Markt zu realisieren.

Welchen Vertriebsansatz verfolgt Byton? Planen Sie ein eigenes Händlernetz aufzuziehen?

Wir setzen auf Direktvertrieb mit Sales-Experten, die zu den Kunden kommen und den Kontakt halten sollen. Ein Vertriebstool ist beispielsweise unsere Byton-App. Der darin integrierte Car Visualizer arbeitet auf modernen Endgeräten auch mit Augmented Reality. An ausgewählten Orten wollen wir mit Markenerlebnis-Zentren aber auch stationär präsent sein.

Und wie sieht es mit dem Service aus?

Beim Service werden wir mit Partnergesellschaften zusammenarbeiten. Unsere Wunschvorstellung ist es, einen Online-Service mit Hol- und Bringdienst koordinieren zu können.

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