Fahrerassistenzsysteme TRW zeigt Notausweichassistenten

Redakteur: Thomas Günnel |

Der Spurhalteassistent oder der adaptive Abstandsradar sind in Serienfahrzeugen bereits verbreitet. TRW geht beim Thema Fahrerassistenz nun einen Schritt weiter: Anfang Juni stellte der Zulieferer bei einer Pressefahrpräsentation auf dem Hockenheimring einen Notausweichassistenten vor.

Anbieter zum Thema

Wenn Bremsen allein nicht reicht: TRW zeigte Anfang Juni einen Notausweichassistenten, der den Fahrer beim Ausweichen unterstützt. Technisch könnte das Fahrzeug dem Hindernis auch autonom ausweichen.
Wenn Bremsen allein nicht reicht: TRW zeigte Anfang Juni einen Notausweichassistenten, der den Fahrer beim Ausweichen unterstützt. Technisch könnte das Fahrzeug dem Hindernis auch autonom ausweichen.
(Foto: TRW/ Dirk Schwarz)

Der Test mit dem Prototypfahrzeug beeindruckte: Auf etwa 70 km/h beschleunigen, auf das Hindernis zuhalten, die Hände vom Lenkrad nehmen – und abwarten. Kurz vor dem Hindernis erkannte das System die ausbleibende Reaktion des Fahrers und lenkte den Opel Insignia selbständig um das vorgetäuschte und aus Schaumstoff bestehende Fahrzeug herum. Möglich ist diese Funktion mittels Datenfusion aus vorausschauendem Radar- und Kamerasensor. Beide erfassen die Fahrbahn vor dem Auto in Echtzeit – der Notausweichassistent steuert nach der Auswertung der Daten die elektrische Servolenkung entsprechend an.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 5 Bildern

Lenkimpulse für den Fahrer

Der im Prototypen gefahrene Test markiert dabei das derzeit technisch Mögliche, in Serie geht die Funktion so jedoch nicht – Stichwort: Haftung. Stattdessen ist es der Wunsch der Automobilhersteller, dass das System den Fahrer mit Lenkimpulsen nur unterstützt. Will der Fahrer einem Hindernis ausweichen, berechnet der Notausweichassistent die besten Ausweichtrajektorien um das Objekt herum. Mithilfe der elektrischen Servolenkung wird dann ein zusätzliches Lenkmoment erzeugt, das den Fahrer bei der optimalen Lenkbewegung unterstützt und das Fahrzeug stabilisiert.

„Wir haben unseren Notausweichassistenten so ausgelegt, dass der Fahrer jederzeit die Kontrolle behält und das System übersteuern kann. Die ESA (Emergency Steering Assist)-Funktion optimiert lediglich seine Reaktion in Schnelligkeit und Genauigkeit”, erklärt Dr. Carsten Haß, Engineering Manager Integrated Active & Passive Safety Systems bei TRW.

Ergänzendes zum Thema
Verwendete Radar- und Kameratechnik

Die S-Cam3 basiert auf dem EyeQ3-Chip von Mobileye und verfügt über eine sechsmal höhere Rechenleistung als die Vorgängergeneration. Auflösung und Bildrate betragen 1280x960 Pixel und 36 Bilder pro Sekunde, das Sichtfeld vergrößerte sich auf 52° horizontal und 39° vertikal. Mittels des „Structure from Motion“-Ansatzes kann die S-Cam3 mit nur einer Linse und einem Bildsensor eine Tiefenkarte in der Qualität einer Stereokamera erzeugen. Zudem verfügt die S-Cam3 laut Hersteller über die kompaktesten Abmessungen aller vollintegrierten Kameras weltweit.

Neue Radargeneration

Die vierte TRW-Radargeneration ist die 77-GHz-AC1000-Familie, die im Jahr 2015 für das Modelljahr 2016 auf den Markt kommt. Sie erfüllt die Euro NCAP-Anforderungen als Einzelsensor und besteht aus einer vorausschauenden Variante sowie einer für Heck- und Seitenanwendungen. Der AC1000 unterstützt nicht nur das automatische Notbremsen für Fahrzeuge und Motorräder, sondern erkennt auch Fußgänger rein radarbasiert. Außerdem integriert das System die neue „Digital Beam Forming“-Technik für eine laterale Auflösung und passt das Radarsichtfeld an die Fahrzeuggeschwindigkeit an.

TRW hat den Notausweichassistenten gemeinsam mit der TU Dortmund entwickelt und will die Technik voraussichtlich im Jahr 2017 für Fahrzeugmodelle ab dem Jahr 2018 auf den Markt bringen.

(ID:42747723)