Antriebskonzepte Volkswagen-Experte: „Dieselhybride sehen wir aktuell nicht als Option“
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Kai Philipp, Plug-in-Hybrid-Experte in der Technischen Entwicklung der Volkswagen AG, sieht in der Antriebsform auch Langstreckenpotenzial und spricht sich gegen größere Packages aus.

Herr Philipp, sehen Sie den Plug-in-Hybrid als Brückentechnologie, oder wird er langfristig seinen Platz haben?
Derzeit kombiniert ein Plug-in-Fahrzeug das Beste aus zwei Welten. Die rein elektrische Antriebsmöglichkeit zum Beispiel für die typischen, täglichen Strecken zur Arbeit und die kombinierte, hybridische Antriebsmöglichkeit mit hohen Reichweiten am Wochenende vereinen das elektrische Fahrerlebnis mit den Qualitäten eines Langstreckenfahrzeugs. Diese Vielseitigkeit des Plug-in-Antriebs wird für eine Vielzahl von Kunden noch sehr lange Zeit interessant sein – nicht zuletzt wegen seiner durch die zwei drehmomentstarken Antriebe bedingten Performance. Bei Umsetzung aller derzeit geplanten Aktivitäten wird die rein elektrische Antriebslösung mit deutlich verbesserter Infrastruktur jedoch langfristig auch eine Langstreckenlösung sein.
Die niedrigen Verbrauchswerte im Zyklus lassen sich nur bei häufigem Nachladen und auf kürzeren Strecken realisieren. An den teilweise hohen Realverbräuchen regt sich nun Kritik seitens der Politik. Wie reagieren Sie darauf?
Die durchschnittlichen Strecken, die täglich von einer Vielzahl von Kunden gefahren werden, können – insbesondere nach Ausweitung der Batteriekapazität – rein elektrisch und damit besonders kostengünstig zurückgelegt werden. Wir gehen davon aus, dass Kunden, die sich bewusst für einen Plug-in-Hybriden entschieden haben, auch diesen Kostenvorteil durch tägliches Laden der Batterie nutzen wollen. Die Verwendung von Grünstrom verbessert die Umweltwirkung nochmals deutlich. Auch auf der Langstrecke ergeben sich deutliche Vorteile durch das hybridische Fahren mit höchster Effizienz.
Sind größere Batterien und damit elektrische Reichweiten eine Lösung? Oder könnte der Diesel-Hybrid nicht auch eine sein?
Größere Batterien sind im Fahrzeug-Package bisher nicht vorgesehen und würden den eigentlichen Nutzen eines Plug-in-Hybriden konterkarieren – etwa durch höheres Gewicht oder geringeres Volumen von Innen- und Kofferraum sowie lange Ladezeiten. Wir arbeiten aber kontinuierlich an der Verbesserung der Batteriezellen, um Leistungsfähigkeit und Energiedichte weiter zu erhöhen. Dieselhybride haben wir als Fahrzeugstudien bereits untersucht. Aus Package- und Kostengründen sehen wir dies in den Marktsegmenten, die wir mit unseren Volumenmodellen bedienen, aktuell nicht als Option. Zudem ist der wichtige chinesische Markt kein Dieselmarkt. Aus beiden Gründen kommt ein Diesel-Plug-in-Hybrid für uns gegenwärtig nicht in Betracht.
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