Wirtschaft ZF verkündet Personalpläne: „Wasserdichte Verträge liegen im Panzerschrank“
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Aufatmen bei der ZF-Belegschaft: Die Tarifbeschäftigten sind für zwei Jahre vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Die Personalvorständin Sabine Jaskula bekräftigte am Freitag (24. Juli) mit Blick auf die Automärkte, dass man erst am Anfang eines „langen Weges“ stünde.

Die rund 50.000 Tarifbeschäftigten beim Autozulieferer ZF Friedrichshafen sind bis Ende 2022 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Management, Gesamtbetriebsrat und die IG Metall einigten sich auf einen entsprechenden „Tarifvertrag Transformation“, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Stellen können in Deutschland aber trotzdem gestrichen werden, etwa über Abfindungen oder Altersteilzeitregelungen.
Personalvorständin Sabine Jaskula sagte: „Die neue Vereinbarung gibt uns die nötige Flexibilität, um unsere Kapazitäten schnell und sozialverträglich an die dauerhaft gesunkene Nachfrage aus dem Markt anzupassen.“ ZF will weiterhin, das bestätigte Jaskula im Gespräch mit Journalisten, 15.000 Stellen bis 2025 weltweit streichen.
Jaskula: „Die Vereinbarungen sind erst der Anfang eines langen Wegs.“ Die Maßnahmen geben der Managerin zufolge vor allem Luft, die Zukunft der Standorte zu besprechen und Konzepte zu entwickeln. „Wir haben über Nacht zehn Jahre Wachstum in der Autobranche durch Corona verloren“, so Jaskula weiter. Mit einem V-förmigen Aufschwung rechne man bei ZF nicht.
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Deutsche Standorte bis 2022 sicher
Wegen des Umbruchs in der Autoindustrie sowie der Corona-Krise befindet sich das Stiftungsunternehmen mit Sitz am Bodensee wie andere Automobilzulieferer auch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und muss die Kosten senken bei zugleich hohen F&E-Ausgaben für neue Technik. Bei einer weiterhin schwachen Nachfrage können die Arbeitszeiten um bis zu 20 Prozent reduziert werden. Der Tarifvertrag sieht auch vor, dass alle deutschen ZF-Standorte bis Ende 2022 erhalten bleiben. Schließungen für die Zeit danach sind aber nicht ausgeschlossen. Zugleich verzichten die Beschäftigten im laufenden Jahr einmalig auf eine Sonderzahlung in Höhe von 400 Euro.
Die etwa 9.000 Tarifbeschäftigten beim Autozulieferer ZF in Schweinfurt bleiben trotz des neuen Tarifvertrags bis 2025 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Die im vergangenen Dezember für Schweinfurt ausgehandelte Vereinbarung für den Zeitraum bis 2025 gelte weiter, erklärte ein Sprecher.
ZF: Kein Weg der harten Einschnitte
Achim Dietrich, Vorsitzender des ZF-Gesamtbetriebsrat, sagte: „Wir haben heute morgen 50.000 Beschäftigte informiert, es gibt große Erleichterung in der Belegschaft.“ Man habe „wasserdichte Verträge“, die „im Panzerschrank liegen“, kommentierte Dietrich launisch in einer Telefonkonferenz. Der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg sagte, man gehe mit den Maßnahmen keinen Weg der harten Einschnitte, was die Gewerkschaft begrüße. Das ZF-Portfolio sei breit, die Standorte unterschiedlich groß, was verschiedene Herausforderungen bringe. „Das kann man nicht alles auf einer Über-Ebene gestalten.“
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