Bilanz Audi: Probleme bei Halbleitern, Freude in China
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Audi fährt weiter einen strikten Sparkurs und gibt sich vorsichtig optimistisch mit Blick auf das laufende Jahr. Wie lange der Autohersteller noch Verbrenner baut, will er bis zum Sommer entscheiden.

Die Volkswagen-Tochter Audi ist für das laufende Jahr „vorsichtig optimistisch“. Vor allem in China läuft das Geschäft rund, mehr als die Hälfte der im Januar und Februar verkauften Autos hat Audi in der Volksrepublik abgesetzt. Sorgen macht Vorstandschef Markus Duesmann neben der Corona-Krise aber die Versorgungslücke bei Halbleitern: Die Lieferketten seien an mehreren Stellen gerissen, „die Effekte sind durch Umplanungen deutlich zu spüren“, sagte er am Donnerstag (18. März) in Ingolstadt.
Im laufenden Quartal könne Audi deshalb rund 10.000 Autos weniger bauen. Er erwarte aber, die verlorenen Stückzahlen wieder aufzuholen. Ab dem dritten Quartal dürfte die Versorgung wieder besser werden, sagte Einkaufsvorstand Dirk Große-Loheide.
Finanzchef Antlitz: „2021 bleibt herausfordernd“,
„2021 bleibt herausfordernd“, aber: „Unser ambitioniertes Ziel ist es, im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu wachsen“, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz. Im vergangenen Jahr sanken die Auslieferungen um acht Prozent auf 1,7 Millionen Autos, der Umsatz fiel von 55,7 auf 50,0 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis von 4,5 auf 2,6 Milliarden. Dieses Jahr sollen Verkäufe und Umsatz kräftig zulegen, zugleich soll die Ergebnismarge von 5,1 auf mindestens 7 Prozent vom Umsatz steigen.
In China erwartet der Vorstandschef auch dieses Jahr „nochmals deutliches Wachstum“. Er sehe „in China noch enormes Potenzial“, das Land sei „eine zentrale Säule für den nachhaltigen Erfolg von Audi“ und „für mich Chefsache“, sagte Duesmann. Mit dem chinesischen Partner FAW werde Audi vor Ort Ende dieses Jahres bereits zwölf Modelle bauen. Mit FAW errichte sein Unternehmen in Changchun jetzt ein Elektroauto-Werk. Und mit dem zusätzlichen chinesischen Partner SAIC „werden wir in eine neue Wachstumsphase starten“.
Bentley kommt unter Audis Fittiche
VW -Konzernchef Herbert Diess hatte Duesmann von BMW zu Audi geholt, um die Marke nach dem Dieselskandal wieder zum Technik-Pionier des Konzerns zu machen.
Unter Duesmanns Leitung entwickelt eine ausgelagerte Software-Einheit nun ein einheitliches Betriebssystem für alle Autos im VW-Konzern. Es wird in dem für 2024 angekündigten vollvernetzten, vollelektrischen Luxus-Audi Artemis zum ersten Mal zum Einsatz kommen, ebenso wie die neue einheitliche VW-Batteriezelle. Tesla liege bei der Digitalisierung noch vorn, „das Artemis-Projekt ist unsere Antwort“, sagte Duesmann.
Auf der neuen Premium-Plattform PPE, die sich Audi mit Konzernschwester Porsche teilt, sollen bis 2030 sieben Millionen Fahrzeuge in der oberen Klasse stehen. In Ingolstadt sollen 2022 die ersten PPE-Modelle vom Band laufen. Ab März übernimmt Audi außerdem den Hut für die Luxus-Schwester Bentley. „Bentley soll die nachhaltigste Elektro-Luxusmarke werden“, so Audi-Chef Duesmann. „Wir freuen uns, dass Bentley zu uns kommt.“
Die Software-Einheit wird aus der Konzernkasse in Wolfsburg finanziert, das spart der Tochter Audi sehr viel Geld. „Strikte Investitions- und Kostendisziplin sei weiterhin nötig“, sagte Antlitz. Für Hybrid- und für Elektroautos hat Audi bis 2025 jeweils fünf Milliarden Euro eingeplant, für Digitalisierung drei Milliarden.
„Die Verbrenner finanzieren die Transformation“
Dann will Audi 20 reine Stromer im Angebot haben und jedes dritte Auto als Hybrid oder E-Auto verkaufen. Und schon in zwei, drei Jahren dürften sich die Gewinnmargen der elektrifizierten Autos dem Niveau der Benziner und Dieselautos angeglichen haben, sagte Antlitz.
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Software
VW-Manager geben Einblicke in Volkswagens Software-Strategie
Dass Audi keine neuen Benzin- und Dieselmotoren mehr entwickelt, hatte Duesmann schon angekündigt. Wie lange der Autohersteller die Motoren noch baut, wolle der Vorstand bis zum Sommer entscheiden, sagte er. Die Strategie werde gerade überarbeitet. Aber „das entscheiden wahrscheinlich auch unsere Kunden“.
Zugleich warnte er vor überzogenen CO2-Grenzwerten in der EU: Der Nutzen für das Klima wäre sehr klein, der technische Aufwand aber sehr groß, „und das Geld fehlt uns dann bei der Entwicklung von batterieelektrischen Fahrzeugen“, sagte der Audi-Chef. „Die Verbrenner finanzieren die Transformation.“
Personalmaßnahmen bei Audi
Im vergangenen Juli hat Audi 1.300 Mitarbeiter in den Vorruhestand geschickt, bis zum Jahresende sank die Zahl der Beschäftigten in Deutschland von 60.100 auf 58.400. Der noch bis 2025 laufende Abbau von weltweit 9.500 Stellen liege im Plan, sagte Personalchefin Hildegard Wortmann. Für die Audi-Mitarbeiter im Inland gibt es eine gekürzte Erfolgsbeteiligung und einen Corona-Bonus, für einen Facharbeiter zusammen 2.300 Euro.
Im Stammwerk Ingolstadt soll nächstes Jahr erstmals ein E-Auto produziert werden, der SUV Q6 E-Tron. Das erste Audi-Elektroauto im Kompaktsegment, ein Q4 E-Tron, soll in wenigen Wochen im VW-Werk Zwickau in Sachsen vom Band rollen.
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