Fahrbericht BMW i8: Exklusive Vision
Mit dem i8 läutet BMW eine neue Generation von Sportwagen ein. »Automobil Industrie«-Reporter Jens Meiners testete den 362 PS starken Hybrid-Sportler jetzt erstmals auf der Straße.
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Die automobile Landschaft verändert sich, aber wenigstens auf die Welt der Sportwagen war bisher Verlass: Hier lebt das Gusseiserne fort, die alte Herrlichkeit der Pferdestärken und des direkten Durchgriffs des Fahrers auf Antrieb und Straße. Sollte das nun obsolet sein? Ja, meint BMW: Der i8 interpretiert die automobile Kür in ungekannter Radikalität neu - als Plug-In-Hybrid, mit Dreizylinder-Turbo, zwei Elektromotoren und Automatikgetriebe.
Zumindest der Show-Effekt ist auf den ersten Blick überwältigend. Die unverwechselbare Form nimmt Motive aus der BMW-Historie auf, präsentiert sich aber gleichzeitig mit schwebenden Elementen ungemein futuristisch. Scherentüren sorgen für bequemen Einstieg, vor allem aber für den großen Auftritt auf dem Boulevard. Vorn sitzt man wie angegossen und blickt auf ein im Vergleich zur Außenhaut eher konventionell gehaltenes Fahrerumfeld: Hier dominiert - wie einst - die Fahrerorientierung. Der TFT-Bildschirm vor dem Fahrer ist im Stil von Computerspielen animiert - ein Ansatz, der gut zum Charakter des i8 passt.
Die Fenster lassen sich übrigens nicht vollständig versenken, und zwei der drei Cupholder sind so weit hinten angebracht, dass sie nur für Fondpassagiere ohne Verrenkungen erreichbar sind. Dass die Armaturentafel mit zahlreichen LED farbig illuminiert werden kann, die Spiegel in der Sonnenblende hingegen ohne Beleuchtung auskommen müssen, wirkt ebenfalls inkonsequent. Die Übersichtlichkeit nach hinten lässt wegen der extrem breiten C-Säule zu wünschen übrig.
Fahrgastzelle aus kohlefaserverstärktem Kunststoff
Entwicklungsziel war ein Gewicht von unter 1.500 Kilogramm - eine magische Schwelle für Sportwagen und gleichzeitig eine ambitionierte Vorgabe. Geschafft haben die Münchner sie durch konsequenten Leichtbau: Die Fahrgastzelle besteht komplett aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, Antrieb und Fahrwerksmodule sind wiederum in einer Aluminiumstruktur verbaut. Sogar beim Tankvolumen wurde gespart: Serienmäßig ist der i8 mit einem 30-Liter-Tank ausgerüstet, ein 42-Liter-Tank ist nur gegen Aufpreis zu bekommen. Alles für den guten Zweck: „Wir haben die 200 Kilogramm, die wir durch Leichtbau eingespart haben, in die Elektrifizierung gesteckt“, sagt Projektleiter Carsten Breitfeld.
Und der Hybridantrieb hat es in sich: Vorn ist ein 96 kW/131 PS starker Elektromotor montiert, der über ein Zweigang-Getriebe die Vorderräder antreibt; im Heck sitzt ein turboaufgeladener, 170 kW/231 PS starker 1,5-Liter-Dreizylinder-Ottomotor aus der neuen, modularen BMW-Motorenfamilie. Er wird von einem Kurbelwellen-Starter-Generator unterstützt, der die Antrittsschwäche des groß dimensionierten Turboladers kompensiert. Gekoppelt ist der Motor an eine kompakte Sechsgang-Wandlerautomatik. Die Systemleistung beträgt 266 kW/362 PS, das Drehmomentmaximum liegt bei stolzen 570 Nm. Daraus resultieren sehr gute Fahrleistungen: Der Spurt von 0 auf 100 km/h ist laut Werk in 4,4 Sekunden erledigt, bei 250 km/h wird abgeregelt.
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