Coronavirus Corona-Update: Wie die Autoindustrie die Medizinbranche jetzt unterstützen kann

Autor Thomas Günnel

Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte sind derzeit das wichtigste Equipment im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Viele Automobilzulieferer und -hersteller helfen der Medizinbranche, die Ausrüstung herzustellen. Ein fortlaufender Überblick.

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Medizinische Ausrüstung wie Atemschutzmasken ist derzeit gefragt – Automobilzulieferer stellen sie teilweise selbst her.
Medizinische Ausrüstung wie Atemschutzmasken ist derzeit gefragt – Automobilzulieferer stellen sie teilweise selbst her.
(Bild: ZF Friedrichshafen)

[Update: 2. April, 17:15 Uhr]

Jaguar Land Rover hat am 31. März mit der Produktion von Gesichtsvisieren im 3-D-Druck-Verfahren begonnen. Das wiederverwendbare Visier erfüllt die Standards des National Health Service (NHS) und wurde zusammen mit einem Team von NHS-Gesundheitsexperten entwickelt. Die Produktion erfolgt im Advanced Product Creation Center des JLR-Entwicklungszentrums in Gaydon. Jaguar Land Rover hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Zusammenarbeit mit Spezialfirmen wie „Pro2Pro“ aus Telford die wöchentliche Produktion von anfangs 1.300 auf bis zu 5.000 Einheiten hochzufahren.

Wie die Automobilindustrie unterstützen kann

Meldungen von OEMs und Zulieferern, die die Medizinbranche unterstützen, machen Mut und zeigen, welche Innovationskraft in der produzierenden Industrie steckt. Hat auch Ihr Unternehmen so eine Geschichte zu erzählen? Teilen Sie sie mit uns und unseren Lesern. Mailen Sie uns gerne: redaktion@automobilindustrie.de

Volkswagen druckt Halterungen für Gesichtsschutz

Der Volkswagen-Konzern hat begonnen, Halterungen für Gesichtsschilde im 3-D-Druck-Verfahren zu produzieren. Dies ist Teil einer Initiative mit Airbus und dem 3-D-Druck-Netzwerk „Mobility goes Additive“, in dem 250 Unternehmen zusammengeschlossen sind.

Der industrieübergreifenden Initiative war eine Anfrage der spanischen Behörden vorausgegangen, die auch die Verteilung vor Ort organisieren. In die Halterungen fügen Dritte eine herkömmliche Kunststoff-Folie ein – so bedeckt ein transparenter Schutz das gesamte Gesicht. Gedruckt wird in den großen 3-D-Druck Zentren in Wolfsburg und Ingolstadt und an weiteren Standorten der Marken Audi, Bentley, Bugatti, MAN Truck & Bus, Porsche, Volkswagen Pkw sowie Konzern-Komponente und Volkswagen Motorsport. Aktuell nutzt das Unternehmen dafür mehr als 50 3-D-Drucker an den Standorten. Weitere sollen folgen. Volkswagen Navarra in Spanien hat bereits rund 1.000 Stück an die Regierung von Navarra geliefert.

Lamborghini baut Produktion um

Lamborghini baut Teile seiner Fertigung in Sant’Agata Bolognese zur Produktion chirurgischer Masken und Schutzschilden aus Plexiglas um. Die Masken sollen an ein Hospital in Bologna gespendet werden. Volkswagen Südafrika stellt ebenfalls Masken und Gesichtsschilde her, für die die amtliche Zulassung derzeit noch aussteht.

Zudem spendet der Konzern weiteres medizinisches Material wie Schutzmasken, Schutzbekleidung für Praxen und Kliniken im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro. Für die Beschaffung von medizinischen Gütern und Hilfsmaterial nutzt der Automobilhersteller sein Liefer- und Logistiknetz.

Air Liquide, Groupe PSA, Schneider Electric und Valeo

Die vier Unternehmen Air Liquide, Groupe PSA, Schneider Electric und Valeo wollen auf Anfrage der französischen Regierung 10.000 Beatmungsgeräte von Air Liquide Medical Systems produzieren.

Die französische Regierung hat deshalb eine Gruppe französischer Industrieunternehmen unter der Leitung von Air Liquide gebeten, zu prüfen, die Produktion von Beatmungsgeräten zu erhöhen: um zwischen Anfang April und Mitte Mai 10.000 Beatmungsgeräte bereitzustellen.

Die Unternehmen haben daraufhin eine Task Force aus etwa 30 Einkaufs- und Industrialisierungsexperten eingerichtet, um einen entsprechenden Aktionsplan zu definieren. Damit der Plan gelingt, suchen die Unternehmen 100 Partnerunternehmen, um die 300 für die medizinischen Systeme wesentlichen Komponenten zu liefern.

Emil Otto liefert Desinfektionsmittel

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat am 20.03.2020 eine Ausnahmezulassung für die Herstellung von Händedesinfektionsmitteln erlassen. Der hessische Flussmittelhersteller Emil Otto gibt deshalb ab sofort seine Händedesinfektionsmittel „EO-HDC-001“ und „EO-EXO-CV“ an alle Einrichtungen der öffentlichen Gesundheit ab: Krankenhäuser, Arztpraxen, Gesundheitszentren; zudem andere Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der öffentlichen Versorgung wie Rathäuser oder Gesundheitsämter.

Beide Produkte sind ursprünglich für die interne Nutzung entwickelt worden, ihre Herstellung erfolgt nach Apothekenrezeptur. „EO-HDC-001“ besteht zu mindestens 70 Prozent aus Isopropanol und aus Glycerin. Das Mittel eignet sich zum Desinfizieren, Reinigen und Pflegen der Hände. „EO-EXO-CV“ ist ebenfalls mit einem Mindestanteil von 70 Prozent Isopropanol versehen und eignet sich ebenfalls zum Desinfizieren der Hände und zum Reinigen von Oberflächen.

Neben der Flussmittelherstellung will das hessische Familienunternehmen mehr Desinfektionsmittel produzieren – ohne Zuschläge zu verlangen: „Die Herstellung dieser Mittel unter einem reinen wirtschaftlichen Aspekt zu sehen, ist in unseren Augen falsch. Es ist unsere Pflicht, als Teil dieser Gesellschaft unseren Beitrag zu leisten, wenn wir helfen können“, sagt Markus Geßner, Marketing- und Vertriebsverantwortlicher des Unternehmens.

Seat produziert Beatmungsgeräte

Seat fertigt jetzt Beatmungsgeräte. Dafür stellte der Automobilhersteller seine Produktionsanlage für den Leon im Werk in Martorell um und unterstützt jetzt vor allem das spanische Gesundheitssystem. Spanien ist eines der von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Länder.

Umgerüstet wurde die Anlage in Rekordzeit, „dank des unermüdlichen Einsatzes einer Vielzahl von Mitarbeitern, deren Solidaritätsgefühl sich als starke Antriebskraft erwies. Dass wir unser Wissen und unsere Erfahrung dafür einsetzen können, dringend benötigte lebensrettende Geräte in Serie herzustellen, motiviert uns alle ungemein“, sagt Nicolás Mora von der Produktionsabteilung im Werk in Martorell.

Nach 13 Prototypen war es dann soweit: Das Beatmungsgerät „OxyGEN“ war fertig – und ein Bauteil schlägt die Brücke zum Automobil: Das Gerät besteht aus mehr als 80 elektronischen und mechanischen Komponenten, darunter Zahnräder aus dem 3-D-Drucker, Getriebewellen und einem umgebauten Scheibenwischermotor.

Zur Produktion gehört auch, das fertige Gerät mittels UV-Licht zu sterilisieren. Derzeit läuft laut Seat das Zulassungsverfahren für das neu entwickelte Beatmungsgerät. Die Produktion in Martorell läuft inzwischen weiter.

Trotz Krise und Zeitnot ist Seat in einer Mitteilung wichtig: „Das Beatmungsgerät ist das Ergebnis des herausragenden Gemeinschaftssinns unserer Mitarbeiter und der unkomplizierten Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Einrichtungen. Wir danken allen Beteiligten für ihren unermüdlichen Einsatz. Ein besonderer Dank gilt auch der spanischen Zulassungsbehörde für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte.“ An der Entwicklung und Fertigung sind beteiligt:

  • Protofy.XYZ
  • CMCiB
  • Universität Barcelona
  • Recam Laser
  • Doga Motors
  • Luz Negra
  • Ficosa
  • Bosch
  • Idneo
  • Secartys
  • LCOE

Skoda: Atemmasken, Autos und finanzielle Unterstützung

Skoda unterstützt die Technische Universität Prag bei der Entwicklung und Herstellung wiederverwendbarer Atemschutzmasken der Klasse FFP3 – mittels 3-D-Druck. Ihre Besonderheit: Sie sind ausgerüstete mit einem austauschbaren Filter. Derzeit entstehen täglich rund 60 Exemplare. Außerdem unterstützen tschechische Universitäten und Privatfirmen, die über ähnliche Drucker verfügen, das Projekt – das Produktionsvolumen liegt so bei insgesamt mehreren hundert Einheiten täglich.

Neben der Produktion von Masken unterstützt Skoda Menschen und soziale Dienste in den Regionen seiner tschechischen Standorte mit finanziellen Direkthilfen in Höhe von zehn Millionen Tschechischen Kronen (rund 365.665 Euro, Stand 1. April). Außerdem stellt der Automobilhersteller mehr als 200 Autos und 150 Elektroroller seines Sharing-Dienstes ,BeRider‘ bereit. Mit den Fahrzeugen werden unter anderem Medikamente ausgeliefert und Lebensmittel transportiert.

Medizinische Ausrüstung von General Motors, Ford und Tesla

Auch andere Automobilhersteller helfen: Bereits Mitte März hatten General Motors und Ford damit begonnen, die Produktion von medizinischer Ausrüstung prüfen. Dazu arbeiten auch General Electric und der Zulieferer 3M mit Ford zusammen. Ende März meldet die Nachrichtenagentur dpa, dass Ford und GE 50.000 Beatmungsgeräte in nur 50 Tagen herstellen wollen. Die Produktion soll am 20. April beginnen. Ab Anfang Juli, beschreibt dpa, sollen monatlich 30.000 Geräte die Fertigung verlassen.

Zuvor war bereits die Rede von über 100.000 Plastikmasken und Schutzausrüstung, die Ford auf seinen 3-D-Druckern herstellen will. Auch Tesla will Beatmungsgeräte herstellen, am Samstag (21. März) twitterte Elon Musk, „er habe sich eben lange mit Medtronic über die Technik moderner Beatmungsgeräte unterhalten“. Medtronic ist ein irischer Hersteller für Medizintechnik.

Volkswagen und Mercedes stellen 3-D-Drucker

Volkswagen will ebenfalls Teile für medizinische Geräte herstellen. „Medizinisches Equipment ist natürlich neu für uns“, sagte ein Sprecher gegenüber dpa. „Aber sobald wir die Anforderungen kennen und die entsprechende Blaupause erhalten, können wir starten.“ Es gehe um Komponenten, die sich mit 3-D-Druckern aus der Kunststoffteile- oder Prototypenfertigung herstellen ließen. Volkswagen habe bereits Anfragen von Behörden, auch zu Verbänden und Vereinen gebe es Kontakt. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet. Die VW-Gruppe verfüge über mehr als 125 industrielle 3-D-Drucker. Für die Produktion kommen laut Volkswagen auch Standorte außerhalb der Bundesrepublik infrage: „Wir haben eine internationale Taskforce, die sich bereits mit Hochdruck um dieses Thema kümmert.“ Dazu gehöre, Beschaffungswege zu prüfen – außerdem gebe es erste Versuchsteile.

Mercedes-Benz stellt ebenfalls 3-D-Drucker zu Verfügung: „Dazu sind wir auch in Kontakt mit der Landesregierung von Baden-Württemberg. Wir stehen mit unserer Expertise und unserem Spezialwissen für die Fertigung bereit, jetzt ist es an der Medizintechnik uns zu kontaktieren. Unsere 3-D-Drucker stehen auf jeden Fall zur Verfügung“, sagt Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz AG, Produktion und Supply Chain.

Fiat Chrysler und Ferrari rüsten Fabriken um

Fiat Chrysler Automobiles (FCA) werde eine seiner Fabriken zur Herstellung von Atemschutzmasken umbauen, kündigte der Vorstandsvorsitzende Mike Manley in einem Brief an die Mitarbeiter an, der dpa am Montag (23. März) vorlag. Diese Produkte sollten an medizinisches Personal gespendet werden. Ziel sei es, mehr als eine Million Schutzmasken pro Monat zu produzieren. Nach Unternehmensangaben sollen die Schutzmasken in einem asiatischen Werk hergestellt werden.

Wegen des Coronavirus hatte der Konzern die Fahrzeugproduktion unter anderem in Europa vorübergehend gestoppt. In Italien unterstützen laut dpa FCA und Ferrari das Medizinunternehmen Siare Engineering (Valsamoggia) bei der Produktion von Beatmungsgeräten.

Zettl und Sandler

Begonnen hatte „das große Umrüsten“ mit dem Automobilzulieferer Zettl mit Sitz im bayerischen Weng bei Dingolfing. Er entwickelt und produziert normalerweise Produkte für den Automobilinnenraum, zum Beispiel Sitzbezüge oder Türverkleidungen. Seitdem die Corona-Pandemie auch Deutschland fest im Griff hält, ist das Portfolio um ein Produkt gewachsen: Atemschutzmasken. Hubert Aiwanger, Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, hat selbst laut seines Twitter-Posts vom Sonntag (22. März) „die Kette organisiert, von der Materialbeschaffung bis zur Qualitätszertifizierung“.

Die Filterstoffe für die Masken liefert Sandler, einer der nach eigenen Angaben größten Vliesstoff-Hersteller weltweit. Das Unternehmen mit Sitz im bayerischen Schwarzenbach an der Saale hat Erfahrung auch mit Hygieneprodukten, etwa für OP-Masken – und produziert jetzt am Anschlag: „Unsere Kapazitäten sind grundsätzlich ausgeschöpft und Kundenaufträge über die kommenden Wochen hinaus bereits eingeplant und bestätigt“, heißt es vom Unternehmen.

Und weiter: „Um in der aktuellen, kritischen Situation zu helfen, haben wir einen Sonderbestand an Rollen gefertigt. Es handelt sich dabei um einen dreilagigen Materialverbund, der für die Herstellung von Atemschutzmasken der Schutzklassen FFP2 oder FFP3 (FFP, Filtering Face Piece, Atemschutzfilter; 1 bis 3 = genormte Klassen) eingesetzt wird, in der Standardabmessung 40 cm x 400 m. Diese Rollen werden aber nur an Verarbeiter herausgegeben, die in direktem Auftrag für eine öffentliche Einrichtung Masken produzieren, zum Beispiel für Kliniken, Arztpraxen oder Feuerwehren.“

Auf telefonische Anfragen bittet Sandler zu verzichten. Unternehmen, die Kriterien erfüllen, sollen sich per E-Mail an das Unternehmen wenden. Wichtig: In der E-Mail müssen folgende Informationen enthalten sein:

  • Anzahl der benötigten Rollen
  • Ansprechpartner mit E-Mail und Telefonnummer
  • Nachweis der zu beliefernden öffentlichen Einrichtungen inklusive Ansprechpartner mit Email und Telefonnummer

Dieses Vorgehen ist laut Unternehmen der aktuellen Situation geschuldet, soll aber keineswegs kurzfristig sein: „Wir pflegen einen guten direkten Kontakt zu den bayerischen Wirtschafts- und Gesundheitsministerien, um die Versorgung mit Atemschutzmaskenvlies zu gewährleisten und Produktionsketten aufzubauen, die eine langfristige Verfügbarkeit von Masken sowohl in Bayern, Deutschland als auch in Europa sichern.“

Magna stellt Design-Muster zur Verfügung

Magna-Design-Ingenieure aus dem Geschäftsbereich Sitze haben ein Muster entwickelt, um anderen die Herstellung von Maskenabdeckungen zu ermöglichen. In Europa haben die Standorte zur Sitzfertigung mit speziellen Schnitt- und Nähtechnologien nach Unternehmensangaben die Produktion dringend benötigter Masken beschleunigt, um einen Mangel in Italien zu beheben. In Russland, Serbien und der Tschechischen Republik stellt das Unternehmen heute 51.000 Masken täglich in zwei Designs her, eines davon mit einer zusätzlichen Filtertasche.

Die Standorte der Schnitt- und Nähfertigung sind ebenfalls gut ausgelastet: In Mexiko entstehen täglich bis zu 2.000 Masken, um die gleiche Menge wie in Europa zu erreichen und an lokale Stellen zu geben.

Weil in Amerika Masken der Klasse „KN95“ fehlen, hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 510.000 Stück aus China organisiert und an verschiedene Krankenhäuser in Nordamerika gespendet. Das Powertrain-Team hat zudem in China 30.000 „KN95“-Masken geordert und nach Italien verschifft. Die Standorte und Mitarbeiter – wie auch die anderer Zulieferer und Automobilhersteller – auf der ganzen Welt spenden Handschuhe an Krankenhäuser, Mahlzeiten für Mitarbeiter des Gesundheitswesens und Hygienekits an Notunterkünfte.

„Außerdem führen wir derzeit Gespräche mit verschiedenen Autoherstellern über die Bereitstellung von Teilen für Ventilatoren, Gesichtsschutze und andere Dingen, die zur Bekämpfung der Covid-19 Pandemie gebraucht werden“, vermeldet Magna.

Mahle und Triumph arbeiten zusammen

Der Automobilzulieferer Mahle hat sich indes mit dem Unterwäschehersteller Triumph zusammengetan. Mahle liefert ein Filtermedium, das FFP3-tauglich ist und Viren abfängt. Die Produktion der Atemschutzmasken, die auch im medizinischen Umfeld eingesetzt werden können, startet bei Triumph ab sofort; die Belieferung erfolgt an behördliche Stellen.

„Derzeit prüfen wir alle Möglichkeiten, um mit technologischem Know-how, Testlaboren, Reinräumen oder auch Fertigungsmöglichkeiten in dieser Notsituation zu unterstützen. Gemeinsam mit Triumph haben wir innerhalb kürzester Zeit die Machbarkeit zur Herstellung von Atemschutzmasken geprüft, Prototypen gefertigt, die Lieferkette und den Produktionsprozess aufgesetzt. Das steht für ein herausragendes Engagement aller Beteiligten, denen ich an dieser Stelle herzlich danken möchte“, sagt Mahle-Chef Jörg Stratmann.

Parallel prüft der Zulieferer nach eigenen Angaben eine zusätzliche Eigenproduktion von warmumgeformten Masken und den Einsatz von 3-D-Druckern zur Komponentenherstellung für Atemschutzmasken und weiteres medizinisches Equipment.

ZF produziert eigene Masken

In China fertigt der Zulieferer ZF Friedrichshafen am Standort Schanghai ebenfalls Atemschutzmasken, hier allerdings für die eigene Verwendung. „Das Tragen von Masken bei der Arbeit ist in China während der Coronavirus-Epidemie behördlich vorgeschrieben. Ohne diese Mundschutz- oder Atemschutz-Masken konnte nach den chinesischen Neujahrsferien und den verlängerten Betriebsruhen wegen des Coronavirus die Produktion nicht wieder aufgenommen werden“, so ein Unternehmenssprecher.

Wir haben kurzerhand eine Maschine gekauft, um Masken herzustellen.

„Nachdem absehbar war, dass unsere Masken-Vorräte im März ausgehen werden, weil eben alle solche Masken tragen wollen und müssen, hat ZF kurzerhand beschlossen, eine Maschine zur Herstellung solcher Masken anzuschaffen und die benötigen Masken für rund 14.000 ZF-Mitarbeiter in den etwa 40 Werken in China selbst herzustellen.

Seit Anfang März produziert ZF nun 90- bis 100.000 Mundschutz-Masken täglich, um den Mitarbeitern zu ermöglichen, die Masken spätestens alle vier Stunden zu wechseln.“ Den über Bedarf produzierten Rest will das Unternehmen für die lokalen Gemeinden spenden, in denen die Werke stehen.

Britische Regierung bittet Industrie um Hilfe

In Großbritannien hatte die Regierung bereits Mitte März Unternehmen um Hilfe gebeten, um Beatmungsgeräte herzustellen oder deren Fertigung zu unterstützen. Besonders gehe es dabei um:

  • Entwurf/Spezifikation
  • schnelle Prototypenerstellung
  • Vertrags-/Produktmontage
  • Zertifizierung/Regulierung/Prüfung
  • Logistik
  • medizinische Ausbildung

Die technischen Spezifikationen der Beatmungsgeräte hat die britische Regierung ebenfalls veröffentlicht. Unternehmen die diese Bedingungen erfüllen und helfen können, sollen sich online registrieren.

Industrie und Medizintechnik vernetzen

Die deutsche Regierung hat unterdessen vom 20. bis 22. März den Hackathon „#wirversusvirus“ organisiert. Ihr Ziel: mögliche Lösungen finden im Umgang mit der Covid-19-Krise. Quasi nebenbei entstanden ist dabei laut des „Tagesspiegel“ die Plattform „Industrie vs. Virus“. Hier sollen sich Industrie und Mittelstand vernetzen. Der Tagesspiegel berichtet weiter, dass sich daran auch Mitarbeiter von Audi, Bosch, Volkswagen und vom Medizintechnikhersteller Dräger beteiligen. In der zugehörigen Gruppe im Netzwerk Linkedin #industryvsvirus sind bereits mehrere Hundert Mitglieder.

Bosch sagt auf Nachfrage, man „prüfe derzeit, wie das Unternehmen mit eigenen Produkten sowie gegebenenfalls mit Fertigungsknowhow und -kapazitäten oder auch gemeinsam mit Partnern zu Lösungen beitragen kann, die bei der Eindämmung des Coronavirus helfen. Erste Ideen und auch Initiativen von Mitarbeitern werden auf Machbarkeit und vor allem rasche Umsetzbarkeit hin bewertet.“

Kostenloses Desinfektionsmittel für Krankenhäuser

Es geht aber nicht ausschließlich um Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte: BASF stellt seit 20. März kostenlos Hand-Desinfektionsmittel für Krankenhäuser in der Region Rhein-Neckar zur Verfügung. Die deutlich gestiegene Nachfrage hatte zu einem Engpass geführt. Krankenhäuser in der Region können sich bei Bedarf an Desinfektionsmitteln ab sofort per E-Mail bei dem Unternehmen melden: standortaktuell@basf.com.

„Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus fordert uns als Gesellschaft heraus“, sagt Michael Heinz, Mitglied des BASF-Vorstands und Standortleiter in Ludwigshafen, in einer Mitteilung des Unternehmens. „Wir haben uns überlegt, wie wir im Rahmen unserer Möglichkeiten am besten helfen können, indem wir jene unterstützen, auf die es jetzt ganz besonders ankommt: die Ärzte und das Pflegepersonal in den Kliniken.“

Heinz dankte der Landesregierung Rheinland-Pfalz und dem Bundesministerium für Gesundheit für die schnelle Prüfung und Erteilung der notwendigen Genehmigungen. „Da unsere Produktionsmöglichkeiten sehr begrenzt sind, werden wir zunächst nur Krankenhäuser innerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar beliefern können. So hoffen wir, die Nachfragesituation insgesamt zu entspannen.“

Mit Material von dpa

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