Fahrbericht Cupra Born – die lebensfrohe Version des kompakten Elektrikers

Von sp-x |

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Für Deutschland-Vertriebschef Alexander Buk ist mit dem Cupra Born die „most sexy version“ dessen geschaffen, was es auf Basis des MEB gibt. Eine Testfahrt macht auf jeden Fall die Unterschiede zum ID 3 deutlich.

Der Cupra Born nähert sich der Auslieferung. Vorbestellung und Produktion sind gestartet. Nun beginnen auch die Fahrtests für die Fachpresse.
Der Cupra Born nähert sich der Auslieferung. Vorbestellung und Produktion sind gestartet. Nun beginnen auch die Fahrtests für die Fachpresse.
(Bild: Seat)

Seit Anfang September ist der Cupra Born bestellbar, vier Wochen später startete die Produktion im VW-Werk in Zwickau, wo der elektrische Bruder ID 3 gefertigt wird. Mit einer internationalen Fahrpräsentation will die spanische Marke derzeit die Alltagstauglichkeit des rein elektrisch fahrenden Kompaktwagens unter Beweis stellen. Mit dem Modell könnten nun Fachpresse und Publikum erleben, „wofür die Marke Cupra wirklich steht und wohin die Reise in Zukunft geht“, verkündet dazu passend Alexander Buk, Seat-Vertriebschef in Deutschland, auf dem Businessnetzwerk Linkedin.

In der Tat gilt die Zukunft von Cupra als elektrisch, wenn auch derzeit der Beststeller Formentor – und die ersten Seat-Klone Ateca und Leon – noch aus der Verbrennerwelt stammen. Doch das soll und muss sich ändern. Volkswagen hat Cupra im Konzernverbund die Rolle zugedacht, eine ganze Automobilindustrie, nämlich die in Spanien, auf Elektromobilität zu wenden. Das wird noch ein langer Weg, allein schon weil die Ladeinfrastruktur auf der iberischen Halbinsel noch weit entfernt ist von einer guten Netzabdeckung. Aber der Autobauer ist im Schulterschluss mit der Politik dabei, hier Druck zu machen.

VWs Hub für elektrische Kleinwagen

Der 4,32 Meter lange Born könnte da als Eisbrecher wirken, denn stolz sind die Spanier schon auf das Produkt der Elektrifizierungsstrategie. Und künftig sollen ja die elektrischen Kleinwagen des Konzerns – VW ID Life, Cupra Urban Rebel und ein Pendant von Skoda – aus spanischer Fertigung stammen.

Wie das gehen soll, macht der Born schon mal vor. Mit dem ID 3 teilt er sich den modularen Elektrobaukasten MEB. Heißt: Drei Leistungsversionen, drei verschiedene Akkugrößen und ausschließlich Heckantrieb. Der Cupra Born startet zunächst mit einem 58 kWh-Akku und einer Leistung von 150 kW/204 PS für 37.220 Euro. Nach Abzug der staatlichen Förderprämie bleiben 27.650 Euro. Damit ist er, bei deutlich besserer Ausstattung, kaum teurer als der ID 3. Die Reichweite dieser Version nach WLTP gibt Cupra mit gut 420 Kilometern an, die Höchstgeschwindigkeit mit 160 km/h. 

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Anfang 2022 wird dann die Basisversion mit 45 kWh-Akku und 110 kW/150 PS nachgereicht. Dazu kommen zwei stärkere Varianten, die in Verbindung mit dem 77 kWh-Akku das Auto bis zu 540 Kilometer weit tragen sollen. Für Vertriebschef Buk ist damit die „most sexy version“ dessen geschaffen, was es auf Basis des MEB gibt. Der Born zeige, „dass es möglich ist, Elektrifizierung, Performance und Emotion unter einer Haube zu haben“.

Sportlicher, präsenter und enger als der ID 3

Zu den Fakten: In Karosserie, Innenraum und Abstimmung hat der Born zunächst nicht viel mit dem ID 3 gemein. Das spanische Modell wirkt deutlich lockerer und wirkt präsenter mit den LED-Lichtern und einem großen Kühlergrill, den natürlich das kupferfarbene Markenzeichen als Blickfang ziert. Auch das Heck verzichtet auf Understatement. Stattdessen verdeutlichen das typische durchgängige Lichtband und ein stattlicher Diffusor den sportlichen Anspruch. Das unterstreicht die tiefere Straßenlage des Born im Vergleich zum ID 3: vorn ist der Spanier um 1,5 Zentimeter abgesenkt, hinten sind es sogar 10 Zentimeter weniger, da sich das Dach hinten früher senkt. 

Das sieht flotter aus, lässt den Hinterbänklern aber rund zwei Fingerbreit weniger Kopffreiheit. Insgesamt fühlt man sich hinten schon etwas mehr eingeengt als im Elektro-VW, von Klaustrophobie wird hier aber keiner heimgesucht. Auch das Gepäck nicht. 385 Liter – das ist sogar etwas mehr als im längeren Seat Leon. In der Cupra-Welt geht es nicht darum, die letzten Zentimeter aus jedem Winkel zu kitzeln. Die Seat-Tochter will eine besondere Atmosphäre schaffen.

Einsatz recycelter Werkstoffe

Sportiver, stylischer, attraktiver – und im Falle des Born auch nachhaltiger. So haben die Sitze Bezüge aus aufbereitetem Meeresplastik, andere Details wie die Hutablage sind ebenfalls aus recyceltem Material, Leder wird außer am Lenkrad nicht mehr verwendet. Die meisten Oberflächen im Innenraum, viele mit dreidimensionaler Prägung, sehen zudem deutlich hochwertiger aus als im ID 3, der für sein Joghurtbecher-Plastik schon ordentlich Kritik einstecken musste.

Die serienmäßigen Schalensitze sind übrigens vorzüglich. Man sitzt komplett und satt in dem ausgeformten Gestühl, nicht irgendwie obendrauf. Die Sitzwangen klammern Rücken und Po in Kurven, ohne einzuengen oder mit hartem Holzbank-Komfort zu malträtieren. Fahrer und Beifahrer trennt eine breite Mittelkonsole. Das Cockpit mit den zwei Displays kennen wir weitgehend aus dem ID 3, das Head-up-Display, das per Augmented-Reality-Technik zum Greifen nahe dreidimensionale Richtungspfeile auf die Straße wirft, ebenfalls. So navigiert man heute.

Performance: Nahe am Fahrspaß

Auf Wunsch kümmern sich bis zu elf Assistenten um Wohlbefinden und Sicherheit der Passagiere, vier Fahrmodi lassen sich einstellen, bei den Performance-Versionen sind es sogar fünf. Jedes Programm verändert Lenkung und Ansprechverhalten des E-Motors. Aus der Wolfsburger Erbmasse stammen leider die vielen Sensorfelder und Slider sowie das Bedienkonzept der Multimedia-Einheit. Erneut fragen wir uns: Was ist daran bitte praktischer als an Schaltern und Knöpfen?

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Der Cupra Born ist sicher kein bissiger Hund, der Blut leckt, wenn die Straßen mal kurvig werden. Dafür bringt er mit seinen 1,8 Tonnen nicht gerade das Idealgewicht mit. Doch der tiefe Schwerpunkt, bedingt  durch den Akku, kombiniert mit dem Sportfahrwerk und einer nahezu ausgeglichenen 50:50-Gewichtsverteilung, verhelfen dem Spanier zu einer Performance, die der Definition von Fahrspaß schon sehr nahe kommt. Man kann sich, wenn man denn will, schon ordentlich mit den Fliehkräften anlegen.

Die Lenkung ist erstaunlich mitteilsam, die Bremsen griffig und die Federung – selbst im Sportmodus – nie auf Krawall gebürstet. So gut aufgelegt und optisch blendend in Form, könnte der Cupra Born der hübsche Hecht im Karpfenteich der kompakten E-Mobile werden. Dank Born peilt Cupra im nächsten Jahr eine Verdoppelung seines Umsatzes von 1,2 Milliarden Euro an. Mag das Spielfeld auch noch holprig sein, die Erfolgs-Aussichten elektrisieren. 

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