Elektromobilität E-Fahrzeuge an jeder Ladesäule laden

Autor / Redakteur: Edgar Schmidt / Thomas Günnel

Continental nutzt den Antriebsstrang von Elektroautos als „Universal-Ladegerät“. Das „All Charge“ genannte System will der Zulieferer auf der IAA im September vorstellen.

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Continental nutzt den Antriebsstrang von Elektroautos als ein „Universal-Ladegerät“. Auf der IAA im September will der Zulieferer das System vorstellen.
Continental nutzt den Antriebsstrang von Elektroautos als ein „Universal-Ladegerät“. Auf der IAA im September will der Zulieferer das System vorstellen.
(Bild: Continental)

AC-einphasig, AC-dreiphasig oder DC-Schnelladen: Der Automobilzulieferer Continental will auf der IAA 2017 im September ein neues System präsentieren, das das Laden von Elektroautos enorm vereinfachen soll. Der Grundgedanke ist eigentlich ganz einfach: Anstatt zusätzlich Ladetechnik für unterschiedliche Arten von Ladestationen ins Auto zu packen, will Continental den elektrischen Antriebsstrang künftig selbst zum „Ladegerät“ machen.

Dabei wird aus den Komponenten eines konventionellen elektrischen Antriebs ein komplettes Ladesystem, das Continental „All Charge“ nennt. Denn alle dafür notwendigen Fähigkeiten besitzen die beteiligten Komponenten nach Unternehmensangaben bereits. Innerhalb des elektrischen Antriebsstrangs wird sowieso ständig zwischen Gleich- und Wechselstrom verschiedener Spannungslagen hin und her gewandelt. Das System ist also ein weiterentwickelter elektrischer Antrieb, bei dem Elektromotor und Inverter für die Zusatzaufgabe des Ladens ertüchtigt werden. Als einzige Zusatzkomponente gehört zu diesem System ein DC/DC-Wandler, der stets eine optimale Spannung zur Batterie hin regelt.

150 km Reichweite in fünf Minuten

Von dem einzigen Kabelanschluss am Fahrzeug führen bei dem System dann zwei Strompfade zur Batterie: Entweder fließt Wechselstrom von der Ladesäule durch den Elektromotor zum Inverter, wo er in Gleichstrom gewandelt wird, der weiter zur Batterie fließt; oder Gleichstrom von der Ladesäule fließt direkt durch den DC/DC-Wandler zur Batterie. Egal, welche Ladetechnik der Fahrer nutzt: Das All-Charge-System soll bis zu 800 V Spannung sowie Leistungen von derzeit 150 kW – und perspektivisch bis zu 350 kW verarbeiten können.

Eine 350 kW DC-Ladeleistung würde laut Continental rund 150 km Reichweite pro fünf Minuten Ladezeit ermöglichen. Auch wenn sich die Infrastruktur in naher Zukunft schnell entwickeln sollte: Ein Fahrzeug mit der All Charge-Ladetechnik soll für alles gerüstet sein. Ein Schnellladenetz mit 800-Volt-Säulen entwickelt zum Beispiel gerade die Initiative „Fast E“, die in Deutschland insbesondere entlang der Hauptverkehrsachsen ein Netz von Multi-Standard-Schnellladern im Abstand von maximal 80 Kilometern aufbauen will.

Eigene Stromversorgung

Doch der Fahrer kann dann mit einem mit All Charge ausgestatteten Fahrzeug nicht nur an jeder im Moment im Einsatz befindlichen Ladestation vorfahren und mit bis zu 800 V und bis zu 350 kW Ladeleistung nachladen – er hat bei Bedarf im Fahrzeug auch 230 V Wechselstrom zur Verfügung. Mit einer sogenannten „Vehicle-to-Device“-Technik kann das Allcharge-System auch mobile elektrische Geräte wie Laptop, Kühlschrank oder Bohrmaschine aus der Fahrzeugbatterie mit Strom versorgen.

Dr. Oliver Maiwald, Leiter Technology & Innovation Division Powertrain bei Continental, erläutert: „Mit dem Allcharge-Antrieb von Continental muss sich der Fahrer um die Ladetechnik keine Gedanken mehr machen. Sein Fahrzeug ist auf alles vorbereitet, von einphasigem über das dreiphasige AC-Laden bis zum schnellen DC-Laden.“ Der größte Vorteil des Systems macht sich laut Maiwald bei urbanen AC-Ladestationen bemerkbar, denn hier sei dann ein bis zu zwölfmal schnelleres Laden als heute möglich. Mit All Charge könne es nicht mehr passieren, dass der Fahrer eines Elektroautos vor der falschen Ladesäule steht und nicht so schnell laden kann, wie er möchte. Nach Angaben von Continental könnten erste mit All Charge ausgerüstete Modelle im Jahr 2022 auf den Markt kommen.

Continental auf der IAA, Halle 5.1, Stand A08

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