Elektromobilität Electric Brands übernimmt Artega und baut Retro-Leichtfahrzeug Karo
Ein Rechtsstreit hatte den Marktstart des Isetta-Klons Karo lange verhindert. Dann hatte der Hersteller Artega finanzielle Probleme. Jetzt ist klar: Der Elektroautobauer Electric Brands springt in die Bresche.
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Der in Schieflage geratene Fahrzeughersteller Artega hat einen neuen Eigentümer. Der Elektroautobauer Electric Brands habe das Unternehmen übernommen, heißt es in einer Pressemitteilung. Electric Brands ist Herstellers des Mini-Nutzfahrzeugs X-Bus.
Artega war ursprünglich als Sportwagenhersteller gegründet worden und hat eine wechselvolle Geschichte inklusive einer Insolvenz im Jahr 2012. Das Unternehmen mit Sitz im westfälischen Delbrück hatte zuletzt allerdings dem Elektro-Kleinfahrzeug Karo auf sich aufmerksam gemacht.
Isetta-Klon soll endlich gebaut werden
Den will jetzt Electric Brands bauen. Das an die legendäre Isetta erinnernde Retro-Elektrofahrzeug hätte eigentlich längst auf dem Markt sein sollen. Doch die Geschichte dahinter ist kompliziert.
Sie beginnt 2015, als das Schweizer Unternehmen Micro Mobility den elektrischen Isetta-Klon Microlino entwickelte. Der sollte 2018 auf die Straße kommen und beim italienischen Auftragsfertiger TMI gebaut werden. TMI wurde von Artega übernommen, Artega wurde neuer Partner von Micro Mobility. Die beiden Unternehmen überwarfen sich, woraufhin Artega ein eigenes, sehr ähnliches Fahrzeug namens Karolino vorstellte.
Zwei Nachfolger der Isetta
Dem folgte ein Rechtsstreit, der zunächst verhinderte, dass eines der Autos auf den Markt kam. Dieser wurde Ende 2019 außergerichtlich beigelegt. Den Microlino baut Micro Mobility nun gemeinsam mit der italienischen Firma Cecomp. Artega nannte seine Variante Karo. Beide Modelle waren bereits für das vergangene Jahr angekündigt, beide sind aber nach wie vor nicht auf dem Markt.
Um Artega war es zuletzt still geworden. Auf der Website des Unternehmens war von einem „wirtschaftlichen Restrukturierungsprozess“ die Rede. Man wolle das Unternehmen unter neuer Führung strategisch neu positionieren, hieß es. Jetzt springt Electric Brands in die Bresche und kündigte an, Artega zu 100 Prozent zu übernehmen und den Autobauer vollständig in die Unternehmensgruppe zu integrieren.
Karo soll 2023 starten
Gleichzeitig stellte Electric Brands einen Fahrplan für den Karo vor. Das Fahrzeug stehe kurz vor der Fertigentwicklung, heißt es in der Pressemitteilung. Eine Typengenehmigung mit der entsprechenden Homologation liege vor. Aktuell baut das Unternehmen nach eigenen Angaben die Produktionslinien in Göttingen auf. In der Region sollen 250 Arbeitsplätze entstehen. Im ersten Jahr sollen 30.000 Fahrzeuge vom Band laufen. Der Marktstart ist für Anfang 2023 angekündigt.
Wie das legendäre Vorbild hat auch der Karo eine nach vorn öffnende Tür. Das erlaubt dem Fahrzeug mit einer Länge von gerade einmal 2,48 Metern und einer Breite von 1,50 Metern, auch quer einzuparken. Die Reichweite soll bis zu 200 Kilometer betragen. Der Karo kann 90 km/h schnell fahren.
Das Leichtfahrzeug passe gut in die Palette von Electric Brands, heißt es in der Mitteilung. Denn das Konstruktionsprinzip sei das gleiche wie beim X-Bus, einem elektrischen Mini-Nutzfahrzeug, das das Unternehmen ab Sommer produzieren und verkaufen will. Der X-Bus ist 1,6 Meter breit und 3,9 Meter lang, kann modular mit verschiedenen Aufbauten versehen werden und soll Handwerker, Kommunen sowie die Kurier-, Express- und Paketdienste ansprechen.
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