gesponsertGesamtfahrzeugeigenschaften Ganzheitliches Komfortverständnis wird wichtiger

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Elektrische Antriebe und Assistenzsysteme verändern die Wahrnehmung der Fahrzeuginsassen. Hier setzen Forschung und Entwicklung an.

Prof. Dr.-Ing. Andreas Wagner | Vorstand FKFS
Prof. Dr.-Ing. Andreas Wagner | Vorstand FKFS
(Bild: ©Laessig)

Herr Wagner, Sie sind im Jahr 2019 an die Universität Stuttgart berufen worden und mittlerweile seit vier Jahren auch Vorstand am FKFS. Was hat sich seither in der Automobilbranche getan?

Andreas Wagner: Die Veränderungen in der Automobilbranche sind in vollem Gange. Themen wie neue Antriebstechnologien, Elektronik, Software und Vernetzung sind seit Jahren in den Medien stark präsent und führen zu spannenden neuen Technologien. Auch die Entwicklungsprozesse passen sich an – Systems Engineering ist ein typisches Schlagwort, Rollen und Abläufe werden dabei teilweise neu definiert. Und es verändert sich die Ausprägung vieler Eigenschaften, wie sie vom Kunden wahrgenommen werden und die das Fahrerlebnis prägen.

Was genau meinen Sie in diesem Zusammenhang mit Eigenschaften?

Gemeint ist ein Wohlfühlambiente im Sinne eines ganzheitlichen Komforts. Hierbei geht es nicht nur um den klassischen Schwingungskomfort, sondern auch um Geräuschkomfort, Sitzkomfort, Klimakomfort, Fahrdynamikeigenschaften und vieles mehr bis hin zu Bedürfnissen des Fahrers wie Sicherheitsempfinden, Wertschätzung und Geborgenheit. Das Zusammenspiel all dieser unterschiedlichen Eigenschaften muss so sein, dass der Kunde es als stimmig und markentypisch wahrnimmt. Spannend dabei ist, dass viele künftige Fahrzeugtechnologien das Komfortempfinden verändern.

Inwieweit?

Durch die Elektrifizierung gibt es weniger Antriebsgeräusche, das heißt, andere Geräuschquellen werden demaskiert und plötzlich hörbar. Wird der Fahrer zusätzlich durch teilautonome Systeme von der Fahraufgabe entbunden, konzentriert sich seine Wahrnehmung auf etwas anderes, und es verändert sich für ihn subjektiv die Geräuschkulisse. Beim automatisierten Fahren kann der Fahrer fahrfremde Tätigkeiten ausführen. Vielen wird heute schlecht, wenn sie während der Fahrt beispielsweise lesen. Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen. Wir müssen die Eigenschaften des Fahrzeugs derart aufeinander abstimmen, dass dem Fahrer nicht nur nicht schlecht wird, sondern dass er sich ganzheitlich wohlfühlt.

Was könnte man denn genau zum letzten Punkt machen?

Das Komfortgefühl bei automatisierter Fahrt lässt sich auf vielerlei Art beeinflussen. Man kann zum Beispiel über die Wahl der Trajektorie oder die Parametrierung im Motion Control, also der Bewegungssteuerung, sehr viel Einfluss nehmen. Eine größere Spreizung der Fahrwerkeinstellungen erlaubt es, die Fahreigenschaften aktiv und situationsgerecht zu gestalten. Der Innenraumkomfort, der beispielsweise durch Klimatisierung oder Sitzbelüftung beeinflusst wird, spielt auch eine große Rolle bis hin zur Unterstützung der Wahrnehmung durch gezielte haptische oder optische Reize.

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Und welche Rolle spielt das Thema Geräuschkulisse?

Geräuschkulissen sind schon immer wichtig. Nehmen wir das Windgeräusch: Ab circa 80 km/h ist es das dominierende Geräusch, das der Fahrer wahrnimmt. Aber es geht nicht alleine darum, wie laut es ist, sondern vor allem wie es sich anhört und ob es moduliert. Es gibt Fahrzeuge, die kein konstantes Geräusch haben, sondern in denen es ständig schwankt. Das kann auf Dauer regelrecht nerven. So kann eine eigentlich leise Geräuschkulisse trotzdem auffällig sein. Die Untersuchung einer solchen Modulation gewinnt bei uns in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung.

Die Komforteigenschaften sind also tatsächlich ein sehr großes Feld. Wird so etwas alles simuliert oder getestet?

Wir haben am FKFS viele Prüfeinrichtungen, mit denen nicht nur die einzelnen Eigenschaften betrachtet werden können, sondern vor allem auch deren Zusammenspiel. Im Aeroakustikwindkanal setzen wir bei Bedarf Turbulenzgeneratoren zur instationären Anregung des Fahrzeugs ein. Mit unserem einzigartigen Fahrzeugdynamikprüfstand unterstützen wir bei der Entwicklung von vernetzten Fahrwerkssystemen, und mit dem Fahrsimulator können wir die Subjektivbewertung des Fahrers hinsichtlich Komfort- und der Fahrfunktionseigenschaften testen. Und natürlich setzen wir jeweils auf Kombinationen zwischen Messung und Simulationen, um möglichst effizient zu sein.

Was sind Ihre Pläne für Ihre Arbeit am FKFS?

Persönlich finde ich die Wechselwirkungen der vielen Einzelaspekte und deren Zusammenschluss zu einem ganzheitlichen Erlebnis enorm spannend – und herausfordernd. Ich sehe vor allem großes Potenzial, künftige Entwicklungsprozesse mit neuen und pfiffigen Methoden zu unterstützen, unter anderem durch die zielgerechte Anwendung neuer KI-basierter Technologien. Für das FKFS ist es mein Ziel, unsere Prüfstände und Methoden so weiterzuentwickeln, dass wir auch künftig als innovativer Entwicklungsdienstleister mit modernster Technik wahrgenommen werden und all die kommenden Veränderungen mitgestalten können.

Andreas Wagner

promovierte am Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK), heute IFS, der Universität Stuttgart. Für seine Dissertation erhielt er die Kamm-Jante-Medaille sowie den Ecara-Preis. 2003 trat er in die Audi AG Ingolstadt ein und bekleidete dort in den folgenden Jahren verschiedene leitende Positionen in den Bereichen Aerodynamik, Klimatisierung, Fahrwerk und automatisiertes Fahren. 2019 wurde Andreas Wagner an die Universität Stuttgart berufen und leitet dort den Lehrstuhl Kraftfahrwesen am Institut für Fahrzeugtechnik Stuttgart (IFS). Er ist außerdem Vorstandsmitglied des FKFS.

Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Aerodynamik und Aeroakustik, Fahrdynamik und Fahrfunktionen, Thermomanagement sowie die Entwicklung innovativer Prüfstandstechnik und virtueller Methoden in den genannten Fachgebieten.

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