Daimler China Hubertus Troska: „Stärker für chinesische Kunden entwickeln“

Autor Svenja Gelowicz

Für Daimler läuft es in China im Gegensatz zum Gesamtmarkt weiterhin gut. Das Premiumsegment zieht im Reich der Mitte. Laut China-Chef Hubertus Troska ist ein wichtiger Grund dafür Daimlers Entwicklungsfokus auf die Wünsche der tech-affinen chinesischen Kunden.

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Daimlers China-Vorstand Hubertus Troska. „Wir sind weiterhin absolut positiv, was den chinesischen Markt betrifft“, sagte der Manager am Dienstag (28.11.) bei einem Pressegespräch.
Daimlers China-Vorstand Hubertus Troska. „Wir sind weiterhin absolut positiv, was den chinesischen Markt betrifft“, sagte der Manager am Dienstag (28.11.) bei einem Pressegespräch.
(Bild: Daimler)

Die Entwicklung des weltweit größten Automarktes China hat beim Gros der Autohersteller die Stimmung gedrückt. Die Verkaufszahlen sind im Vergleich zum Vorjahr vor allem im Volumensegment gesunken, und auch die hohen Zölle von 40 Prozent für Importe aus den USA sorgen für Unruhe.

Die deutschen OEMs können sich weiterhin über Wachstum freuen, und allen voran Daimler. Erstmals haben die Schwaben die Absatzmarke von 600.000 Autos im November geknackt. Damit hängt der Hersteller zum ersten Mal den Konkurrenten Audi ab. In diesem Jahr verzeichneten die Stuttgarter einen Zuwachs von 12,7 Prozent bis einschließlich Oktober in der Volksrepublik.

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„Wir sind weiterhin absolut positiv, was den chinesischen Markt betrifft“, sagt China-Chef Hubertus Troska dazu. Er findet es „nicht ungewöhnlich“, dass sich ein so großer Markt nun ein Stück weit normalisiert. Premium wachse weiterhin ordentlich. „Wir sind im richtigen Segment unterwegs“, sagt Troska. Die S-Klasse verkauft sich gut, und auch ein Maybach funktioniere in der Volksrepublik „ausgezeichnet“. „Das ist in China nicht 'too much'. Das Fahrzeug passt in das Stadtbild.“ Ab dem nächsten Jahr will Mercedes-Benz den EQC in Peking bauen.

Diesen Optimismus teilt der scheidende VW-China-Vorstand Jochem Heizmann nicht. „Der Markt ist eine Herausforderung. Seit Juni fällt jeder Monat schlechter aus“, sagte Heizmann vor zwei Wochen im Vorfeld der Automesse in der südchinesischen Stadt Guangzhou. Wie wichtig dieser Markt für die Wolfsburger ist, zeigen nicht zuletzt die Medienberichte über eine mögliche Übernahme des China-Ressorts im Vorstand durch Konzernchef Herbert Diess.

Chinesen wollen mehr als nur längere Radstände

Dass es in China so gut läuft, hängt für Troska stark mit Daimler steigendem Verständnis für die chinesische Kundschaft zusammen. Die wünschen sich, sagt Troska, nämlich nicht einfach nur längere Radstände. „Wir wollen noch differenziertere Produkte für den Markt entwickeln“.

Erst vor kurzem hat der Hersteller verkündet, ein zweites Entwicklungszentrum in Peking zu bauen. 1,1 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 145 Millionen Euro) fließen dort hinein. Zum Beispiel wird Daimlers Vorzeige-Multimediasystem MBUX speziell auf die Anforderungen der Chinesen angepasst. Vor Ort entwickelt eine eigene „China-Truppe“ Features für die tech-affinen, jungen Kunden. „Vieles muss noch im Produkt umgesetzt werden“, sagt Troska.

Daimler will fehlende CO2-Kredite von BAIC, BYD und Geely abkaufen

Um die Quoten für New Energy Vehicles (NEV) der chinesischen Regierung zu erfüllen setzt die Marke mit dem Stern auf seine Partner. „Unser Verhältnis zu BAIC hat sich sehr gut entwickelt“, sagt Hubertus Troska. Das Wettbewerbsumfeld wird anspruchsvoller, sagt er, und daher will Daimler auch weitere Kooperationen mit Internetfirmen oder Zulieferern eingehen. Die benötigten CO2-Kredite will der Hersteller, falls nötig, von seinen Partnern BAIC, BYD oder Geely abkaufen. Die drei chinesischen Hersteller führen laut Troska das Kredite-Ranking an.

Der Denza 500, welcher dem Joint Venture mit BYD entspringt, erreicht beispielsweise die vollen fünf Credits pro Fahrzeug. Abgerechnet werden diese Ende des Jahres 2020. Erfüllt also ein Hersteller 2019 die Quoten noch nicht, kann er dies noch im darauffolgenden Jahr kompensieren.

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