Daimler-Chef Källenius über Lieferanten: „Da gibt es auch harte Nüsse zu knacken“
Daimler will bis 2039 klimaneutral sein. Dafür muss der Autohersteller intern viel verändern. Doch auch der Druck auf die Lieferkette steigt. Konzernchef Ola Källenius erklärte am Mittwoch, wie gut die Zulieferer schon mitziehen.

Daimler-Chef Ola Källenius hat am Mittwoch die Notwendigkeit der Transformation beim schwäbischen Autobauer unterstrichen. „Man möchte nicht in einer Firma mit großer Tradition sein, sondern man möchte in einem Unternehmen mit einer großen Zukunft arbeiten“, erklärte der Manager am Mittwoch beim „Handelsblatt Autogipfel“. Als Herabwürdigung der eigenen Vergangenheit will der Schwede das aber nicht verstanden wissen. Auf die Frage, ob er andere Unternehmen oder Unternehmer zum Vorbild habe, antwortete Källenius: „Unsere Vorbilder sind unsere Gründer. Die hatten Mut.“
Mut fordert der Chef nun auch von der Daimler-Belegschaft ein. Die Schwaben fahren einen ambitionierten Elektro-Kurs. „Wir haben eine Kundenstruktur, die schneller umsteigen kann. Deswegen finden wir es logisch, dass eine Luxusmarke diese Entwicklung mit anführen soll“, so Källenius. „Schneller ist besser. Wir wollen das Unternehmen schon zum Ende dieser Dekade dort für eine vollelektrische Zukunft bereit machen, wo es die Märkte erlauben.“
„Chance, dass wir zwischen 2030 und 2035 vollelektrisch werden können“
Ab 2025 werden fast alle Investitionen für Antriebe in die Elektromobilität fließen, kündigte der Schwede an. „Ich sehe die Chance, dass wir zwischen 2030 und 2035 vollelektrisch werden können“, sagte Källenius.
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CO2-Neutralität
„Ich halte ein Verbrenner-Verbot schlichtweg für falsch“
Die Verbrennertechnologie sei dabei aber keine „Bad Bank“. „Das wäre nur so, wenn wir enorme Restabschreibungen hätten, sobald wir voll auf Elektro umstellen. Aber das sehen wir nicht“, erklärte der Daimler-Chef. Der Autobauer habe „das große Glück“, dass er das komplette Verbrennerportfolio erst gerade erneuert habe. „Wir sind da an vorderster Front“, so Källenius. „Und wir werden viele Motoren fit für Euro 7 machen, aber nicht alle. Denn die Elektromobilität fährt hoch. Dort wo ein Verbrenner in einen Mercedes eingebaut wird, wird er aber wettbewerbsfähig sein.“
Um einen weiteren Hochlauf der Elektromobilität zu ermöglichen, brauche es vor allem eine bessere Ladeinfrastruktur. „Industrie und Staat müssen dabei Hand in Hand arbeiten“, forderte der Manager. Von der nächsten Bundesregierung wünsche er sich, dass Fördermaßnahmen für Elektromobilität „nicht zu sprunghaft verändert werden“. Beispielsweise wäre es aus seiner Sicht falsch, die Kaufprämie zu früh zu streichen.
Daimler selbst setze sich dafür ein, dass das Schnellladenetz von Ionity „drastisch erweitert“ werde, so Källenius. Alternative Kraftstoffe könnten zwar für den Fuhrpark mit alten Verbrennern interessant werden, Daimler konzentriere sich aber voll auf die Produktion von Elektrofahrzeugen.
Um das selbst formulierte Ziel, im Jahr 2039 klimaneutral zu sein, erreichen zu können, setzt Daimler zudem auf mehr Recycling. „Das Auto, das in Rente geht, ist die virtuelle Mine“, sagte Källenius. Beispielsweise planen die Schwaben eine eigene Batterierecycling-Fabrik in Ruttlingen. Aber auch der Druck auf die Lieferkette steigt. „Da gibt es auch harte Nüsse zu knacken“, so Källenius beispielsweise mit Blick auf die Stahlindustrie. An vielen Stellen laufe es aber auch schon gut. Lieferanten, die für rund 90 Prozent des Volumens verantwortlich seien, hätten sich schon zur CO2-Neutralität bekannt, so Källenius.
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Auto-Gipfel
BMW-Chef: „Was uns von Tesla unterscheidet, ist unser Anspruch an Qualität und Zuverlässigkeit“
Bei der Software baut Daimler in Zukunft stärker auf eigene Kompetenz. „Wir müssen Architekt unserer Software sein. Die Kundenschnittstellen müssen uns gehören. Die dürfen wir nicht an einen Tech-Konzern abgeben“, erklärte Ola Källenius. Alles könne man aber auch nicht alleine machen. Man setze auch auf Open Source. „Wir erfinden hier kein Esperanto allein für Mercedes“, sagte der Schwede.
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