Für Sie gefahren Lexus CT 200h: Der Hybrid-Segler

Redakteur: Wolfgang Sievernich

Der Lexus CT 200h startete im Jahr 2011 erstmals in das Kompaktsegment und präsentiert ausgereifte Großserientechnik aus dem Toyota Prius Hybrid im auf Luxus getrimmten Kleid der Nobeltochter Lexus. Ob der Kompakte seinen Ansprüchen gerecht wurde, haben wir ausführlich getestet.

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Der Lexus CT 200h ist ein Hybrid-Benziner im Kompaktsegment.
Der Lexus CT 200h ist ein Hybrid-Benziner im Kompaktsegment.
(Foto: Wolfgang Sievernich)

Lange Jahre war die auf Luxus getrimmte Toyota-Tochter Lexus für große Limousinen im Oberklasse-Format bekannt. Erst in den letzten Jahren hat sich der Automobilhersteller auch mehr in das Volumensegment bewegt und brachte im Jahr 2011 den CT 200h auf den Markt. Die fünftürige Fliessheck-Limousine spielt im Segment eines Audi A3 Sportback oder Mazda 3 und wird ausschließlich mit einem Benzin-Hybrid-Motor angeboten. Im Jahr 2014 erfolgte ein leichtes Facelift, mit neuem Frontdesign, größerem Kühlergrill und Luftauslässen am Heck. Das von uns getestete Fahrzeug verfügt einen 1.798 Kubikmeter Vierzylinder-Motor mit 99 PS und ist gleichzeitig das einzig angebotene Aggregat. Zusätzlich ist ein E-Aggregat als permanenter Drehstrom-Synchronmotor verbaut, der eine Leistung von 60 Kilowatt, oder auch 82 PS mobilisiert, die Gesamtleistung beträgt 136 PS. Die Kraftübertragung erfolgt über ein stufenlos variables E-CVT-Getriebe, eine Handschaltung ist aufgrund des Hybridantriebs nicht verfügbar.

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Japanische Designsprache

Beim Frontdesign folgt der Lexus CT 200h seinen größeren Brüdern und stellt keine Überraschungen dar. Insbesondere Scheinwerfer und Kühlergrill sprechen die bekannte Formensprache der Marke. Geschwungene LED-Scheinwerfer und klare Linien auf Motorhaube und Frontbereich stellen einen eigenen Charakter ohne Verspieltheit dar. Am Heckbereich aber scheiden sich die Geister. Fehlende Proportionen machen es dem Betrachter und Kenner zahlreicher europäischer Fliessheck-Modelle schwer der Formengebung speziell zwischen den hinteren Türen und dem Heckbereich Gefallen abzuringen. Während ein Audi A3 Sportback eher wie ein kleiner Kombi ausschaut, versucht sich der Lexus in einem Mix aus Limousine und plötzlichem Stummelheck. Der Kofferraum ist mit 375 Liter Volumen für die Kleinfamilie gerade noch ausreichend, mit einer niedrigen Ladekante versehen, kann das Gepäckabteil gut beladen werden.

Zu viele Schalter

Das wichtigste eines Fahrzeugs aber ist das Cockpit. Hier spielt sich das Leben ab, hier verbringt der Fahrer seine Zeit und verlangt eine ansprechende Wohlfühlatmosphäre. Das Frontgestühl ist angenehm und ansprechend konturiert und auch für Langstreckenpassagen geeignet. Für großgewachsene Redakteure aber wird es vorne eng, hier lag die Messlatte der japanischen Entwickler wohl eher an asiatischen Körpergrößen an. Das Dreispeichen-Lederlenkrad unseres Testwagens liegt gut in der Hand und erinnert an sportliche Modelle aus bayrischen Landen. Der Blick auf den Instrumententräger gefällt anfangs, verfängt sich bei genauerem Hinschauen aber an Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck trüben. Schalter, Hebel, Knöpfe, zum Drücken, drehen und schieben, Rädchen, Drehschalter und Tasten verwirren. Man fragt sich, ob hier mehrere Designer parallel zum Zuge kamen und am Ende doch keine gleichmäßige Formensprache gefunden werden konnte?! Auch wenn man sich im Laufe der Testphase an das Cockpit gewöhnt, fällt der Ausschlag im Vergleich zu deutschen Fabrikaten doch eindeutig zugunsten der einheimischen Hersteller aus. Die Materialanmutung passt, Optik und Haptik der Teillederausstattung sind der Klasse angemessen.

Geringer Verbrauch

Spannend wird es schon vor dem Start des Lexus CT 200h. Der Schlüssel kommt in eine Ablage in der Mittelkonsole, Druck auf die Bremse, Power-Knopf drücken und es passiert – nichts. Wie schon beim von uns getesteten Kia Optima Hybrid zeigt der Hybrid-Lexus weder optisch noch melodisch dass es los gehen könnte. Doch nach Betätigen des gewöhnungsbedürftigen Automatikwählhebels, der immer wieder in seine Ausgangsposition zurückwandert, rollt der Lexus an. Bei warmen Motor mit Elektroantrieb, bei kaltem mit Benzinmotor. Die CVT-Automatik lässt sich im Modus Economy verbrauchsarm bewegen, kann an einem separaten Drehrad aber auch sportlich umgestellt werden. Dann hängt der Wagen willig am Gas und legt das zur Verfügung stehende Drehzahlband großzügiger aus. Leider ist der Geräuschpegel auf der Autobahn bei Gaswegnahme nicht ganz auf Luxusebene, die E-CVT-Automatik leistet sich hier Schwächen, die den Gesamteindruck trüben.

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Elektromotor permanent im Einsatz

Der permanent wirkende Elektromotor hilft aber nicht nur Drehmoment zu unterstützen, sondern auch den Verbrauch zu senken. Trotz teilweise schneller Fahrt mit Abschnitten bis zur angegebenen Höchstgeschwindigkeit von bis zu 180 Kilometer pro Stunde verbrauchte unser Testwagen maximal nur 6,5 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer. Von der theoretischen Werksangabe von nur 4,1 Liter auf dem Prüfstand allerdings auch wieder entfernt. Dennoch halten wir den Testwert für einen Benziner in der Kategorie der Kompakten für gut. Anders als im kürzlich getesteten Kia Optima Hybrid nutzt der Lexus die einmal produzierte Leistung nicht, um sie bei der Gaswegnahme gleich wieder in Bremsenergie umzuwandeln und dadurch einerseits die Batterie aufzuladen und andererseits den Vortrieb zu reduzieren. Der CT 200h segelt bei Gaswegnahme wie im Leerlauf und sichert damit der produzierten Energie die bestmögliche Nutzung zu.

Das Fahrwerk ist straff gefedert und kann auf unebenen Straßen schon fast als zu hart ausgelegt werden. Doch auf langen und schnellen Autobahnabschnitten zeigt es sich, dass die Abstimmung ein sehr souveränes und ausgewogenes Fahrerlebnis projiziert. Auch in Kurven auf Landstraßen gefällt der Lexus mit einer durchaus sportlichen Art, die eine beherzte Fahrweise unterstützt. Obwohl mit Frontantrieb ausgestattet, hat man selten den Eindruck, dass der Wagen zu stark untersteuern würde. Auch die Geschwindigkeitsabhängige Servolenkung passt und vermittelt einen direkten Kontakt zur Straße.

Elektrisch in der Stadt

Seine Qualitäten spielt der Lexus CT 200h sicherlich in der Stadt und dem Umland aus. Beschleunigt man sanft und schwimmt im Verkehr mit, kann man durchaus mehrere Kilometer rein elektrisch zurücklegen. Wir möchten hier gleich die Gelegenheit nutzen, mit einem häufig vorherrschenden Vorurteil aufzuräumen: Ein Hybrid-Fahrzeug nutzt die elektrische Energie um den herkömmlichen Motor in einem wesentlichen Bestandteil zu unterstützen, nicht um so lange wie möglich rein elektrisch unterwegs zu sein. Daher ist es auch irrelevant wie viele Kilometer das Testfahrzeug emissionsfrei durch Rekuperation zurücklegt, in unserem Fall sollen es bis zu zwei Kilometer sein, je nach bergiger Umgebung können es aber auch mehr oder weniger sein. Dennoch macht es Spaß elektrisch mit zu schwimmen. Hat man sich erst mal durch die komplizierte Navigation des Infotainment-Systems gearbeitet, kann man dem Energiefluss sogar beim Arbeiten zuschauen. Auch sind Minimal- und maximaler Verbrauch über ein Diagramm tagesgenau ablesbar. Das Hybridsystem teilt sich der Lexus mit dem Toyota Prius, von dem er auch das Chassis übernommen hat. Das System arbeitet unproblematisch und glänzt mit einer vorbildlichen Alltagsarbeit.

Infotainmentsystem mit Schwächen

Wie bereits angesprochen, ist das Infotainmentsystem nicht der größte Wurf des Fahrzeugs. Die Bedienführung verlangt Zeit und Eingewöhnung, bleibt dennoch manchmal unlogisch. Das Navigationssystem spricht mit zwei Stimmen, die Straßennamen werden von einer anderen „Dame“ vorgesprochen, leider zu leise und zu schnell. Spielerei, das können andere Hersteller besser. Insbesondere eine Exit-Funktion um von der Navigation ins Menü zurückzukehren, blieb uns bis zum Ende der Testperiode verborgen.

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Fazit

Der Lexus ist ein gutes Fahrzeug, der Hybridantrieb ausgereift und alltagstauglich. Der Innenraum ist zu verspielt, hier bleibt der europäische Geschmack ein wenig auf der Strecke, Motor und Fahrwerk sind im Großen und Ganzen in Ordnung. Ungenannt blieb bislang der Preis, der mit 27.600 Euro für die Basisversion schon gehörig ins Kontor schlägt, mangels einer Hybridlosen Version nur mit dem Wettbewerb zu vergleichen ist. Der neu auf den Markt gekommene Audi A3 Sportback e-tron startet mit einem Preis von 37.900 Euro. In unterschiedlichen Ausstattungspaketen kann der Lexus bis zu 38.850 Euro nachziehen. Damit muss man sich der Hersteller die Frage gefallen lassen, ob der Verbrauchvorteil diesen preislichen Aufschlag inklusive höherem Wertverlust wirklich wettmachen kann? Auch wenn die Entwicklung von Hybridantrieben Zeit und Geld kostet, wird der Erfolg dieser Fahrzeuge auch sicherlich am Verkaufspreis messbar bleiben. Im Jahr 2013 wurden laut Kraftfahrtbundesamt vom Lexus CT 200h in Deutschland 444 Fahrzeuge neu zugelassen. Eine Zahl die sicherlich auch mit dem hohen Einstandspreis zusammenhängt.

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