Wirtschaft Liquidität unter Druck: Moody's prüft Ratings der Zulieferer

Autor / Redakteur: Claus-Peter Köth / Svenja Gelowicz |

Die Coronakrise gefährdet die Liquidität der Zulieferer. Die Ratingagentur Moody's prüft nun europäische Lieferanten. Dabei bleiben sie insgesamt schwächer bewertet als Autobauer.

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Zahlreiche Automobilzulieferer stehen in Folge der Corona-Pandemie vor Liquiditätsproblemen.
Zahlreiche Automobilzulieferer stehen in Folge der Corona-Pandemie vor Liquiditätsproblemen.
(Bild: ZF)

Die Ratingagentur Moody's überprüft 16 europäische Autozulieferer, nachdem die Coronakrise die Liquidität der Unternehmen stark unter Druck setzt. Die Pandemie habe einen beispiellose und schweren Kreditschock für die Branche herbeigeführt, heißt es in einem Bericht von Moody's. Nach den Produktionsstopps und dem Nachfrageeinbruch fehlen Einnahmen, feste Produktionskosten verschärfen die Situation der Lieferanten zusätzlich.

Laut dem Bericht der Ratingagentur haben Zulieferer aller Kategorien zuletzt von niedrigen Zinssätzen profitiert. Damit waren ihre Fälligkeitsprofile besser als vor der Finanzkrise im Jahr 2008. Den Herausgebern von Wertpapieren, Emittenten genannt, stehen durchschnittlich 14 Prozent des Jahresumsatzes als liquide Mittel zur Verfügung. Emittenten mit Investment-Grade-Rating profitieren von einem besseren Zugang zu den Kapitalmärkten als die sogenannten Speculative-Grade-Emittenten und können somit flexibler reagieren, um den negativen Auswirkungen der Coronakrise auf den Cashflow zu begegnen.

Ungeachtet der gegenüber dem Jahr 2008 verbesserten Bonität und höheren Wertschöpfung pro Fahrzeug bleiben Autozulieferer im Durchschnitt schwächer bewertet als Automobilhersteller.
Ungeachtet der gegenüber dem Jahr 2008 verbesserten Bonität und höheren Wertschöpfung pro Fahrzeug bleiben Autozulieferer im Durchschnitt schwächer bewertet als Automobilhersteller.
(Bild: Moody's Investors Service)

Zulieferer bleiben schwächer bewertet als Autobauer

Grundsätzlich haben alle betrachteten Zulieferer verschiedenste Maßnahmen ergriffen, um die interne Liquidität zu verbessern – allen voran Kostensenkungen jedweder Form. Insgesamt stehen die Unternehmen besser da als vor der Finanzkrise. Generell jedoch bleiben Zulieferer schwächer bewertet als Automobilhersteller. Dafür gibt es laut Moody´s im Wesentlichen drei Gründe:

  • Die OEMs haben in der Regel einen stark diversifizierten Kundenstamm. Dagegen sind die Kundenportfolios der Zulieferer stark konzentriert, angesichts der vermeintlich kleinen Zahl an Herstellern. Das bedeutet für die OEMs eine starke Verhandlungsposition.
  • Zulieferer haben in der Regel nicht die Vorteile von Take-or-Pay-Verträgen. Das heißt, es gibt keine Zahlungsgarantie, die den Käufer, unabhängig davon, ob die Produkte hergestellt oder abgenommen werden, zur Zahlung eines festen Betrages verpflichtet. Wenn die Produktion der Hersteller zurückgeht, müssen die Zulieferer meist sehr kurzfristig nachziehen.
  • Lieferanten fertigen überwiegend maßgeschneiderte Komponenten und Systeme – für einzelne Plattformen und Modelle ihrer Kunden. Infolgedessen können viele Produkte nicht anderweitig verkauft werden, sollten die Abrufzahlen der jeweiligen OEMs zurückgehen.

Im Dezember 2019 hatten vier der bereits im Juni 2008 bewerteten Zulieferer die gleiche (Autoliv) oder höhere (Michelin, Hella und Continental) Bewertung; lediglich Valeo wurde eine Stufe niedriger bewertet. Nach der jüngsten Herabstufung Ende März hat Continental nun die gleiche Bewertung wie 2008.
Im Dezember 2019 hatten vier der bereits im Juni 2008 bewerteten Zulieferer die gleiche (Autoliv) oder höhere (Michelin, Hella und Continental) Bewertung; lediglich Valeo wurde eine Stufe niedriger bewertet. Nach der jüngsten Herabstufung Ende März hat Continental nun die gleiche Bewertung wie 2008.
(Bild: Moody's Investors Service)

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