Fahrzeugentwicklung

Low-Budget-Cars: Weniger wird mehr

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Es geht nur lokal

Die Margen im Segment sind nämlich so gering, dass bei Entwicklung und Produktion extrem scharf kalkuliert werden muss. Aufwendige Elektronik-, Antriebs- und Fahrwerkskonzepte verbieten sich ebenso wie eine hochautomatisierte, teuer zu installierende Fertigung. Statt dessen setzen die OEMs auf eine lokale Fertigung, und zwar dort, wo die Arbeitslöhne niedrig liegen. VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg formuliert: „Die Umsetzung von Low-Budget-Fahrzeugen ist nur durch lokale Lieferanten, regionale Arbeitsverfahren und zu ortsüblichen Arbeitskosten möglich.“

Zumutung für sich entwickelnde Länder

Keine Zukunft haben praktisch unveränderte ausgelaufene Baumuster aus den entwickelten Märkten. In den letzten Jahren hat sich das entsprechende Angebot merklich ausgedünnt. VW Golf I, der auf dem Fiat 124 basierende Lada, der Peugeot 504 oder der bei Zastava gefertigte Fiat 128 sind verschwunden. Noch gibt es in Mexiko den Nissan Tsuru, der auf dem Sunny der achtziger Jahre basiert; in Brasilien laufen bei Fiat der aus dem Uno entwickelte Mille sowie bei Chevrolet der auf dem alten Opel Corsa basierende Celta vom Band. Doch der Stern dieser Typen ist am Sinken. Was Nostalgiker in Europa zum Schwärmen bringt, gilt in den sich entwickelnden Ländern verstärkt als Zumutung.

Die Autos müssen gut aussehen

Beim modularen Low-Cost-Cockpit von Visteon kann die Beifahrerseite völlig entfallen.
Beim modularen Low-Cost-Cockpit von Visteon kann die Beifahrerseite völlig entfallen.
(Foto: Visteon)

Denn mittels Internet können sich die Kunden heute global informieren. Und so kann sich ein konsequent aufgebautes Markenimage inzwischen keine lokalen Skurrilitäten mehr erlauben. Deshalb verzichtet beispielsweise auch General Motors darauf, die für China entwickelten Modelle der Marke Baojun anderswo unter dem Chevrolet-Signet feilzubieten: „Wir können uns das nicht vorstellen“, so Marketingchef Alan Batey im Gespräch mit »Automobil Industrie«: „Chevrolet soll überall für die gleichen Werte stehen.“ Damit meint er auch die Produktsubstanz – denn die fehlt der Marke Baojun nach Aussage eines in China arbeitenden GM-Managers: „Die Baojun-Modelle sind eindrucksvoll gezeichnet, aber unter dem Blech ist das Technik von gestern.“ Genau das macht allerdings den Erfolg vieler Low-Cost-Modelle aus. Die Autos müssen gut aussehen – was unter dem Blech steckt, ist noch immer zweitrangig.

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