Fahrbericht Nissan Juke: Schick aber ohne Wumms
Optisch kommt auch die zweite Generation des Nissan Juke durchaus gewagt daher. Der unter der Haube werkelnde Dreizylinder ist für den extrovertierten SUV-Zwerg jedoch ein bisschen zu brav.
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Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Das Auto manchmal auch. Zehn Jahre lang hat Nissan die erste Generation des Juke verkauft. Er war extravagant, aber klein. Seit dem vergangenen Jahr ist der Nachfolger des SUVs auf dem Markt – und er ist vor allem größer geworden.
Das auffällige Aussehen hat sich der Juke in der zweiten Generation bewahrt. Die Front wirkt vielleicht ein bisschen angepasster als bisher. Die zweigeteilten Scheinwerfer, die wie Augen mit Brauen wirken, sind geblieben, aber gefälliger in die Front eingepasst. Die Tagfahrlichter flankieren die Chromspange, die den Kühlergrill einfasst. Gleichzeitig wirkt der Juke im Vergleich zum Vorgänger muskulöser, aber auch gedrungener. Wie ein zu klein geratener Bodybuilder, den man ein bisschen knuffig findet.
Innen ist der Juke nicht ganz so extravagant gestaltet, kommt jedoch mit seiner Mischung aus unterschiedlichen Kunststoffoberflächen und lackierten Teilen frisch und peppig daher. In Sachen Bedienbarkeit gibt es nichts zu meckern. Man findet alles, was man sucht. Das gilt auch für das Infotainment-System und die Navigation. Alles funktioniert flüssig, die Menüführung ist logisch und die Bedienung funktioniert intuitiv. Dank Apple Carplay und Android Auto lässt sich das Smartphone problemlos per USB-Kabel anschließen und integrieren.
Plötzlich Platz
Der Juke bietet in der neuen Generation plötzlich tatsächlich Platz. Der im Vergleich zum Vorgänger um fast elf Zentimeter deutlich gewachsene Radstand macht sich vor allem auf der Rückbank bemerkbar. Da kann man problemlos länger sitzen. Für Fahrer und Beifahrer ist der Juke sowieso ausreichend dimensioniert. Aber im Kopf will sich das gute Raumgefühl nicht so einstellen. Denn die hinten weit hoch gezogene Gürtellinie sorgt für kleine Fenster. So fühlt sich das Auto enger an als es ist. Und die Rundumsicht leidet dadurch – ohne Rückfahrkamera sollte man den Juke nicht bestellen.
Der Kofferraum ist mit 422 Litern alltagstauglich. Er verfügt über einen Zwischenboden, unter dem sich bei Bedarf kleiner Dinge verstauen lassen. Gleichzeitig sorgt der Boden dafür, dass man schwere Dinge nicht so tief herausheben muss. Er lässt sich jedoch komplett herausnehmen, sodass man das Volumen voll nutzen und etwas größere Dinge transportieren kann. Bei umgelegter Rückbank fasst der Juke 1.088 Liter.
Luft nach oben bei der Leistung
Als einzigen Motor bietet Nissan im Juke einen Ein-Liter-Dreizylinder mit 86 kW/117 PS an. Er verrichtet seine Aufgabe ordentlich, aber nicht mit besonders großem Enthusiasmus. Da nützt es nichts, wenn man den Juke per „D-Mode“-Knopf in den Sportmodus schaltet. Gerade auf kurvigen Landstraßen braucht es den Schalthebel recht häufig und man dreht den kleinen Dreizylinder gerne mal röhrend hoch. Er ist also eher etwas für sehr entspannte Fahrer.
Am Ende liegt dann der tatsächliche Verbrauch gern mal deutlich über den im Datenblatt angegebenen 4,9 Litern. Unser Testwagen hatte im Übrigen noch die Abgasnorm Euro 6d Temp. Inzwischen hat Nissan den Motor leicht überarbeitet und auf Euro 6 full umgestellt. Dabei sind drei PS auf der Strecke geblieben.
Insgesamt würde etwas mehr Kraft dem Juke gut zu Gesicht stehen. Der schwachbrüstige Motor passt nicht zum selbstbewussten Äußeren. So ist das SUV ein kleiner Blender.
Nur zu gut könnte man sich den knuffigen Muskelprotz als Mini-Sportler mit deutlich mehr Leistung, großen Rädern und vielleicht sogar großem Flügel vorstellen. Das wäre doch mal eine Aufgabe für Nissans Haustuner Nismo…
Ach Moment. Den Nismo-Juke gab es bereits beim Vorgänger. Na dann: Hoffentlich kommt da in der aktuellen Generation auch was. Das könnte dann tatsächlich richtig Spaß machen.
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