Fahrbericht Opel Crossland X – Das war wohl X

Autor / Redakteur: Jan Rosenow / Jens Scheiner

Im Crossland X will Opel zwei Fahrzeugkonzepte vereinen: das modische SUV und das praktische Familienauto. Das geht nicht ganz ohne Kompromisse ab.

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Kleiner Sonnenschein: Der Crossland X ist Opels kleinstes SUV.
Kleiner Sonnenschein: Der Crossland X ist Opels kleinstes SUV.
(Bild: Rosenow / »kfz-betrieb«)

Modisches SUV statt langweiliger Van – vor den Kindergärten und Grundschulen ist die Wachablösung der Fahrzeugkonzepte in vollem Gange. Und daran ist Opel nicht ganz unschuldig: Die Rüsselsheimer haben ihren ehedem so erfolgreichen Minivan Meriva durch das Mini-SUV Crossland X ersetzt. Mit 4,21 Metern Länge ist es zwar fast genauso groß wie der bekannte Mokka X, tritt aber in einem anderen Marktsegment an: Während der Mokka mit Allradantrieb und leistungsstärkeren Motoren (noch Original-Opel!) eher sportliche Akzente setzt, will der bereits auf dem PSA-Baukasten basierende Crossland X nichts anderes sein als ein etwas höher gelegter und besonders variabler Kompaktwagen.

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Bei einem Familienauto steht das Platzangebot im Mittelpunkt. Hier kann sich das kleine SUV gut in Szene setzen: Auf der Grundfläche eines Kompaktwagens bringt er vier Personen sehr anständig unter. Sowohl die Bein- als auch die Kopffreiheit sind mehr als ausreichend. Nur an der relativ geringen Innenraumbreite merkt man, dass der Crossland X zur Kleinwagenklasse gehört. Angesichts der Platznot in den Innenstädten ist das schmalere Auto aber häufig das bessere.

Mit dem generösen Innenraumvolumen des früheren Meriva kann der Crossover aber nicht mithalten. Hier schlägt das Design die Praktikabilität – aber die Kunden wollen es ja nicht anders. Immerhin leidet der Rüsselsheimer nicht wie viele Konkurrenten an Übergewicht: Mit 1.248 Kilogramm ist auf der Waage praktisch kein SUV-Zuschlag zu erkennen.

Viele Fahrerassistenzsysteme, viele Fehlfunktionen

Am Bedienkonzept des Crossland X ist der Einfluss der französischen Konzernmutter zu erkennen. An die Stelle der früher Opel-typischen Knöpfchenwüste ist ein großer Touchscreen getreten, mit dem sich die meisten Funktionen steuern lassen. Das geht mit etwas Eingewöhnung ganz gut, zumal sich die wichtigsten Menüpunkte mit festen Tasten aufrufen lassen. Auch die Klimaanlage behielt ihr eigenes Bedienpanel.

In Sachen Fahrerassistenz ist der Rüsselsheimer gut aufgestellt: Automatischer Parkassistent, Frontkollisionswarner mit automatischer Bremsung und Fußgängererkennung, Spurhalte- und Spurwechselassistent sowie Verkehrsschilderkennung sind zwar vorhanden. Der Fahrer sollte aber seine Verantwortung nicht zu stark auf sie delegieren: Die Verkehrszeichenerkennung lag oft daneben, der Spurwechselassistent meldete mehrfach einen Funktionsausfall und der Spurhalteassistent sprach auf jede Linie auf der Fahrbahn an – nicht nur auf die korrekten.

Ein Opel-Erbe, das hoffentlich auch im PSA-Konzern fortbestehen wird, sind die guten Sitze. Immerhin haben die Franzosen den Rüsselsheimer Ingenieuren die Verantwortung für die gesamte Sitzentwicklung im Konzern übertragen. Selbst das kleinste SUV im Opel-Programm besitzt bequeme, vielfach verstellbare Möbel, deren Polsterung auch nach 700 Autobahnkilometern an einem Tag nicht schlappmacht. Der Langstreckenkomfort wird lediglich durch die lauten Windgeräusche und das stuckerige Fahrverhalten etwas getrübt. Die hinteren Sitze lassen sich einzeln verschieben und verstellen – damit erweist der Crossland X den Qualitäten seines Van-Vorgängers Respekt.

Der Dreizylinder läuft laut und rau

Beim Triebstrang greift Opel auf den 1,2-Liter-Dreizylinder-Ottomotor aus dem PSA-Konzern zurück, der mittlerweile in praktisch allen Klein- und Kompaktwagenmodellen des Hauses zum Einsatz kommt. Im Testwagen werkelte die stärkste Variante mit 96 kW/130 PS, der man sachlich wenig vorwerfen kann. Leistung und Drehmoment reichen vollkommen aus, der Verbrauch geht mit rund sieben Litern (bei Autobahnfahrt) in Ordnung. Aber der extrem raue Lauf des Dreizylinders und das etwas ruppige Anfahrverhalten stören im Alltag ebenso wie das Getriebe mit seinen langen Schaltwegen und der unexakten Hebelführung.

Doch das Wort „Sport“ in SUV (Sport Utility Vehicle) wird beim Crossland X nicht so groß geschrieben wie „Utility“ (Nutzen). Als nützliches Familienauto kann der Opel allemal überzeugen, und mit einem Grundpreis von 18.400 Euro passt er auch preislich ins Familienbudget.

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