Fahrbericht Porsche Macan S: Der Fremdzünder

Autor / Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Jan Rosenow / Jens Scheiner |

Mit dem Turbo-Sechszylinder ist der Macan S souverän motorisiert und fährt sich durchaus sportlich. Vielfahrer dürften den Diesel trotzdem vermissen.

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Trotz SUV-Bulligkeit zeigt der Macan genug Eleganz, um als echter Porsche durchzugehen.
Trotz SUV-Bulligkeit zeigt der Macan genug Eleganz, um als echter Porsche durchzugehen.
(Bild: Sven Prawitz/»Automobil Industrie«)

Der Siegeszug der SUVs wäre in Deutschland nicht denkbar gewesen ohne den Dieselmotor: Drehmomentstark und sparsam ist der Selbstzünder die einzige vernünftige Antriebsquelle für die wuchtigen und schweren Stadtgeländewagen. Und nun kommt Porsche und schafft in den Modellen Macan und Cayenne den Diesel ab. Das hat Folgen.

Zum Beispiel im Verkauf: Wahrscheinlich lässt sich der Rückgang der Neuzulassungen von 8.921 Einheiten 2017 auf 6.732 Fahrzeuge 2018 nicht allein am fehlenden Diesel festmachen – aber eine Rolle spielt das sicher, vor allem für Vielfahrer. Doch wie sieht es beim Fahrgefühl aus? Hier dürfte echten Porsche-Fans ein rassiger Sechszylinder-Otto doch viel näher sein als der rau laufende und wenig drehfreudige Diesel?

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Und in der Tat macht es der drei Liter große V6 mit Turboaufladung dem Fahrer sehr leicht, ihn zu mögen. Eine Laufkultur wie ein Elektromotor, und das bei einem rassigen, aber nicht zu lauten Klang (zumindest, solange die Abgasklappe geschlossen ist) – damit macht der Macan S Werbung für den klassischen Verbrenner. Mit 480 Newtonmetern steht zudem ausreichend Drehmoment bereit, das vom schnell schaltenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe kompetent verwaltet wird.

Natürlich steht mittlerweile auch bei Porsche der Verbrauch und nicht die Fahrleistung im Mittelpunkt der Schaltstrategie. Im „normalen“ Fahrmodus schaltet das Getriebe so schnell wie möglich in den höchsten Gang; dann schnürt der Wagen leise und sparsam mit weniger als 1.500 Umdrehungen daher. Beim Beschleunigungswunsch muss er aber erst einmal Getriebezahnräder und Gassäulen sortieren, bevor er zu Porsche-typischer Dynamik zurückfindet. Wer auf einer kurvenreichen Straße unterwegs ist oder häufig überholen muss, der sollte in den S-Modus schalten, was sich mit einem kleinen Drehschalter im Lenkrad schnell und haptisch befriedigend erledigen lässt.

Verbrauch: Unter zehn Liter ist möglich, aber ...

Ein toller Motor also, doch es gibt einen Pferdefuß: Trotz aller Bemühungen kann ein turbogeladener Benziner in einem fast zwei Tonnen schweren SUV einfach nicht so sparsam sein wie ein Diesel. Im Langzeitspeicher des Testwagens war bei der Übernahme ein Durchschnittswert von 13,4 Litern vermerkt. Der Autor schaffte es auf einer längeren Fahrt auf der A3 am Freitagnachmittag (Durchschnittstempo 75 km/h) immerhin unter die Zehn-Liter-Grenze.

Wer den Sprit nicht selbst zahlen muss, für den ist der Macan aber ein hervorragendes Reiseauto: Schnell, leise und mit enormem Überholprestige. Die im Testwagen verbauten „adaptiven Sportsitze“ zu 1.785 Euro Aufpreis finden den bestmöglichen Kompromiss zwischen sportlichem Seitenhalt und flauschigem Komfort. Ein geniales Gestühl!

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Porsche bleibt den Rundinstrumenten treu

Im Cockpit blickt der Fahrer auf Porsche-typische Rundinstrumente, von denen glücklicherweise bislang nur eines durch einen Bildschirm ersetzt wurde. Bei der Bedienung setzt Porsche ebenfalls auf ein eigenes Konzept mit vielen Knöpfen, wobei deren Verteilung nicht immer ganz logisch ist und auch wichtige Schalter fehlen (zum Beispiel gibt es keinen Knopf zum Weiterblättern in einer Playlist).

Das Platzangebot ist für ein Sportvehicle generös, für ein Utility aber klapp – vor allem auf der Rücksitzbank. Der Kofferraum bietet hingegen trotz der elegant abfallenden Dachlinie ausreichend Volumen.

Bei einem Porsche über den Preis zu reden macht wenig Sinn, deshalb hier nur die Fakten: In der Variante S mit 260 kW/354 PS beläuft sich der Grundpreis auf 64.356 Euro. 356? Traditionsreiche Zahlenkombinationen haben sie bei Porsche einfach gern. Schön wäre es, wenn sich die zahlreichen Extras des Testwagens dann auf 911 Euro summieren würden, aber in Wahrheit sind es 29.416,80 Euro. Auch das ist eben Porsche.

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